Die NORD Holding konzentriert sich bei ihren Direktinvestments auf zukunftssichere Branchen und ertragsstarke Unternehmen. Die auf den Small- und Mid-Cap-Bereich fokussierte Beteiligungsgesellschaft sieht aber auch großes Entwicklungspotenzial bei klassischen Mittelständlern. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Andreas Bösenberg.
Unternehmeredition: Sie schließen derzeit einen neuen Fonds. Wo wollen Sie das Geld investieren?
Andreas Bösenberg: Wir ändern unsere Strategie nicht. Wir investieren in etablierte Unternehmen, die eine Nachfolgelösung suchen, oder in Unternehmen, die wir im Laufe der Zeit zu größeren thematischen Einheiten zusammenfassen können, um ihnen nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Dabei haben wir uns auf einzelne Branchen fokussiert und dort auch erhebliches Sektorwissen aufgebaut: IT und Software, Healthcare und Medizintechnik sowie auf sogenannte Smart Industries; das sind in erster Linie Engineering-getriebene Firmen mit viel technischem Know-how. In einem Markt wie dem aktuellen, in dem die Exit-Multiples nicht mehr ansteigen, sondern eher stagnieren, setzen wir auf Value Deals, das heißt auf Deals mit einem klaren Entwicklungspotenzial.
Bietet der Bereich von KI, von der aktuell alle Welt spricht, auch in Deutschland Investitionschancen?
Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Fast jedes zweite unserer Portfoliounternehmen ist schon dabei, seine Prozesse oder Produkte beziehungsweise Dienstleistungen um KI-Elemente zu erweitern. Wir stehen aber sowohl in der Entwicklung als auch in den Anwendungen von KI erst ganz am Anfang. Die Entwicklung geht in hohem Tempo weiter, es wird eine Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten geben. Unsere Portfoliounternehmen setzen KI sukzessive überall dort ein, wo sie zu Effizienzgewinnen und Kostenreduktionen führt, denn das ist den Kunden unserer Unternehmen das wichtigste Ziel.
Welche Unternehmen sind derzeit gefragt?
Es gibt genug gute Mittelständler in der deutschen Industrie. Die stehen zwar nicht so sehr im Fokus wie Software oder neue Technologien wie KI. Diese klassischen Unternehmen mit Potenzial gibt es zum Beispiel in der Messtechnik, in der Sensorik, in der Elektrotechnik. Bei vielen muss dieses Potenzial aber erst gehoben werden; etwa, indem neues Management die veralteten Führungsstile ändert, Prozesse so gestaltet, dass sie Innovationen hervorbringen. Es gibt genug sogenannte Perlen, die man bestens weiterentwickeln kann. Manche Branchen, wie etwa der Maschinenbau oder die Automobilindustrie, werden im Moment aber von allen gemieden.
Wie sehen Sie das Geschäft für Private Equity in der nächsten Zeit?
Da zeigt sich kein einheitliches Bild. Der Secondary-Markt ist komplett eingebrochen. Eine Belebung ist nicht in Sicht. Das liegt vor allem daran, dass die Multiples deutlich zurückgegangen sind. Wer vor ein paar Jahren ein Unternehmen mit hohen Multiples gekauft hat, wartet jetzt lieber ab, bis die Bewertungen wieder steigen. Derzeit lassen sich am Secondary-Markt nur hervorragende Firmen verkaufen – solche, die diese hohen Multiples rechtfertigen. Im Small-Cap-Bereich ist das Marktumfeld anders. Der Dealflow ist in den letzten beiden Jahren fast unverändert gewesen. Wenn da ein Unternehmer entscheidet, zu verkaufen, dann ist es ihm sozusagen einerlei, wie hoch die Zinsen gerade sind oder wo die Weltwirtschaft steht. Es ist meistens eine Lebensentscheidung. Wir schauen also vor allem auf diese Primaries und nicht so sehr auf die Secondaries.
Wann wird es wieder besser?
Das Private-Equity-Geschäft zieht erst wieder an, wenn sich Deutschland wirtschaftlich wieder etwas erholt hat. Vor allem die Stimmung muss besser werden. Man muss nur nach Frankreich, Spanien oder auch in die Schweiz schauen – überall dort ist die Stimmung viel positiver. Wenn die Stimmung hierzulande steigt, haben wir auch wieder eine bessere Perspektive. Wir sammeln ja weiterhin Investitionsmittel ein, das Interesse der Investoren an der DACH-Region ist nach wie vor gegeben. In moderne Technologien und in Innovationen fließt weiterhin viel Geld. Das Grundvertrauen ist immer noch vorhanden, aber die Stimmung muss einfach besser werden.
INTERVIEWPARTNER
Andreas Bösenberg,
Geschäftsführer,
NORD Holding Unternehmens
beteiligungsgesellschaft MBH
info@nordholding.de