Wende gelungen

Die Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG ist seit mehr als 75 Jahren in Familienbesitz. Die Weltwirtschaftskrise brachte das Unternehmen an den Rand des Abgrunds. Nach erfolgreicher Restrukturierung mit Schutzschirmverfahren befindet sich Lingl jetzt aber wieder auf Erfolgskurs und weiterhin in Familienhand.

Anfang 2013 übernahm Winterhoff im Rahmen der Sanierung die Rolle des CEO bei den Krumbachern. Während des Verfahrens konnte ein Teil der Pensionslasten an den Pensions-Sicherungs-Verein abgegeben werden. „Außerdem mussten wir das Unternehmen binnen kürzester Zeit strategisch neu ausrichten und parallel die wichtigsten Kunden und Lieferanten persönlich über das laufende Schutzschirmverfahren informieren“, so Winterhoff. Der immense Einsatz zeigte Erfolg: „Wir haben keinen Auftrag verloren und sogar neue dazugewonnen.“

Ziegelsetzanlage von Lingl: Sie gehen zu 80 Prozent ins Ausland (© Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG)
Ziegelsetzanlage von Lingl: Sie gehen zu 80 Prozent ins Ausland. (© Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG)

Für die entlassenen Mitarbeiter wurde eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft gegründet. Über 90 Prozent davon, so Winterhoff, konnten über diesen Weg schnell an umliegende Betriebe vermittelt werden. Und auch der Sanierungsinsolvenzplan, der noch bis 2019 läuft, wurde ohne Gegenstimme beschlossen. „Gläubiger, Mitarbeitervertreter, Familie und alle anderen Interessengruppen gemeinsam in ein Boot zu holen, war die Basis für eine erfolgreiche Zukunft.“ Das Schutzschirmverfahren sei unter den gegebenen Umständen das Beste gewesen, sagt auch Lingl. „Es ermöglichte uns, die Firma abzufangen und neu aufzustellen.“

Weiter in Familienbesitz

Gläubiger, die sich gegen den Verbleib des Unternehmens in Familienhand aussprachen, wurden überzeugt. „Am Schluss ist es dann wie in einem normalen Zivilprozess, man schließt einen Vergleich, nur dass dieser Insolvenzplan heißt“, sagt Winterhoff.

Das Schutzschirmverfahren bot dabei die Möglichkeit, die Sanierung so wenig öffentlichkeitswirksam wie möglich zu gestalten. „Die Aufträge aus dem Ausland sind für Lingl zentral. Das I-Wort haben wir nach Möglichkeit vermieden, und insbesondere nach dem Schutzschirmverfahren eine aktive positive Pressearbeit aufgebaut“, sagt Winterhoff. Sein Ansatz ging auf. Nach nur einem Jahr übertrug er die Geschäftsführung nach Abschluss der Restrukturierung an Thomas Weber und Laurenz Averbeck. Das Unternehmen blieb indes in Familienhand, Appel und Lingl Gesellschafter. „Bei vielen Kunden geht der Kontakt auf unseren Großvater zurück, sie kannten schon unsere Väter und jetzt uns“, ergänzt Lingl und sagt: „Firma und Familie gehören zusammen“, der Verkauf des Unternehmens stand für ihn und seinen Cousin nie zur Debatte.

Kurzprofil Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG

 Gründungsjahr 1938
 Branche Anlagenbau
 Unternehmenssitz  Krumbach
Umsatz 2015 rund 70 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl ca. 400

www.lingl.com

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