Insolvenzen erreichen neuen Höchststand

Foto:©DOC RABE Media_AdobeStock

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland bleibt auf Rekordniveau. Laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) verzeichneten die Amtsgerichte im März 2025 insgesamt 1.459 Insolvenzanträge von Personen- und Kapitalgesellschaften. Im Vergleich zum Vormonat entspricht das einem Anstieg um zwei Prozent. Gegenüber März 2024 beträgt das Plus sogar zwölf Prozent. Damit setzt sich der seit Monaten zu beobachtende Aufwärtstrend fort. Der IWH-Insolvenztrend zeigt, dass das aktuelle Niveau 46% über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 liegt. Schon Ende 2024 war das Insolvenzniveau mit dem der Finanzkrise von 2009 vergleichbar. Im ersten Quartal 2025 meldeten insgesamt 4.237 Unternehmen Insolvenz an – ein Prozent mehr als im vierten Quartal 2024, das bereits als Ausnahmequartal galt.

Industriestandort unter Druck

Besonders betroffen ist laut IWH erneut die Industrie. Hier gingen die meisten Arbeitsplätze durch Unternehmensinsolvenzen verloren. Im ersten Quartal 2025 waren in den größten zehn Prozent der zahlungsunfähigen Unternehmen rund 49.000 Beschäftigte betroffen. Das entspricht einem Anstieg von rund 16 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Allein im März entfielen auf Großinsolvenzen über 16.000 betroffene Jobs, was trotz eines Rückgangs gegenüber Februar einem Plus von 43% im Jahresvergleich entspricht.

Regionale Schwerpunkte in NRW, Bayern und Berlin

Die meisten Insolvenzen traten im März in Nordrhein-Westfalen (339 Fälle) auf, gefolgt von Bayern (204) und Baden-Württemberg (147). Bereinigt um die Bevölkerungszahl lag Berlin mit 10,9 Insolvenzen je 100.000 Einwohnern an der Spitze. Besonders stark war der Anstieg im Jahresvergleich in Bayern (+80 %) und Baden-Württemberg (+73 %), wo auch die Zahl der betroffenen Beschäftigten signifikant zunahm. Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, sieht die Entwicklung nicht nur als Folge wirtschaftlicher Probleme. Vielmehr handle es sich um eine überfällige Marktbereinigung. Niedrige Zinsen und staatliche Hilfen während der Pandemie hätten zuvor eine natürliche Bereinigung verhindert. Der aktuelle Anstieg sei daher eine Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen, insbesondere durch höhere Zinsen und den Wegfall der Hilfsmaßnahmen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger Artikel„Transformation beginnt im Kopf – und braucht Struktur“
Nächster ArtikelConen Unternehmensgruppe startet Investorenprozess