Mezzanine ist tot – was nun?

Mittel- bis langfristige Weiterentwicklung

Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass kurz- bis mittelfristige Lösungen für die Finanzierungslücke der mittelständischen Unternehmen, mit Ausnahme öffentlicher und halböffentlicher Fördermittel und Kreditvergabe, nur im Rahmen der Eigenkapital- oder Innenfinanzierungen zu finden sind. Unternehmer müssen Eigenkapital zuschießen, Unternehmensteile müssen verkauft und Cashflows optimiert werden. Ein signifikanter Markt für unternehmensbezogene Nachrang- oder Mezzanine-Finanzierungen ist derzeit de facto nicht vorhanden. Die meisten der noch bis vor 18 Monaten aktiven Player in diesem Markt haben sich vollständig zurückgezogen oder existieren gar nicht mehr. Zu den erwähnten Ausnahmen gehören insbesondere die Nachrang- und Genussrechte-Programme der Förderbanken sowie der Beteiligungsgesellschaftern der Landesbanken, die jedoch häufig auf eine absolute Obergrenze von 5 Mio. Euro und/oder auf Unternehmen kleinerer Größe beschränkt sind und damit für viele größere Mittelständler nicht greifen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich der Mezzanine-Markt in der ursprünglichen Form kurz- bis mittelfristig wieder erholt. Risikoaverse Fremdkapitalinvestoren werden auf absehbare Zeit zunächst die risikoärmeren Investment-Grade-Anleihen bevorzugen, während Eigenkapitalinvestoren auf schnelle Wertsteigerungen in den Aktienmärkten setzen werden. Das Mezzanine als wachstumsorientiertes Fremdfinanzierungsinstrument ohne Ausfallschutz wird erst nach einer Wiederherstellung dauerhaft funktionsfähiger Anleihe- und Aktienmärkte neu entstehen.

Ausblick
Mit zunehmender Marktstabilisierung auf niedrigem Niveau sollte es für einzelne Unternehmen, mit einer langfristig positiven “Equity Story”, möglich werden, nachrangige Finanzierungsinstrumente (Nachrangkapital, Wandelanleihen, Stille Beteiligungen etc.) zu emittieren, die die Attraktivität der Eigenkapitalrendite mit einer bevorrechtigten Position gegenüber bisherigen Eigenkapitalgebern kombinieren. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die aktuellen Unsicherheiten bezüglich der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gelegt haben, so dass Unternehmen und Investoren wieder eine hinlänglich stabile Planungsbasis für Investitionen haben. In 12 bis 18 Monaten sollten dann auch die ersten Mezzanine-Programme wieder in signifikantem Umfang entstehen und die Nachfragelücke der Unternehmensfinanzierung zwischen Eigen- und Fremdkapital erneut schließen. Es ist dem Markt zu wünschen, dass alle Marktteilnehmer dann mehr Transparenz und Realismus für den Risikograd dieser Finanzierungen haben und sie als das sehen, was sie sind: nachrangiges Fremdkapital mit eigenkapitalähnlichen Risiken und Renditen.

Handlungsoptionen für den Mittelstand:

  1. Liquidität sichern unter allen Umständen und unter Ausnutzung auch vormals nicht denkbarer Maßnahmen (keine “Heiligen Kühe”)
  2. Eigenkapital stärken aus eigenen Mitteln der Gesellschafter, aus Mittelstands- (Private Equity) Fonds oder aus Family Offices.
  3. Radikale Optimierung der Innenfinanzierung, einschließlich Abstoßung unternehmerischer Randbereiche oder von Tochtergesellschaften.
  4. Intensives Management der Beziehung zu den aktuellen Hausbanken. Abschluss von möglichst mittel- bis langfristigen Finanzierungen lieber zu vermeintlich “schlechten” Konditionen als gar nicht.
  5. Pro-Aktive Optimierung der internen und externen Transparenz von Finanzplanung und Reporting. Erstellung von mittelfristigen Finanz- und Liquiditätsplanungen mit Szenario-Analysen und Stresstests als Teil der Kapitalmarkt- und Bankenkommunikation.
  6. Proaktive Einbeziehung der KfW, der regionalen Förderbanken und Landesbanken in Anschluss- und Projektfinanzierungen.

Quelle: IEG – Investment Banking, Berlin

Autorenprofil

Rene Griemens (rg@ieg-banking.com) ist Geschäftsführer der IEG - Investment Banking, welche ihren Fokus speziell auf kleine und mittlere Unternehmen richtet. www.ieg-banking.com

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