Erich Greipl, Bayerischer Industrie- und Handelskammertag (BIHK): Die Vorzeichen ändern sich, das Interesse bleibt (Ausgabe 2/2008)

Mezzanine als attraktive FinanzierungsformTrotz der Probleme für verbriefte Mittelstandskredite, die infolge der Subprimekrise entstanden sind, bleibt Mezzanine eine interessante Finanzierungsalternative. Anstelle der standardisierten Programme rücken jetzt wieder individuelle Ausgestaltungen in den Blickpunkt.

Von Erich Greipl, Präsident, Bayerischer Industrie- und Handelskammertag (BIHK)

Trotz der Probleme für verbriefte Mittelstandskredite, die infolge der Subprimekrise entstanden sind, bleibt Mezzanine eine interessante Finanzierungsalternative. Anstelle der standardisierten Programme rücken jetzt wieder individuelle Ausgestaltungen in den Blickpunkt.

Breites Spektrum
Umfragen bestätigen immer wieder, dass eine solide Kapitalbasis und zuverlässige langfristige Finanzierungen für mittelständische Unternehmen höchste Priorität haben. Nicht immer aber reichen Gewinnrücklagen und klassische Bankkredite aus, um zukunftsträchtige Investitionen in das Wachstum zu realisieren. Es ist daher kein Wunder, dass mezzanine Finanzierungsformen in den vergangenen Jahren zunehmend auf Interesse gestoßen sind. Je nach Firmengröße und den strategischen oder bilanziellen Zielsetzungen können Unternehmen zwischen unterschiedlichen Ausgestaltungen wählen: von Nachrangdarlehen und Stillen Beteiligungen bis hin zu Genussscheinen oder Wandelanleihen.

Probleme bei Standardprodukten
In den vergangenen Jahren haben die Geldhäuser zahlreiche standardisierte Programme aufgelegt, bei denen das Risiko der Nachrangdarlehen gebündelt an den Kapitalmarkt weitergegeben wurde. Durch die einheitliche Gestaltung konnten die Banken auch kleineren Mittelständlern vergleichsweise günstige Konditionen bieten. Binnen kurzer Zeit haben diese Programme ein beachtliches Marktvolumen von mehr als 5 Mrd. Euro erreicht. Doch infolge der Subprimekrise ist diese rasante Entwicklung nun abrupt gestoppt worden. Das auf breiter Front geschwundene Vertrauen der Investoren hat auch bei den verbrieften Mittelstandskrediten zu Preisabschlägen geführt, und für neue Verbriefungen ist der Markt seit Ausbruch der Krise nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Nicht eben förderlich war der Entwicklung zudem die unerwartet hohe Zahl von Kreditausfällen, für die der in Finanznöte geratene Plüschtierchenhersteller Nici ein bekanntes Beispiel ist.

An Lösungen mangelt es nicht
Experten rechnen dennoch bereits zum Jahresende wieder mit der Auflage neuer Standardprodukte. Die Banken werden dabei freilich künftig auf eine kritischere Due Diligence und breitere Diversifizierung achten. Zudem dürfte die Verzinsung dieser Verbriefungen mit Blick auf die mittlerweile gestiegene Risikoaversion der Investoren steigen. Für den Mittelstand gewinnt angesichts dieses Szenarios das Angebot an individuellem Mezzanine an Attraktivität. Ein Beispiel dafür ist der auf ein Volumen von 100 Mio. Euro ausgelegte Bayern Mezzanine-Fonds. Die Finanzierung wird hier nicht von Kapitalmarktinvestoren, sondern von den Sparkassen und der BayernLB bereitgestellt. Neben den Offerten einzelner Banken, Sparkassen und unabhängiger Anbieter stehen zudem die mezzaninen Förderprodukte der KfW-Mittelstandsbank – beispielsweise in Form des Unternehmerkapitals – zur Verfügung.

Fazit:
Mezzanine bleibt für solide Unternehmen mit Wachstumspotenzial eine attraktive Finanzierungsform. Dies gilt vor allem bei hohem Investitionsbedarf und fehlenden Sicherheiten. Auch wenn sich die Gewichtungen verschieben, mangelt es weiterhin nicht an Angeboten.

Autorenprofil

Uwe Fleischhauer (fleischhauer@fhpe.de) ist Managing Partner, Anne Kaluza (kaluza@fhpe.de) ist Leiterin Research bei Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP) Private Equity Consultants, München. www.fhpe.de

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