Drittes Rezessionsjahr in Folge droht

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Die deutsche Wirtschaft steckt weiter in der Krise. Nachdem das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits in den vergangenen zwei Jahren geschrumpft ist, rechnen führende Wirtschaftsinstitute auch 2025 mit einem Rückgang. Auch das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung aus Essen prognostiziert ein weiteres Rezessionsjahr. Die Konjunkturforscher erwarten einen Rückgang des BIP um 0,1 Prozent. Noch im Dezember war das Institut von einem Wachstum von 0,6 Prozent ausgegangen. „Die deutsche Wirtschaft leidet unter einer Exportkrise, politischen Unsicherheiten und strukturellen Schwächen“, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI. Erst 2026 könnte sich die Wirtschaft langsam erholen. Das RWI rechnet für das kommende Jahr mit einem Wachstum von 1,2%. Diese Erholung setzt jedoch voraus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit verringert und die Bundesregierung ein schlüssiges Konzept zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vorlegt.

IfW Kiel hebt Prognose für 2026 an

Etwas optimistischer zeigt sich das Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel. Die Forscher gehen davon aus, dass die geplanten wirtschaftspolitischen Maßnahmen einer neuen Bundesregierung 2026 für eine spürbare Erholung sorgen könnten. Das IfW hebt seine BIP-Prognose für 2026 von 0,9 auf 1,5% an. Voraussetzung sei jedoch, dass politische Unsicherheiten abnehmen und staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung gezielt eingesetzt werden. IfW-Präsident Moritz Schularick betonte, dass insbesondere kreditfinanzierte Verteidigungsausgaben eine Wachstumschance seien: „Wenn das Geld in deutsche und europäische Unternehmen fließt, kann auch die zivile Wirtschaft profitieren.“

Handelspolitik der USA belastet die Wirtschaft

Ein zentrales Problem bleibt die schwächelnde Exportwirtschaft. Das IfW rechnet für 2025 mit einem erneuten Rückgang der deutschen Exporte um 2,3 Prozent. Erst 2026 sei eine leichte Erholung um 1,8 Prozent möglich. Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW, sieht die deutsche Wirtschaft insgesamt in einer schwierigen Lage: „Die bestehende Unterauslastung wird erst mit einem fiskalischen Schub 2026 überwunden. Dauerhaftes Wachstum erfordert jedoch strukturelle Reformen.“ Die kommenden Monate bleiben wirtschaftlich herausfordernd. Während 2025 wohl noch ein weiteres Krisenjahr wird, setzen Ökonomen auf eine moderate Erholung ab 2026.

Ein Hoffnungsschimmer bleibt nach Ansicht der Gutachter die Finanzpolitik. Das IfW geht davon aus, dass die Bundesregierung ein Sondervermögen von 500 Mrd. EUR zur Ankurbelung von Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung einrichtet. Dies könnte der Wirtschaft ab 2026 einen spürbaren Schub geben. Laut Prognose sollen die staatlichen Investitionen in Ausrüstung um 5% und in den Bau um 4% steigen. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosenquote von 6,2% auf 5,9% sinken. Mit den zusätzlichen Ausgaben steigen jedoch auch die Schulden. Auch die Inflation bleibt ein Problem. Zwar wird ein Rückgang der Energiepreise die Gesamtinflationsrate auf etwa 2% drücken, doch die Kerninflation (ohne Energie) dürfte mit 2,3 bis 2,5% weiterhin hoch bleiben.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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