„Unternehmerisch, partnerschaftlich, langfristig“

Interview mit Philipp Amereller, geschäftsführender Partner, Silver Investment Partners GmbH & Co. KG

Seit 2009 hat Silver Investment Partners (SIP) 14 Mittelständler auf dem Weg bei ihrem Wachstum unterstützt.
© MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Seit 2009 hat Silver Investment Partners (SIP) 14 Mittelständler auf dem Weg zu Wachstum unterstützt. Das Team verfügt zusammengenommen über mehr als 100 Jahre Investmenterfahrung.

Unternehmeredition: Eine Leitlinie bei SIP lautet: Am Ende steht ein größeres, stärkeres, besseres Unternehmen. Geben Sie mir ein Beispiel dafür?

Philipp Amereller: Ein stärkeres Unternehmen entsteht in unseren Beteiligungen immer durch die Kombination aus Zeiteinsatz, Unterstützung und Kapital. Beim Präzisionsfertigungsunternehmen PTF haben wir beispielsweise zwei ­Zukäufe getätigt, gleichzeitig aber auch am Standort in Stollberg einen zweistelligen Millionenbetrag in Maschinen, in einen Neubau sowie in ein bestehendes Werk in China investiert. Damit ist die Gruppe auf ein Dreifaches des Umsatzes zum Übernahmezeitpunkt angewachsen. Entscheidend war dafür, dass wir neben Maschinen und Zukäufen auch in IT-Systeme und Strukturen inves­tiert haben. Wenn wir Unternehmen erwerben, haben diese oft Poten­zial, das noch nicht vollständig ausgeschöpft ist. Meist braucht es dann ERP-Systeme und andere Strukturen. ­Insofern ist PTF nicht nur gewachsen, sondern wir konnten es auch deutlich stärker aufstellen als vor zehn Jahren.

Aber braucht es fürs Wachstum am ­Ende nicht doch immer Akquisitionen?

Nein. Das beste Beispiel dafür ist die Landbäckerei Sommer: Hier war eine Buy-and-Build-Strategie zunächst nicht aufgegangen, aber wir konnten das ­Unternehmen auch ohne Akquisitionen stärken, indem wir viel verändert ­haben. So haben wir unter anderem die Marke mit neuem Logo verjüngt und das CI-Portfolio komplett gedreht. Parallel haben wir mehr als 50% der Filialen geschlossen und durch eine größere Zahl an neuen, besseren Filialen ersetzt. Aufgrund der höheren Produktqualität und der Repositionierung konnten die Filialen ihren durchschnittlichen Umsatz sodann mehr als verdoppeln.

Für SIP ist Teamwork sehr wichtig. Wie erreicht SIP ein starkes Teamwork bei Beteiligungsunternehmen?

Wir organisieren dafür zum Beispiel ­Zusammenkünfte zwischen den obersten Managementebenen. Das Managementteam von Alvara, das an unterschiedlichen Standorten sitzt, kommt beispielsweise für Strategieworkshops zu uns ins Büro nach Königstein. Darüber hinaus sind wir als Integrator, Sparringspartner und Moderator innerhalb der Managementteams tätig. Und wir unterstützen auch den Austausch zwischen den unterschiedlichen Unternehmen in unserem Portfolio, etwa zu Best Practices. Uns ist für die Zusammen­arbeit auch wichtig, dass sich die Verkäufer an der gemeinsamen Holding rückbeteiligen und damit natürlich pro rata auch an den Tochtergesellschaften. So ziehen alle am selben Strang.

Typische Beteiligungsanlässe von SIP sind Nachfolgen, Veränderungen im Gesellschafterkreis, Konzern­ausgliederungen oder Wachstums­kapital. In welchen Bereichen haben sich durch Corona starke Veränderungen ergeben?

Das lässt sich schwer verallgemeinern. Konzerne werden meiner Einschätzung nach jetzt vermehrt Bereiche ausgliedern und veräußern, die nicht Kerngeschäft sind und die sie sonst noch „mitgetragen hätten“, insbesondere wenn während der Pandemie KfW-Darlehen aufgenommen wurden. Bei uns ist es letztlich immer einzelfall­abhängig, da wir in Nischenmärkten ­tätig­ sind. Da kann sich eine Nische ganz anders entwickeln als die Gesamt­branche. Bei PTF lief der Geschäfts­bereich Medizintechnikprodukte immer­ gut. Wegen Corona waren in den USA die Zahnarztpraxen nun lange geschlossen; in der Folge wurden PTF-Produkte für eine gewisse Zeit nicht nachgefragt. Allerdings beliefert PTF auch die Halbleiterindustrie, die während Corona stark gewachsen ist, sodass der Rückgang in der Medizintechnik überkompensiert wurde.

Zum Schluss: Wenn Sie SIP mit drei Wörtern charakterisieren müssten – welche wären das?

Unternehmerisch, partnerschaftlich, lang­fristig. Manchmal gibt es Situationen, in denen eine Maßnahme fürs Unternehmen zwar richtig ist, für den Investor auf den ersten Blick allerdings nicht sinnvoll. In solche Dilemmata kommen wir bei SIP nicht. Solange Entscheidungen für das Unternehmen richtig sind, treffen wir sie. Dann begleiten wir die Firmen falls erforderlich noch länger. Wir selbst investieren als Team signifikante private Mittel und deutlich mehr, als dies bei klassischen Fonds der Fall ist. Deshalb gehen wir auch besonders umsichtig vor.


ZUR PERSON

Philipp Amereller,
geschäftsführender Partner,

Silver Investment Partners GmbH & Co. KG

pa@silver-ip.com

Das Investorenprofil zur Silver Investment Partners GmbH & Co. KG finden Sie auf hier.

Das Interview ist in der Beilage Spezial “Investoren im Mittelstand” der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.

Autorenprofil

Georg von Stein ist Gastautor.

Vorheriger ArtikelBVK-Roadshow zeigt Chancen von Beteiligungskapital
Nächster ArtikelKlaus Geißdörfer übernimmt Vorsitz der Geschäftsführung von ebm-papst