„Groschen-Markt“ stellt Insolvenzantrag

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Die DEC Handelsgesellschaft mbH, Betreiberin der ostdeutschen Handelskette Groschen-Markt, hat beim Amtsgericht Mühlhausen Insolvenz angemeldet. Betroffen sind rund 200 Mitarbeiter in 47 Filialen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Der Geschäftsbetrieb soll zunächst vollständig aufrechterhalten werden. Das teilten Unternehmensleitung und der vorläufig bestellte Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann von der Kanzlei Brinkmann & Partner mit. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind nach Angaben Spiekermanns über das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich Februar 2026 abgesichert. In einer ersten Mitarbeiterversammlung wurden die Beschäftigten über das Verfahren informiert.

Konsumflaute und Online-Konkurrenz belasten

Nach Angaben des Unternehmens haben insbesondere die anhaltende Konsumzurückhaltung und strukturelle Marktveränderungen zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten geführt. Die Kombination aus gestiegenen Infrastruktur- und Personalkosten sowie dem wachsenden Druck durch aggressive Onlineanbieter wie Temu und Shein habe die Ertragslage erheblich belastet. Die Preise der Onlinekonkurrenz seien für stationäre Händler angesichts der eigenen Kostenstruktur kaum noch darstellbar. Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Geschäftsführung laut Mitteilung erste Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. Ziel des nun eingeleiteten Insolvenzverfahrens sei es, diese Maßnahmen in einem strukturierten Rahmen fortzusetzen. „Mit dem Verfahren können wir in einem strukturierten und effizienten Rahmen unsere bereits begonnene Restrukturierung fortführen und die Zukunft unseres Unternehmens nachhaltig sichern“, erklärte Geschäftsführer Dr. Kurt Becker. Externe Berater wie die Restrukturierungsgesellschaft FalkenSteg unterstützen das Unternehmen bei der Sanierung.

Eine der letzten ostdeutschen Handelsketten

Groschen-Markt wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz im thüringischen Dingelstädt. Die Filialen befinden sich vorwiegend in ostdeutschen Bundesländern, darunter acht in Brandenburg. Das Unternehmen gilt als eine der letzten regionalen Handelsketten dieser Art in Ostdeutschland. Zum Sortiment gehören Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf, Dekorationsartikel und Schreibwaren. Geworben wurde bisher mit lokaler Nähe, einem familiären Einkaufserlebnis und günstigen Preisen. Nach Unternehmensangaben bezieht Groschen-Markt seine Produkte über rund 240 Lieferanten aus dem In- und Ausland. In den vergangenen Wochen waren bereits einzelne Filialen geschlossen worden.

Branche unter Druck

Nach Einschätzung des Warenkreditversicherers Atradius steht der gesamte Non-Food-Discountermarkt seit Längerem unter Druck. Schon 2023 wiesen die Experten auf die Belastungen durch Inflation, höhere Mieten, Mindestlohnerhöhungen und steigende Personalkosten hin. Laut Atradius verstärke sich der Wettbewerb durch den Markteintritt internationaler Anbieter zusätzlich. „Wir schätzen, dass am Ende vielleicht nur noch eine Handvoll Anbieter übrigbleibt“, heißt es in einer früheren Einschätzung. Auch andere Anbieter aus dem Billigsegment wie Spiele Max, Kodi oder der Einrichtungshändler Depot mussten in den letzten Jahren Insolvenz anmelden oder Filialnetze deutlich verkleinern. Ursache sei neben dem veränderten Konsumverhalten oft eine zu starre Kostenstruktur, zu komplexe Organisation oder überhastete Expansion.

FalkenSteg begleitet die Restrukturierung

Die Beratungsgesellschaft FalkenSteg unterstützt die DEC Handelsgesellschaft mit betriebswirtschaftlicher Expertise. Ziel sei es laut Unternehmensangaben, die finanzielle Lage zu analysieren, ein Sanierungskonzept zu entwickeln und das Geschäftsmodell strategisch neu auszurichten. Laut FalkenSteg verfüge das Unternehmen über Erfahrung in der Sanierung filialbasierter Geschäftsmodelle und wolle durch gezielte Maßnahmen eine nachhaltige Fortführung ermöglichen.

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Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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