Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat sich der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen zum Jahresende 2025 spürbar abgeflacht. Im September 2025 stiegen die beantragten Insolvenzen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,7%. Für November melden die Statistiker einen Zuwachs von 5,7% im Vergleich zum Vorjahr. Die Belastungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt nehmen damit ab, auch wenn laut Experten noch keine belastbare Trendwende vorliegt.
Abflachende Dynamik trotz hoher Fallzahlen
In der öffentlichen Debatte werden die Insolvenzzahlen häufig als Indikator für die konjunkturelle Schwäche herangezogen. Nach Angaben zahlreicher Ökonomen deutet der nur noch moderate Anstieg jedoch auf eine gewisse Stabilisierung hin. Dr. Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), sagt: „Die Insolvenzzahlen steigen nur geringfügig. Das ist noch keine belastbare Trendwende, aber doch Licht am Ende des Tunnels.“ Nach seinen Worten normalisiert sich die Entwicklung wieder, nachdem Nachholeffekte aus der Coronaphase die Zahlen in den Vorjahren erhöht hatten. Laut Niering sei man von historischen Spitzenwerten weit entfernt.
Die Vergleichbarkeit über kurze Zeiträume hält Niering für problematisch. Nach Angaben des VID lagen die Insolvenzen 2009 bei 32.687 Fällen. Für 2025 schätzt die Creditreform insgesamt 23.900 Insolvenzen. Den erwarteten rund 29.300 Fällen im Gesamtjahr 2025 steht laut Creditreform ein Rückgang der Schadenssumme gegenüber. Auch weniger Arbeitnehmer seien betroffen. Niering betont, dass sich aus der aktuellen Dynamik keine dramatische Zuspitzung ableiten lasse. Dennoch bleibe jede Insolvenz ein gravierender Einschnitt für Unternehmen und Beschäftigte.
Viele kleinere Betriebe betroffen
Nach Angaben der Creditreform betreffen etwa 90% der Insolvenzen kleinere oder Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Großinsolvenzen mit mehr als 250 Mitarbeitenden liegen unter 1%. In der öffentlichen Wahrnehmung überwiegen jedoch größere Fälle. Auffällig sei laut Niering der hohe Anteil von Insolvenzen im Gesundheitswesen, in der Altenpflege und in der Sozialwirtschaft. Bei Krankenhäusern werde die Insolvenz in manchen Fällen als Instrument der Marktbereinigung genutzt. Nach seinen Worten handele es sich nicht um eine konjunkturelle Entwicklung, sondern um eine Folge langjähriger Unterfinanzierung.
DIHK warnt vor Belastungen für den Mittelstand
Eine deutlich kritischere Einschätzung kommt vom DIHK. Volker Treier, Chefanalyst des DIHK, verweist auf weiterhin hohe Zuwachsraten. Nach seinen Angaben droht ein Rekordjahr. Seit Jahresbeginn seien zweistellige Steigerungen zu beobachten. Für 2025 rechnet der DIHK mit deutlich mehr als 23.000 Insolvenzen. Treier warnt, dass vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen unter Druck stehen. Nach Angaben des DIHK erwarten 30% der Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitenden eine Verschlechterung der Lage. Diese Firmen stellten einen Großteil aller Unternehmen in Deutschland und seien für Beschäftigung und regionale Strukturen zentral. Die Industrie- und Handelskammern sehen anhand ihrer Beratungsaktivitäten eine zunehmende Verunsicherung. Während der IHK-Aktionswoche im November nahmen mehr als 600 Unternehmen an Online-Veranstaltungen teil. Im Vorjahr waren es 500. Nach Angaben des DIHK sind hohe Kosten, schwache Nachfrage und wirtschaftliche Unsicherheit die Hauptgründe für die anhaltende Belastung. Eine Entspannung sei kurzfristig nicht zu erwarten.
Treier fordert entschlossenes wirtschaftspolitisches Handeln. Die Stromsteuer müsse spürbar gesenkt werden. Sozialabgaben dürften nicht weiter steigen. Zudem sei ein deutlicher Bürokratieabbau notwendig. Wichtig seien niedrigere Energiepreise und steuerliche Entlastungen, insbesondere bei der Einkommensteuer. Nach seinen Worten wollten die Unternehmen investieren, benötigten dafür aber mehr Spielraum.





