In guten wie in schlechten Zeiten

Zu Beginn werden Wachstumsmärkte mit hervorragenden Wachstumschancen verbunden. Doch sind vor allem nicht reife Märkte volatil. Wer sich langfristig engagiert, muss sich darauf einstellen, dass es auch mal bergab geht. Was man tun kann, wenn die Krise richtig zuschlägt.

Schlägt die Krise mit voller Wucht zu, gilt es schnell zu handeln. Meist ist der Exit keine Option. Zum einen ist es eine Frage der Zeit, wann sich die Marktlage wieder bessert. Zum anderen ist es in Brasilien sehr teuer, aufwendig und langwierig, eine Auslandsgesellschaft zu schließen.

Vor allem als deutscher Mittelständler muss man aus der Ferne vertrauen, dass das lokale Management oder auch die entsandten Expatriates Fähigkeiten und Erfahrungen haben, auch durch eine Krise zu steuern.

Überlebenskunst in Brasilien

Ein Familienunternehmen mit einer Produktionsstätte in Brasilien ist in eine Schieflage geraten. Das lokale Management, der Geschäftsführer ist von der deutschen Zentrale entsandt, muss schnell die Verlustsituation in den Griff bekommen. Es holt einen Interim Manager mit Erfahrung in Brasilien an Bord. Dieser erarbeitet die kurzfristigen Ziele. Er analysiert die Situation, generiert Cash und verhandelt die Lieferantenkredite neu, um die Versorgung mit Rohmaterialien und Dienstleistungen zu gewährleisten. Schnell leitet er entsprechende Aktionen ein. Vor allem dort, wo eine entsprechende Detailgenauigkeit geboten ist. Etwa, wenn es um die Kostenreduktion und die genaue Überprüfung aller Dienstleistungskontrakte geht. Er reduziert das Produktportfolio signifikant nach Margenkriterien. Zudem reduziert er Bestände und die Forderungsreichweite von 60 auf 15 Tage.

Was in Brasilien erschwerend hinzukommt, ist das Wechselkursrisiko: Während der Restrukturierung traf das Unternehmen auch noch eine massive Abwertung der brasilianischen Währung um 34 Prozent. Dies war besonders kritisch, da 70 Prozent der zu verarbeitenden Ware importiert wurde. Mit Hochdruck arbeitete das Unternehmen fortan verstärkt mit lokalen Zulieferern. Um weitere Währungsrisiken zu senken, wurden Lieferantenverträge über längere Zeiträume neu verhandelt. Bewusst wurden Exporte angekurbelt, um auch damit ein gewisses Hedging zu betreiben.

Als ein sinnvolles Instrument hat sich auch das „Cash Committee“ erwiesen, das täglich über die Verwendung der verfügbaren Barmittel entscheidet. Das Unternehmen führte Verhandlungen mit Banken, aber auch den Behörden, um Stundungen für Kredite, Gebühren, Abgaben und Steuern zu erhalten. Hier sind gute Kenntnisse und Beziehungen zu den verschiedenen Institutionen erforderlich.

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