Sichere Bank für den Vermögensaufbau – Teil 1

Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.

„Deutsche Mittelständler sind in den vergangenen Jahren wirklich vorangekommen“, sagt Andreas Grünewald, Vorsitzender des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV). Dies sei unter anderem an der positiven Entwicklung der Aktienindizes für kleine und mittlere Unternehmen S-DAX und M-DAX abzulesen. „Doch obwohl sie gute Zahlen schreiben, legen viele Firmenlenker erzielte Überschüsse noch immer vorrangig im Unternehmen an“, erklärt Grünewald. An zweiter Stelle kommen seiner Beobachtung nach auch im Jahr 2017 festverzinsliche Wertpapiere.


„Obwohl Mittelständler gute Zahlen schreiben, legen viele Firmenlenker erzielte Überschüsse noch immer vorrangig im Unternehmen an“


Andreas Grünewald, Vorsitzender Verband unabhängiger Vermögensverwalter


Das Bedürfnis, mit erwirtschafteten Erträgen die eigene Firma nach vorn zu bringen und nicht benötigte Gelder in vermeintlich sicheren Zinspapieren zu parken, ist verständlich. Immerhin war es nicht zuletzt dieses Anlageverhalten, das inhaber- und familiengeführte Unternehmen gut durch die Krise gebracht hat. „Unternehmer schauen natürlich in den Rückspiegel“, sagt Grünewald. „Und wenn ich etwa mit Bundesanleihen 30 Jahre lang sehr gut Geld verdient habe, dann setze ich nicht so schnell auf andere Assets“, ist der Experte überzeugt. „Konservativ zu investieren ist sicher eine Tugend“, sagt auch Professor Volker Wittberg, Leiter des Instituts für den Mittelstand und Professor an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld. Doch längst nicht mehr die allein seligmachende.

Heute führt die Konzentration des unternehmerischen Kapitals zu enormen Klumpenrisiken. „Man muss sich ja nur einmal vor Augen führen, zu welchen Kursverlusten es etwa bei Bundesanleihen kommen kann, wenn die Europäische Zentralbank eines Tages den Leitzins wieder hebt oder die gehorteten Staatsanleihen abstößt“, gibt Grünewald zu bedenken. Auch die Strategie, sämtliche Überschüsse in die eigene Firma zu stecken, kann verheerende Folgen haben.

 Digitalisierung und Verkaufspreis

„Schauen wir uns die Digitalisierung an“, sagt Rüdiger Heck, Senior Consultant bei der bundesweit tätigen Unternehmensberatung Conlab. „Die Industrie 4.0 ist gerade für die Generation der Nachfolger eine riesige Chance“, erklärt er. Klar ist aber auch, dass nicht jeder Mittelständler die vierte industrielle Revolution überleben wird. Ebenso wenig wie jeder Betrieb einen geeigneten Nachfolger findet. Falls der Verkauf als einzige Option übrig bleibt, so muss der Preis die jahrelangen Investitionen aller Erträge in die Firma wettmachen. Dass Mittelständler die Zeichen der Zeit erkannt haben, zeigt die „Studie zum Finanzanlagenverhalten und Finanzanlagenbedürfnis Mittelständischer Unternehmen“, die die FHM Bielefeld unter Leitung von Professor Wittberg und die Commerzbank 2017 haben. Dafür wurden 10.000 Entscheider aus mittelständischen Unternehmen befragt. Die Mehrheit der Befragten schreibt einen jährlichen Umsatz zwischen 2,5 und 15 Mio. Euro und hat zehn bis 50 Mitarbeiter.

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