Wechsel des Investors

Mächtig Musik im Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr, sagt Thorsten Reuber, war bei Teufel „mächtig Musik drin“. Das ist für den 1980 vom Berliner HiFi-Tüftler Peter Tschimmel gegründeten Lautsprecher-Spezialisten auf den ersten Blick sicherlich nicht so ungewöhnlich. Auf den zweiten Blick allerdings wird schnell klar, dass Vorstandschef Reuber weniger von seiner Produktpalette spricht. Denn fast pünktlich zum 30. Geburtstag des Unternehmens im Sommer bekam Teufel einen neuen Eigentümer: Die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Riverside, seit 2006 im Boot, verkaufte ihre Anteilsmehrheit an den Private-Equity-Investor HGCapital. Der Kaufpreis, heißt es aus der Branche, habe „im niedrigen dreistelligen Millionenbereich“ gelegen. Offiziell äußert sich keiner der Beteiligten dazu.

Stetiges Wachstum

Denn im Schnitt der vergangenen Jahre, sagt Thorsten Reuber, sei der Umsatz bei Teufel jährlich um gut 20% gewachsen, das Geschäft sei insgesamt sehr profitabel. Das hat auch damit zu tun, dass die Berliner Audio-Spezialisten sich seit 1990 ausschließlich auf den Direktvertrieb an den Endkunden spezialisiert haben. Der läuft mittlerweile natürlich im Wesentlichen über das Internet, erst im Juni wurde die Teufel-Webseite gründlich überarbeitet. Der Hauptvorteil: „Dadurch, dass die Händlermarge wegfällt, können wir den Kunden zum gleichen Preis entweder ein deutlich besser ausgestattetes Produkt anbieten – oder eben preiswerter sein als der Wettbewerb“, sagt Thorsten Reuber. Und schiebt schnell hinterher, dass allein die Preisführerschaft für die Teufel-Crew nicht entscheidend ist. Denn in der HiFi-Szene zählten vielmehr die Produktqualität und der Ruf, den sich ein Hersteller erarbeitet hat.

Verschmelzung von HiFi- und Digital-Welt

Auch hier hat Teufel etliche Lorbeeren vorzuweisen: Bei Tests in der Fachpresse schneiden die selbst entwickelten Produkte regelmäßig sehr gut ab, spielen bei Vergleichstests vorne mit. „Der Anspruch ist hoch“, sagt Reuber. Zumal sich die Palette im Laufe der Jahre erheblich erweitert hat: Was mit Selbstbau-Lautsprechern begann, deckt mittlerweile ein Spektrum von Docking-Stations und Lautsprechern für Apples iPod über „klassische“ Stereo-Anlagen und Boxen bis hin zu Heimkino-Installationen mit dem Sound-Standard THX ab. Jüngste Erweiterung ist der Bereich Audio-Streaming. Im Dezember 2010 übernahm Teufel die Berliner Raumfeld GmbH, die sich auf digitale Audioformate und Netzwerktechnologien spezialisiert hat. „Wir vereinen die Möglichkeiten und die Vielfalt des Internets mit unseren Ansprüchen an Soundqualität“, schwärmt Thorsten Reuber. Die „komplett neuen Anwendungsszenarien“, ist der Teufel-Chef überzeugt, böten „erhebliches Marktpotenzial“. An der Verschmelzung komme man im Grunde nicht mehr vorbei.

Investor als Sparringspartner

Von der Begeisterung, die bei diesem Thema in Thorsten Reubers Stimme mitschwingt, hat sich schließlich auch Sascha Kaumann überzeugen lassen. Denn ursprünglich, sagt der bei HGCapital für Teufel zuständige Investment-Manager, habe diese Akquisition aus seiner Sicht nicht auf der Agenda gestanden. Gleichwohl sei sie auch Ausdruck des Selbstverständnisses, mit dem HGCapital seine Investments begleite: „Wir verstehen uns als aktive Sparringspartner des Managements“, sagt Kaumann. Zwar halte sich HGCapital aus dem Tagesgeschäft heraus. Beidseitige Denkanstöße und gemeinsames Arbeiten an der mittel- und längerfristigen Strategie seien aber „sehr gewünscht“, betont Kaumann. „Wenn jede Seite ihr Know-how einbringt, verhindert das auch Betriebsblindheit.“ Das bestätigt auch Thorsten Reuber. „Wir führen sehr kreative Diskussionen.“

Fokus Internationalisierung

Dabei, betont Reuber, sind sich das Teufel-Team und der Investor darüber einig, dass der Wachstumskurs des Unternehmens eher noch beschleunigt werden soll. „Ich kann mir auch größere Zuwachsraten als bisher vorstellen“, sagt Sascha Kaumann. Die Expansion soll in Wesentlichen auf drei Säulen fußen: Der zunehmenden Internationalisierung, dem weiteren Ausbau der Produktentwicklung und der Perfektionierung des Service. Seit März gibt es neben der deutschen und einer englischen Website auch eine niederländische Variante, weitere sind geplant. „Wir werden sukzessive unsere Länderangebote ausbauen“, sagt Thorsten Reuber. Denn das Geschäftsmodell von Teufel, der Direktvertrieb übers Netz, sei nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern in ganz Europa nahezu einmalig. Gleichzeitig soll das Profil als Audio-Komplettanbieter „konsequent geschärft“ werden. Oberstes Ziel beim Service ist es, „das Kundenerlebnis nicht nur auf dem hohen erreichten Standard zu halten, sondern noch deutlich zu verbessern“. Damit auch in Zukunft bei Teufel in jeder Hinsicht mächtig Musik drin ist.

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