Die Sanierung der ATV Technologie GmbH mit Sitz in Vaterstetten bei München ist erfolgreich abgeschlossen. Der Geschäftsbetrieb des insolventen Anlagenbauers wurde zum 1. September 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung durch den international tätigen Maschinenbaukonzern und Automobilzulieferer Kurtz Ersa übernommen. Nach Angaben der Beteiligten wurde die Transaktion innerhalb weniger Wochen umgesetzt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die ATV Technologie GmbH wurde 1982 gegründet. Das Unternehmen zählt zu den etablierten Anbietern von Hochtemperatur-Vakuum-Reflow-Lötmaschinen und Prozessöfen für Anwendungen in der Mikroelektronik und Halbleitertechnik. Das Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden beliefert internationale Kunden aus der Automobilindustrie, Medizintechnik, Raumfahrt sowie Forschungseinrichtungen. In den letzten Jahren erzielte das Familienunternehmen einen durchschnittlichen Jahresumsatz von etwa 16 Mio. EUR.
Ursachen der wirtschaftlichen Schieflage
Laut Unternehmensangaben führte eine Kombination aus globalen Krisen, Kaufzurückhaltung in der Automobilbranche und massivem Preisdruck zu einem starken Umsatzrückgang ab dem Jahr 2024. Zusätzlich belasteten hohe Lagerbestände die Liquidität. Die wirtschaftliche Lage verschärfte sich so stark, dass ATV im Juni 2025 beim Amtsgericht München einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellte. Das Gericht ordnete die vorläufige Eigenverwaltung an und bestellte Dr. Alexander Zarzitzky von Anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Sachwalter. Die rechtliche Begleitung der Sanierung übernahm Stephan Jaeger von Jaeger Rechtsanwälte, der ein umfassendes Sanierungskonzept entwickelte. Dieses zielte auf eine kurzfristige Stabilisierung des Betriebs sowie eine nachhaltige Investorenlösung. Unterstützt durch die InsoConsult GmbH wurde ein strukturierter Investorenprozess eingeleitet, der bereits im Juli erste Angebote hervorbrachte.
Kurtz Ersa erschließt neuen Markt
Die Kurtz Ersa-Gruppe mit Hauptsitz in Kreuzwertheim ist ein weltweit aktives Familienunternehmen mit rund 1.600 Mitarbeitenden. Der jährliche Umsatz liegt bei etwa 300 Mio. EUR. Der Konzern ist auf nachhaltige Produktionsanlagen und Automatisierungslösungen spezialisiert. Mit der Übernahme von ATV steigt Kurtz Ersa in den Markt für Halbleiterproduktionsanlagen ein. Laut CEO Thomas Mühleck bietet das technologische Know-how von ATV „den perfekten Einstieg in die Semiconductor-Industrie“. Dr. Michael Fischer, CEO der Business Unit EPE, bezeichnete die Technologie von ATV als „den perfekten Nukleus für unseren Einstieg in die Halbleiterwelt“.
Standort und Arbeitsplätze bleiben erhalten
Nach Angaben von Kurtz Ersa bleiben alle rund 50 Arbeitsplätze erhalten. Der Standort Vaterstetten soll als Kompetenzzentrum für Halbleiterlösungen weitergeführt werden. Alexander Tschernev, bisheriger Geschäftsführer und Gesellschafter von ATV, äußerte sich positiv über den Verlauf: „Wir sind sehr froh, mit Kurtz Ersa einen strategischen Investor gefunden zu haben, der unser über 50 Jahre bestehendes Geschäft weiterführt und entwickelt.“ Auch Sachwalter Dr. Zarzitzky würdigte die Lösung als zukunftsfähig: Der Verkauf an einen starken industriellen Partner sichere das Unternehmen und eröffne klare Perspektiven für Gläubiger und Belegschaft.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.





