Schnelle Innovation durch methodisches Vorgehen

Wie mit konsequenter Innovationstätigkeit Wachstum erzielt werden kann, belegt das schwäbische Familienunternehmen Festo. Seine Arbeiten deuten darauf hin, dass auch betriebliche Forschung gelegentlich fast schon den Charakter einer Grundlagenforschung annehmen kann. Denn bei mancher herausragenden Innovation von Festo steht keineswegs von vornherein fest, was aus ihr einmal werden wird.

Neuheitensuche in der Natur

Die Festo AG & Co KG, 1925 von Albert Fezer und Gottlieb Stoll gegründet, liefert als Systemhersteller für Pneumatikkomponenten und Ventilinseln mechatronische Lösungen für etliche Branchen an die Automobilindustrie wie an Verpackungshersteller oder Biotechnologiespezialisten. Eine ihrer Stärken bilden Druckluft- und Vakuumsysteme. Bei der Ideenfindung wird ein starker Schwerpunkt auf die Bionik gelegt. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Eberhard Veit sieht in der Natur die besten Vorbilder. Exemplarisch dafür ist der einem Elefantenrüssel nachempfundene „bionische Handlingsassistent“ – ein biegsamer mechanischer Greifarm, für den das Unternehmen 2010 den Deutschen Zukunftspreis erhalten hat. Kürzlich ist bei Festo eine Maschine namens „SmartBird“ entwickelt worden – eine „bionische Silbermöwe“, die durch Nachahmung des Flügelschlags von Vögeln ohne zusätzlichen Antrieb fliegt. Die konkreten Anwendungen sind in beiden Fällen noch weitgehend offen.

Innovationsmethodik: Von der Marktanalyse bis zum Outsourcing
Bei seiner Innovationsstrategie geht Festo methodisch vor. So wird kontinuierlich Marktanalyse betrieben. Wesentliche Potenziale sind auf diese Weise in den Zweigen Biotech/Pharma und Wasser/Abwasser erkannt worden, gerade wegen zunehmender Wasserknappheit und steigenden Gesundheitsbewusstseins. Ein weiterer zentraler Innovationsaspekt ist eine Zusammenarbeit interner und externer Forscher, also zum Teil Innovations-Outsourcing. Das hat auch finanzielle Gründe: Unterschiedlichste Spezialisten müssen so nicht auf Dauer vorgehalten werden. Schon 2006 hatte Festo ein „Bionic Learning Network“ mit gegründet – ein Bündnis aus Hochschulen, wissenschaftsnahen Instituten, Entwicklungsfirmen und Ingenieurbüros. Nach Veits Erfahrungen kann eine solche Vernetzung den Innovationsprozess oft beschleunigen. So hat die Entwicklung des Greifrüssels gerade mal ein Jahr gedauert. Auch die Durchsetzung der Innovationen wird konsequent betrieben. In die Entwicklung neuer Produkte steckt Festo jährlich 8,5% seines Umsatzes – ein hoher Wert. Insgesamt investiert das Unternehmen 2011 weltweit über 100 Mio. EUR, einen hohen Anteil davon in die Fertigung, vor allem für die Produktion von Neuheiten.

Ausblick: Global durchgängige Automatisierungskonzepte
Obwohl für manche Innovation erst noch Anwendungspotenziale gefunden werden müssen, konnte Festo seinen weltweiten Umsatz 2010 um 37% auf einen Rekordwert von 1,8 Mrd. EUR erhöhen. Trotz einer moderateren Entwicklung sollen die Erlöse 2011 über 2 Mrd. EUR steigen. Besonders die Auslandstätigkeit soll forciert werden. Veit hält Marktnähe für einen wichtigen Erfolgsfaktor. 2010 war bereits mehr als die Hälfte der insgesamt 14.600 Mitarbeiter, nämlich 7.800 Personen, im Ausland beschäftigt. Als Ziel gilt es, die globale Supply Chain so aufzustellen, dass schnell auf Veränderungen reagiert werden kann. So will Veit seinen Kunden ein durchgängiges Angebot von der Fabrik- bis zur Prozessautomatisierung ermöglichen.

Lorenz Goslich
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil Festo AG & Co. KG
Gründungsjahr: 1925
Branche: Automatisierungstechnik
Unternehmenssitz: Esslingen
Mitarbeiter: 14.600
Umsatz 2010: 1,8 Mrd. EUR
Internet: www.festo.com

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