Investitionschancen für ausländische Investoren

Investoren vor Willkür geschützt
Durch das ESUG besteht bereits im Eröffnungsverfahren die Möglichkeit, einen vorläufigen Gläubigerausschuss einzusetzen. Dieser kann über die Person des (vorläufigen) Insolvenzverwalters verbindlich beschließen. Für den Schuldner und gerade auch für ausländische Investoren stellt diese Änderung einen großen Fortschritt dar. Der Verwalter wird künftig nicht mehr willkürlich vom Gericht bestimmt. Zudem kann ein Verwalter ausgewählt werden, der aufgrund seiner Erfahrung und Kompetenz als geeignet erscheint.
Von dem neuen Insolvenzrecht hat auch die Pfleiderer AG profitiert. Das Verfahren konnte beschleunigt werden. Zu den von der Gläubigerversammlung beschlossenen Kapitalmaßnahmen gehörte die Herabsetzung des Grundkapitals auf null, mit einer anschließenden Erhöhung des Kapitals. Das Bezugsrecht der Aktionäre wurde vollständig ausgeschlossen. Die Aktien der Altaktionäre sind mit dem Kapitalschnitt untergangenen und die Pfleiderer AG konnte damit ihre Schulden in Höhe von 900 Millionen Mio. EUR beseitigen. Die Atlantik S.A. mit Sitz in Luxemburg wurde zum neuen alleinigen Aktionär.

Inder übernehmen nach Planverfahren
Ein gutes Beispiel für die Sanierung in Eigenverwaltung und die Übernahme durch ein ausländisches Unternehmen stellt auch die Neumayer Tekfor Holding GmbH dar. Im September 2012 hat sich das Unternehmen unter den das durch das ESUG geschaffene Schutzschirmverfahren begeben. Der daraufhin entwickelte Sanierungsplan wurde dann am Ende Februar 2013 von den Gläubigern angenommen. In Deutschland werden die rund 1.600 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze behalten. Alle Standorte sollen erhalten bleiben. Die Vermögensgegenstände der Neumayer Tekfor Holding werden von der Amtek Auto Group aus Indien im Rahmen eines Asset Deals übernommen. Eine Übernahme wurde erst durch das Schutzschirmverfahren nach ESUG möglich. Die Unternehmensleitung hat dadurch die nötigen Instrumente erhalten, um die Sanierung zu planen und dieses für potenztielle ausländische Investoren interessant zu machen.

Fazit:
Die Reform des Insolvenzrechts durch ESUG war ein wichtiger Schritt, um die Sanierung von Unternehmen in Eigenverwaltung voranzutreiben. Positiv ist außerdem, dass vor allem auch ausländische Investoren dazu bereit sind, sich an in Krisen geratenen Unternehmen in Deutschland zu beteiligen. Rail.One wurde beispielsweise von einem indischen Investor übernommen. Dies belegt, dass die Bereitschaft von Investoren, sich an Krisenunternehmen zu beteiligen, definitiv gestiegen ist.


Zur Person:
Eugen M. Angster ist Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Restrukturierung, Sanierung und Interim Management (BRSI) e.V. sowie Geschäftsführer und Gesellschafter der Interim International GmbH. Die BRSI fungiert mit ihren ca. 470 Mitgliedern als neutrale Kommunikationsplattform aller am Restrukturierungsprozess beteiligter Parteien. www.brsi.de

Autorenprofil

Eugen M. Angster ist Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Restrukturierung, Sanierung und Interim Management (BRSI) e.V. sowie Geschäftsführer und Gesellschafter der Interim International GmbH. Die BRSI fungiert mit ihren ca. 470 Mitgliedern als neutrale Kommunikationsplattform aller am Restrukturierungsprozess beteiligter Parteien. www.brsi.de

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