Nachfolge mit starkem Partner

Wer nur auf den Preis achtet, ist nicht unser Kandidat“
Interview mit Dr. Hans-Gert Mayrose, Vorstand, Gesco AG

Unternehmeredition: Herr Dr. Mayrose, Sie haben sich an Kesel im Frühjahr 2009 und damit mitten im Konjunkturtief beteiligt. Hat Ihnen das nicht Kopfzerbrechen bereitet?
Mayrose: Das war natürlich ein Risiko. Die Kaufverhandlungen hatten allerdings schon im Jahr davor begonnen, als es dem Maschinenbau noch gut ging. Es kamen dann auch bei Kesel immer mehr schlechte Nachrichten zur Auftragslage und wir haben uns schon gefragt, ob wir in einem solchen Umfeld überhaupt ein Unternehmen kaufen sollten. James Mattox, der amerikanische Eigentümer, hatte aufgrund des Wechselkurses und der steuerlichen Rahmenbedingungen eine hohe Motivation zum Verkauf. Er war bereit, uns Garantien für den Fall des Nichterreichens bestimmter Gewinnziele zu geben. Vereinbart wurden darüber hinaus flexible, vom Ergebnis der Zukunft abhängige Kaufpreiskomponenten. Wir fühlten uns dadurch ausreichend abgesichert. Ohne diese Garantien wäre der Erwerb nicht möglich gewesen.

Unternehmeredition: Außer Ihnen waren noch andere Investoren an Kesel interessiert. Warum war der MBO unter Führung von Gesco aus Sicht des Verkäufers die beste Lösung?
Mayrose: Herrn Mattox war es wichtig, dass Standort und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Für ihn stand deshalb ein möglichst hoher Kaufpreis nicht allein an erster Stelle, zumal er mit einer seiner Firmen weiterhin den Vertrieb für die Kesel-Produkte in den USA übernehmen wollte und deshalb auch ein wirtschaftliches Interesse an der Zukunft des Unternehmens hatte. Das wiederum passte perfekt zu unserem Konzept einer langfristigen Ausrichtung.

Unternehmeredition: Wie schätzen Sie aktuell den Bedarf für Nachfolgelösungen in Deutschland ein?
Mayrose: Uns werden derzeit ungewöhnlich viele Unternehmen angeboten. Nicht wenige Eigentümer hatten 2009 und danach ihre Verkaufsabsichten zurückgestellt und trauen sich nach dem erfolgreichen Jahr 2011 jetzt wieder an den Markt. Manche tun es wohl auch mit Blick darauf, dass vielleicht doch bald eine nächste Krise kommen könnte. Häufig ist die Suche nach einer Nachfolgeregelung schon aus Altersgründen akut. Manche suchen aber auch in jungen Jahren aus strategischen Gründen nach einer Lösung – zum Beispiel, weil das Unternehmen nicht abhängig von einer einzelnen Person sein soll.

Unternehmeredition: Worauf legen Sie bei der Auswahl der Unternehmen konkret wert?
Mayrose: Wer als Verkäufer nur auf den Preis fixiert ist, ist eher nicht unser Kandidat. Es gibt aber immer wieder Unternehmer, die auf den Fortbestand der Firma achten. Wenn der Verkäufer das Gefühl hat, dafür den richtigen Helfer gefunden zu haben, kann ihn das von sehr hohen Preisvorstellungen wegbringen. Er sollte zudem auch unsere Kalkulation verstehen. Anders als Private-Equity-Häuser, die mit einem Exit kalkulieren, müssen wir den Kaufpreis inkl. der Finanzierung – die wir nicht auf das Unternehmen übertragen, sondern auf der Gesellschafterebene behalten – in einer überschaubaren Zeitspanne verdienen können. Wichtig bei einem Unternehmen sind für uns seine starken Kundenbeziehungen, Alleinstellungsmerkmale mit Blick auf bestimmte Technologien und gerne auch ein hoher Internationalisierungsgrad. Dies sollte für Potenzial stehen, das man langfristig heben kann. Wichtig ist aber auch, welche Zahlen das Unternehmen bereitstellt und ob es qualifizierte Aussagen zu seinen Märkten liefert. Ebenso entscheidend ist, ob die Qualität im betriebswirtschaftlichen Bereich und nicht zuletzt die Stimmung bei den Mitarbeitern überzeugt. Unverzichtbar ist bei all dem, dass die Chemie zwischen uns und den Eigentümern stimmt und dass man gegenseitiges Vertrauen aufbauen kann.

Unternehmeredition: Herr Dr. Mayrose, vielen Dank für das Gespräch.

Norbert Hofmannredaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Georg Kesel GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1889
Branche: Werkzeugmaschinenbau
Unternehmenssitz: Kempten im Allgäu
Mitarbeiter: 70
Umsatz 2011e: rund 12 Mio. EUR
Internet: www.kesel.com

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