Green City AG insolvent

Green City AG insolvent
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Die Green City AG hat gestern beim zuständigen Amtsgericht in München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Als Grund wurde in einer Pressemitteilung drohende Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung angegeben. Gespräche mit Investoren über notwendige Restrukturierungsmaßnahmen hätten nicht angeschlossen werden können, so dass nun der Gang in die Insolvenz erforderlich sei.

Das Münchener Unternehmen ist ein Anbieter für Entwicklung, Bau, Finanzierung und Betrieb von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Europa. Die Green City AG ist aus dem Verein „München 2000 Autofrei“ hervorgegangen, der später in Green City e.V. umbenannt wurde. 1999 erfolgte die erste Installation von Solaranlagen in München – unterstützt durch Kapitalanleger. 2005 erfolgte die Gründung einer GmbH, die schließlich 2011 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Der Verein Green City hält 53,6% der Anteile. Die Wertpapiere werden nicht an der Börse gehandelt, rund 35% befinden sich in Streubesitz. Nach eigenen Angaben hat die Gruppe bis Ende 2020 umweltfreundliche Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 263 Megawatt realisiert – in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien.

245 Mio. EUR Anlegergelder

Die Green City-Gruppe hat nach eigenen Angaben bis Ende 2020 insgesamt 535 Millionen EUR in Erneuerbare Energien-Projekte investiert. Rund 245 Mio. EUR wurden durch unterschiedliche Anleger in eigenen Gesellschaften finanziert. Die Krise der Gesellschaft hatte sich schon vor einiger Zeit angekündigt. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte die Green City AG darüber informiert, dass anzunehmen sei, dass sowohl aufgrund erforderlicher Wertberichtigungen von Forderungen, Beteiligungen an Tochtergesellschaften als auch infolge von erwarteten Umsatz- und Ertragsausfällen ein Verlust in Höhe von mehr als der Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft im Geschäftsjahr 2021 eingetreten ist. Es wurde zudem zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Dort konnte keine Einigkeit über die Restrukturierung des Unternehmens und der Beteiligungen erzielt werden, was nun zum Insolvenzantrag führte.

SdK reicht Schutzschrift ein

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) vertritt nach eigenen Angaben aktuell bereits rund 400 betroffene Gläubiger der Green City-Gruppe und hat über einen von ihr beauftragten Rechtsanwalt eine Schutzschrift am Insolvenzgericht hinterlegen lassen. In einer Pressemitteilung äußerte die SdK die Vermutung, dass weitere Insolvenzanträge von Tochtergesellschaften der Green City AG zu erwarten seien. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter für das Verfahren wurde bisher noch nicht bestellt.

Mit der Green City AG ist in kurzer Zeit ein zweites Unternehmen insolvent gegangen, das seine Projekte stark durch Kapitalanlagen finanziert hat. Ende des vergangenen Jahres hatte die Deutsche Lichtmiete AG Insolvenz angemeldet.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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