„Wir konzentrieren uns auf kleine Firmen in Nischen“

Vertevis Capital Partners ist ein in Frankfurt gegründeter Impact-Investor, der gerade seinen ersten Fonds auflegt.
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Vertevis Capital Partners ist ein in Frankfurt gegründeter Impact-Investor, der Nachfolgelösungen und Buy-outs im Small-Cap- und Lower-Mid-Cap-Bereich umsetzt und gerade seinen ersten Fonds auflegt. Der Fokus liegt auf kleinen Nischenunternehmen in Built Environment, Climate Solutions und kritischer Infrastruktur. Wir sprachen mit Gründerin und CEO Sadia Wern-Sukhera über den Investitionsansatz von Vertevis, die Messbarkeit von Impact und aktuelle Chancen im Markt.

Unternehmeredition: Vertevis ist ein junger Impact-Investor. Erklären Sie doch bitte kurz Ihren Investitionsansatz.

Sadia Wern-Sukhera: Ende 2022 habe ich die Firma in Frankfurt allein gegründet. Heute sind wir zehn Personen und raisen unseren ersten Fonds. Parallel investieren wir bereits in Nachfolgelösungen und Buy-outs im Small-Cap- und Lower-Mid-Cap mit klarer Zukunftsperspektive. Ökonomisch funktioniert unser Impact-Fonds wie ein Private-Equity-Fonds. Unser Impact-Ansatz ist keine Alternative, sondern die logische Weiterentwicklung des klassischen Investments.

Woran machen Sie den Impact fest?
Wir suchen Firmen, deren Produkte oder Services entweder eine soziale oder eine Klimawirkung haben. Wir haben zum Beispiel in Ecoworks investiert. Das ist eine junge Firma, die alte Wohnhäuser so saniert, dass sie von Energieeffizienzklasse F auf B kommen. Die Menschen können während der Sanierung im Haus wohnen bleiben und sie zahlen anschließend nur eine leicht höhere Miete. Die Alternative wäre es, die Häuser abzureißen und neu zu bauen. Dann kommt man auf Effizienzklasse A, aber die ursprünglichen Mieter können sich die teuren Mieten nicht mehr leisten. Das ist der soziale Impact. Ecoworks betreibt Haussanierungen IT-getrieben und seriell, was zu größerer Kostensicherheit und deutlich kürzeren Umbauzeiten führt. Den Impact kann man gut messen: von Energieeinsparung bis CO2-Minderung. Hinzu kommt die gute Skalierbarkeit des Ecoworks-Ansatzes. Hunderte, ja Tausende Häuser lassen sich so sanieren, was zu einem hohen ökonomischen Nutzen führt.

Hat Vertevis einen Branchenfokus?

Wir fokussieren uns auf Unternehmen in den Bereichen Built Environment und Climate Solutions, sowie auf Services in kritischer Infrastruktur. Primär zählt für uns jedoch die Unternehmensgröße. Im Zentrum stehen Betriebe mit etwa 3 Mio. bis 5 Mio. EUR EBITDA und 30 bis 100 Mitarbeitern. Der Impact-Gedanke zählt: Diese Unternehmen sind für klassische Private-Equity-Fonds selten attraktiv und erhalten kaum politische Fördermittel. Doch gerade der mittelständische Kern bildet ein wesentliches gesellschaftliches Fundament. Auf dieses Segment richten wir unser Engagement. Unser Motto: Invest Germany, Invest Small Cap.

Ist es aktuell schwieriger in Impact zu investieren, als in wirtschaftlich guten Zeiten?

Der Markt hat sich in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten klar zugunsten der Käufer verschoben, die teils astronomischen Corona-Multiples sind gefallen. Abseits der Finanzierung entstehen attraktive Chancen, auch bei insolventen Firmen, deren Probleme heute meist auf das Marktumfeld zurückgehen, nicht auf das Businessmodell. Hohe Energiekosten und überbordende Regulierung treiben oft solide Unternehmen in die Insolvenz. Gleichzeitig lassen sich Businessmodelle weiterentwickeln, Produkte neu ausrichten und zusätzliche Absatzmärkte erschließen. Entscheidend sind eine klare Vision und die Bereitschaft, pragmatisch anzupacken.

In welchem Verhältnis stehen Impact und Rendite?

Impact Investments sind keine philanthropische Ausnahme, sondern eine klare strategische Asset-Klasse, die globalen Megatrends folgt. Sie reduzieren regulatorische Risiken und erzielen langfristig mindestens vergleichbare, oft höhere Returns. Kapital wirkt immer; entscheidend ist die Richtung. Wir investieren heute in Märkte, die sich rasant verändern: Klimarisiken, Ressourcenknappheit und technologische Disruption setzen klassische Businessmodelle unter Druck. Unternehmen, die diese Faktoren integrieren, werden die Gewinner sein. Impact bedeutet Investment in Infrastruktur, Kreislaufwirtschaft, Gesundheit, Bildung und Ernährung. Dafür braucht es keinen philanthropischen Filter. Es sind Zukunftsmärkte mit realer Nachfrage, skalierbaren Lösungen und planbaren Renditen.

Was macht Vertevis aus?

Diversität ist unser oberstes Prinzip. Unser zehnköpfiges Team vereint sieben Nationalitäten und ist zumindest in Deutschland die einzige Private-Equity-Firma, gegründet von einer First Generation Female Migrant. Diese Vielfalt erzeugt echte kollektive Intelligenz: Herausforderungen werden aus verschiedenen Perspektiven gelöst und stärken unsere Resilienz. Zudem verfügt unser Team über ausgeprägte Industrieexpertise. Wir investieren gezielt in Nischen und in Unternehmen, die bei großen Private-Equity-Häusern oft durch die Filter fallen, etwa weil sie kleiner oder komplexer strukturiert sind. Diese Strategie aus Diversity, Impact, Small-Cap-Fokus und Niche Investing müssen wir Investoren erst vermitteln. Für viele ist das unbekanntes Terrain, aber unser außergewöhnlicher Kampfgeist trägt uns.

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieser Beitrag erscheint auch im Update unserer nächsten Spezialausgabe „Investoren im Mittelstand“ (Erscheinungszeitpunkt: zum Jahresende).


ZUR INTERVIEWPARTNERIN

Foto: © Vertevis

Sadia Wern-Sukhera,

Gründerin und CEO,

Vertevis Capital Partners GmbH,

Frankfurt

info@vertevis.com

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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