Private Equity oder Family Office 

Noch nie war das Transaktionsvolumen so hoch wie zuletzt. Unternehmer haben beim Verkauf die Qual der Wahl. Doch welcher Investor ist der bessere? Ganz pauschal lässt sich das sicher nicht beantworten. 

Aber was sind nun tatsächlich die Unterschiede zwischen Family Offices und Beteiligungsgesellschaften, Zwischenformen hier außen vorgelassen?

Family Offices behalten die erworbenen Unternehmen in der Regel dauerhaft. Institutionelle Finanzinvestoren sind demgegenüber Investoren auf Zeit. Egal ob drei bis vier oder gar fünf bis sieben Jahre, irgendwann kommt der Verkauf („Exit“). Ist aber die Zeitdauer tatsächlich „das“ Kriterium für die Qualität der Partnerschaft? Absehbare Zeithorizonte können auch stärkere Katalysatoren für die Unternehmensentwicklung sein. Family Offices oder Unternehmerkapital investieren häufiger ausschließlich oder mehr mit Eigenkapital in eine Transaktion als Finanzinvestoren, die regelmäßig auch mit Fremdkapital arbeiten. Macht dies allein Family Offices schon zu besseren Investoren? Bislang war die Relation von Eigen- zu Fremdkapital bei Transaktionen von Finanzinvestoren im Mittelstandssegment selten „ungesund“. Derzeit betragen die investierten Eigenmittel der Fonds regelmäßig 40 bis 50 Prozent des Unternehmenswerts. Auch Unternehmen, die Unternehmen kaufen (strategische Käufer), nutzen Fremdkapital für Transaktionen. Das ist nicht per se schlecht. Wenn es der Cashflow des Unternehmens hergibt und Mittel für Investitionen bleiben, ist daran nichts auszusetzen. Family Offices haben ebenso wie Beteiligungsgesellschaften klare Renditevorstellungen. Haltedauer und Finanzierungsmix sind dabei sicher wichtige, aber eben auch nur strukturelle Kriterien. Ausschlaggebend für die Eigentümer eines Unternehmens sollten vielmehr folgende Faktoren sein:

  • das Konzept des Erwerbers – wie will er das Unternehmen weiterentwickeln durch organisches und/oder anorganisches (Akquisitionen/„Buy & Build) Wachstum?
  • die Erfahrung des Käufers mit Unternehmensbeteiligungen und in der Branche des Unternehmens – hat er z.B. Nachfolgeregelungen in der Vergangenheit gut begleitet?
  • das Team des Investors – wie denken frühere Verkäufer mit zeitlichem Abstand über den Investor?

Fazit

Private-Equity-Fonds haben mit Family Offices echte Konkurrenz bekommen. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Nie gab es in Deutschland so einen Wettbewerb um gute Unternehmen wie heute. Das Jahr 2014 hat Rekordwerte bei der Zahl und dem Volumen von Unternehmenstransaktionen hervorgebracht und im ersten Halbjahr 2015 hat sich die Aktivität, gemessen an der Zahl der Transaktionen, nochmals verstärkt. Die Bewertungen für gute Unternehmen sind ausgezeichnet. Wer als Unternehmer die Wahl hat, hat auch die Qual: Das bessere unternehmerische Konzept sollte deshalb entscheiden, ganz gleich ob dieses nun von einer Beteiligungsgesellschaft oder einem Family Office kommt.


 

Zur Person 

Dr. Axel Gollnick (© Angermann International GmbH)
(© Angermann International GmbH)

Dr. Axel Gollnick (axel.gollnick@angermann.de) ist geschäftsführender Partner der Angermann M&A International GmbH. Sie ist die älteste partnergeführte Beratungsadresse mit Fokus auf mittelgroße Unternehmenstransaktionen und deutsches Team der größten globalen Organisation unabhängiger M&A-Beratungshäuser M&A International Inc.  www.angermann-ma.de

Autorenprofil

Dr. Axel Gollnick (axel.gollnick@angermann.de) ist geschäftsführender Partner der Angermann M&A International GmbH, dem ältesten unabhängigen M&A-Beratungshaus in Deutschland und Gründungsmitglied der mit 42 Partnern weltweit größten Organisation unabhängiger Beratungsunternehmen M&A International Inc. In Brasilien ist die Organisation durch das Team von Landmark Capital vertreten.

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