Dezentrale Kredite für dezentrale Wirtschaft

Die Eigenkapitalquote deutscher Mittelständler ist auf Rekordniveau. Dennoch schlägt sich dies nicht auf die Investitionsneigung nieder. Um sie anzukurbeln, ist es neben einer Kapitalmarktunion wichtig, Firmenkreditgeschäfte und mittelständisch orientierte Hausbanken zu entlasten.

Der Trend ist ungebrochen. Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland bauen weiterhin Eigenkapital auf. Im Mittel liegt die Eigenkapitalquote bei 22,3 Prozent. Sie erreicht damit einen neuen Rekordwert. Das bedeutet, dass die Unternehmen überwiegend in einer robusten Verfassung sind. Sie können auch konjunkturelle Schwächephasen oder geopolitischen Schocks heute weitaus besser verkraften als noch vor einigen Jahren. Denn in den vergangenen 14 Jahren hat sich die Eigenkapitalausstattung mehr als verdreifacht. Das belegt unsere Diagnose Mittelstand, die wir vor Kurzem vorgestellt haben.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die hohe Eigenkapitalquote und Liquiditätshaltung spiegeln aber auch eine geringe Investitionsneigung bei den Unternehmen wider. In der jetzigen Phase, die von Unsicherheiten geprägt ist, agieren die Unternehmer vorsichtig. Das galt bereits in den Vorjahren, und auch für dieses Jahr ist keine grundlegende Änderung bei den Investitionen zu erwarten. Nach unserer Einschätzung werden mehr als 50 Prozent der Investitionen im laufenden Jahr in den Ersatz von Anlagen oder Maschinen gehen. Nur etwa 20 Prozent sollen in Erweiterungen und Expansion fließen. Insgesamt gesehen wird das Wirtschaftswachstum wohl moderat bleiben. An dieser Aussicht hat auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nichts geändert. Niedrige Zinsen und immer mehr billiges Geld können keinen Investitionsaufschwung bewirken. Nicht in den südlichen Ländern der Euro-Zone und auch nicht in der stärksten Volkswirtschaft des Euro-Raumes, in Deutschland. Statt des angekündigten Anleihekauf-Programms braucht die Euro-Zone Folgendes: Gefragt sind Reformen, die in den einzelnen Volkswirtschaften die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Gefragt ist Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der einzelnen Staaten und gefragt ist letztendlich der ernsthafte Wille zum Abbau der Schuldenberge bei den öffentlichen Haushalten.

Lokale Hausbanken wie die Sparkassen haben ihren Regionen auch in der Finanzmarktkrise die Treue gehalten. Während die Auslandsbanken laut Bundesbankstatistik in den Jahren 2009 bis 2013 ihre Unternehmenskredite bundesweit um 41 Mrd. Euro abgebaut haben, haben die Sparkassen ihre Kreditbestände erhöht. Jedes Jahr verzeichneten die Sparkassen ein sehr lebhaftes Neugeschäft an Unternehmenskrediten. Pro Jahr wurden zwischen 65 und 69 Mrd. Euro an Kreditmitteln neu ausgereicht. Und auch die Landesbanken haben zwar ihre Risikoaktiva abgebaut, allerdings nicht zulasten des Unternehmenskreditgeschäfts.

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