„Meine Kinder können eine Firma führen“

Was passiert, wenn sie diese Leistung nicht erbringen?

Überschätzen Sie mich nicht. Ich bin nicht der Cleverste von allen. Kann ich die Firma führen, können es auch meine Kinder. Sie müssen zuhören, fragen und Entscheidungen treffen. Sie haben studiert, um den Geist beweglich zu halten, Schlüsse zu ziehen und nicht um mit hoch komplexen Formeln umgehen zu können. Meine Kinder können eine Firma führen. Die häufigsten Gründe, weswegen Firmen scheitern, ist Gier, Größenwahn und das Nichterkennen eines Wandels. Zudem ist das ewige Streben nach Wachstum ein fataler Fehler.

Inwiefern?

Trigema Strickerei
Wider den Größenwahn: Seit 1999 hält Trigema seine Produktionskapazitäten auf gleichem Niveau. Fremdfinanziertes Wachstum ist Wolfgang Grupp fremd.

Ich habe 1999 das letzte Mal die Produktion erweitert und habe mir vorgenommen, das nie mehr zu tun. Seither halten wir die Produktionskapazitäten gleich. Was sich verändert, sind die Produkte. Denn die, die sich gestern gut verkauften, können morgen schon Ladenhüter sein. In der Geschichte von Trigema gab es noch nie rote Zahlen. Diejenigen, die ständig mit dem Geld anderer ihre Kapazitäten erweitern und dann rote Zahlen schreiben, sind unternehmerische Versager. Wenn meine Kinder diesen Weg gehen würden, hätte ich versagt. Die Verantwortung des Unternehmers ist sehr wichtig. Meine Kinder müssen verstehen, dass sie für ihre Entscheidungen haften und dafür gerade stehen.

Wie aufgeschlossen sind Ihre Kinder für die Art, wie Sie Ihr Unternehmen führen?

Würden sie nicht so denken wie ich, hätte ich versagt. Meine Kinder waren zwar im Ausland im Internat und haben auch im Ausland studiert. Die Firma war jedoch schon immer ihr Spielplatz. Dort sind sie ein- und ausgegangen und waren stolz auf das Elternhaus.

Dann ist die Erziehung also entscheidend für die Vorbereitung auf das Berufsleben?

Absolut. Das hat viele Vorteile, natürlich auch viele Nachteile. Sie dürfen vieles nicht, was andere dürfen, weil sie meine Kinder sind. Das mussten sie von Geburt an lernen.

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelFamily Office – Das unbekannte Wesen
Nächster ArtikelDer Beirat als Begleiter