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Übernahme durch Finanzinvestor

 

 

Zu Zeiten des ISDN-Booms war die Elcon Systemtechnik GmbH ein gefragter Lieferant großer Telefonkonzerne. Doch durch Fehlinvestitionen jenseits der Kernaktivitäten, Rückschläge im Marktumfeld und Liquiditätsengpässe geriet das Unternehmen in die Schieflage.

Zu Zeiten des ISDN-Booms war die Elcon Systemtechnik GmbH ein gefragter Lieferant großer Telefonkonzerne. Doch durch Fehlinvestitionen jenseits der Kernaktivitäten, Rückschläge im Marktumfeld und Liquiditätsengpässe geriet das Unternehmen in die Schieflage. Nach Managementwechsel, Verzichtserklärungen der Gläubiger und dem Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft zeichnet sich nun jedoch eine Wende zum Guten ab.

Vom Marktführer zum Insolvenzkandidaten

Erfolg ist bei Elcon keineswegs ein Fremdwort. In den 90er Jahren entwickelte sich das aus der Robotron-Gruppe herausgelöste Unternehmen zu einem weltweit führenden Anbieter von ISDN-Technologie. Elcon war zu einem Hauptlieferanten der Deutschen Telekom geworden und konnte mit dieser Referenz auch international immer mehr Kunden an sich ziehen. Doch mit dem Ende des Wachstums am ISDN-Markt begannen die Umsätze zu bröckeln. Zudem kostete die Diversifizierung in neue Technologien und Regionen sowie in Projekte außerhalb des Kerngeschäfts viel Geld. “Das Unternehmen hatte sich verzettelt und geriet 2005 in eine Schieflage mit zunehmenden Liquiditätsengpässen”, sagt der heutige Geschäftsführer Werner Neubauer.

Gläubigerverzichte ermöglichen den Neuanfang

Die knappen Mittel lösten eine bedrohliche Abwärtsspirale aus. Weil es an Geld für den Einkauf fehlte, konnten auch nicht mehr alle Aufträge zeitgerecht erfüllt werden. Elcon verlor seine starke Stellung im Markt und war schließlich hoch verschuldet. In dieser prekären Lage forderten die Gläubiger – Banken, Kunden und die öffentliche Hand – deutliche Veränderungen der Eigentümerverhältnisse und im Management sowie eine Neuausrichtung der Geschäftspolitik. Schritt eins war im August 2006 die Berufung von Neubauer zum neuen Geschäftsführer. Dieser trieb nun umgehend die Restrukturierung und die Suche nach einem Investor voran. Gefragt war ein Kapitalgeber mit Erfahrung und Expertise im Turnaround-Segment – gefunden wurde er mit der in Dortmund ansässigen CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA. Bereits im September 2006 einigte man sich auf die grundsätzlichen Modalitäten des Erwerbs. Zum Closing jedoch kam es erst im Juli 2007, als alle Vereinbarungen dieser komplexen Transaktion abgeschlossen waren und sämtliche genehmigten Erklärungen der Gläubiger zu Teilverzichten vorlagen.

Beteiligungsgesellschaft bringt frisches Kapital

CFC übernahm das Unternehmen zu einem symbolischen Preis von einem Euro und stellte gleichzeitig 4 Mio. EUR frisches Eigenkapital für die Fortführung des Geschäfts zur Verfügung. Das Management wiederum – neben Neubauer gehört dazu der zweite Geschäftsführer Markus Königshofer – engagierte sich mit stillen Beteiligungen und kann damit nun an den Leistungen des Unternehmens partizipieren. Die Geschäftsführer hatten zudem bereits während der harten Verhandlungsphase mit den Gläubigern selbst Zwischenfinanzierungen bereitgestellt. “Auch das hat uns gezeigt, wie engagiert das Management ist und wie sehr es an das Unternehmen glaubt”, sagt Marcus Linnepe, der Vorstandsvorsitzende von CFC.

Neupositionierung im Markt

Den zweiten Baustein für eine bessere Zukunft von Elcon bildet die operative Restrukturierung des Unternehmens. Die Wiederherstellung der Lieferqualität gehörte dazu ebenso wie die Neupositionierung im Markt, wobei Investor und Management von Beginn an eng zusammenarbeiteten. Das Unternehmen hat jetzt seine Nische bei den Breitbandprodukten für Spezialanwendungen von Geschäftskunden gefunden. Basierend auf einer Vielzahl von Standardprodukten produziert Elcon – anders etwa als die Wettbewerber in Asien – auch Versionen in kleinerer Stückzahl. Das Unternehmen bietet seine Systemkomponenten und Netzzugangssysteme vom Kupferkabel bis zur Glasfaser zudem in allen Segmenten der kabelgebundenen Kommunikation an. Eine Herausforderung war der Übergang zu diesem neu ausgerichteten Produktportfolio allemal. Denn einerseits begab man sich damit auf eine deutlich niedrigere Umsatzstufe als in früheren Jahren, andererseits aber musste noch einmal kräftig in die Forschung und Entwicklung investiert werden. Kernelement des Turnarounds war deshalb auch der gezielte Abbau von Kosten und der Umbau des Standortnetzes mit Blick auf mehr Kundennähe. So wurde die Präsenz an ausländischen Märkten zwar generell deutlich zurückgefahren, gleichzeitig aber ist das Potenzial in Europa noch stärker in den Fokus gerückt. Konsequenz: Elcon präsentiert sich nach den langen Jahren mit negativen Ergebnissen 2009 bislang erstmals wieder profitabel. “Wir verzeichnen einen soliden Gewinn und haben im Gegensatz zur allgemeinen Wirtschaftslage bislang ein Umsatzwachstum in Höhe von rund 25% erzielt”, sagt Neubauer.

Ausblick
Das Unternehmen will bei einem Exportanteil von ca. 40% weiter wachsen. Weil die laufenden Produktinnovationen gut angenommen werden, könnte nach Einschätzung des Managements auch 2010 wieder ein ähnliches Wachstum wie in diesem Jahr zu Buche stehen. Geplant ist darüber hinaus ein weiterer Standortabbau vor dem Hintergrund der Fokussierung auf Europa sowie die Optimierung von Materialeinkauf und Fertigungsabläufen.

Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil: Elcon Systemtechnik GmbH

Gründungsjahr: 1990
Branche: Telekommunikation
Unternehmenssitz: Hartmannsdorf
Mitarbeiterzahl: 170
Umsatz 2008: 19,2 Mio. EUR
Internet: www.elcon-system.com

“Wir werden Perlen am Markt sehen”
Interview mit Macus Linnepe, Vorstandsvorsitzender, CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA

Unternehmeredition: Herr Linnepe, was hat Sie von einem Engagement bei Elcon überzeugt?
Linnepe: Uns hat in erster Linie das Management begeistert, das immer wieder neue Ansätze für innovative Produkte und Lösungen entwickelt. Zum anderen war es wichtig, dass wir die Gläubiger zu Verzichtserklärungen bewegen konnten. Das gestaltete sich teilweise regelrecht zu einer Zitterpartie. Mit Blick auf die Forderungen der öffentlichen Hand etwa gingen gut vier Monate ins Land, ehe das Verhandlungsergebnis von dieser Seite rechtskräftig unterzeichnet wurde.

Unternehmeredition: Was mussten Sie über die Bereinigung der Finanzierungsseite hinaus tun?
Linnepe: Geld allein bringt keinen Ertrag, noch wichtiger ist eine zukunftsweisende Strategie. Darauf aufbauend muss man Prozesse schaffen, die deren Umsetzung sicherstellen. Wir helfen dabei, indem wir die Strategien mit entwickeln und als Coach zur Verfügung stehen.

Unternehmeredition: Wie beurteilen Sie den derzeitigen Bedarf an Ihrem Kapital und Know-how?
Linnepe: Für den Mittelstand wird der Zugang zu Krediten in den kommenden Monaten noch sehr schwierig werden. Denken Sie nur an die auslaufenden großen Mezzanine-Programme, für die es vergleichbare Anschlussfinanzierungen kaum geben wird. Wir erwarten die größte Insolvenzwelle nach dem 2. Weltkrieg, und selbst Unternehmen, die nicht in eine Ertragskrise geraten, dürften Liquiditätsprobleme bekommen. Das bedeutet aber andererseits: Wir werden am Markt regelrechte Perlen sehen, denen man aufgrund ihres eigentlich gesunden Geschäftsmodells bei der Problemlösung helfen kann.

Unternehmeredition: Herr Linnepe, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Norbert Hofmann.
red
aktion@unternehmeredition.de

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