Wirtschaftsprognosen trüben sich ein

Wirtschaftsprognosen trüben sich ein.
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Der neuerliche Lockdown in Deutschland, der in der zweiten Dezemberhälfte mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft das gesellschaftliche Leben weitgehend zum Erliegen bringen soll, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Prognosen der Wirtschaftsgutachter. Zudem spüren viele Firmen auch den sogenannten „Lockdown Light“, der bereits Mitte Oktober begonnen hat.

Ifo-Institut senkt Jahresprognose 2021

Das Münchener ifo Institut hat seine Konjunkturprognose für das kommende Jahr gesenkt. Die Forscher erwarten nun für 2021 ein Wachstum der deutschen Wirtschaft in Höhe von 4,2 Prozent, bislang waren sie von 5,1 Prozent ausgegangen. „Wegen des neuerlichen Shutdowns bei uns und in anderen Ländern verschiebt sich die Erholung nach hinten. Erst Ende 2021 wird die Produktion von Waren und Dienstleitungen ihr Vorkrisenniveau erreichen“, erklärt dazu ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In dieser Prognose geht das ifo-Institut davon aus, dass der Maßnahmenkatalog des „Lockdown Light“ von November dieses Jahres bis zum Ende des ersten Quartals 2021 aufrecht erhalten bleibt. Die aktuellen scharfen Maßnahmen haben die Experten in ihrer aktuellen Schätzung noch gar nicht berücksichtigt. Für das laufende Jahr rechnen die Gutachter des ifo-Instituts mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,1%.

2020 geht die ifo-Konjunkturprognose von einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um durchschnittlich 400.000 auf 2,7 Mio. aus. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,9%. Diese Quote soll im kommenden Jahr stabil bleiben. Für 2022 rechnet das ifo Institut dann mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl auf 2,5 Millionen Personen (5,5 Prozent). Die Exporte werden – so die Aussagen der ifo-Experten – nach -9,7% im Jahr 2020 im kommenden Jahr um 8,8% und im Jahr 2022 um 6,1% wachsen. Die Importe sollen nach minus 8,7 Prozent dann im Jahr 2021 um 6,8 Prozent und im Jahr 2022 sogar um 7,1 Prozent steigen.

Institut der deutschen Wirtschaft sieht Erholung 2021

Die neue IW-Konjunkturprognose rechnet damit, dass in Deutschland Ende kommenden Jahres in der gesamtwirtschaftlichen Leistung das Vorkrisenniveau erreicht werden kann. Das Bruttoinlandsprodukt wächst demnach im Jahr 2021 um vier Prozent – nach dem starken Einbruch von 5 ¼ Prozent im Jahr 2020. „Wenn das Impfen gut anläuft und die Infektionszahlen sinken, werden die Menschen zuversichtlicher und konsumieren und investieren mehr“, sagt IW-Direktor Michael Hüther. „Setzt sich die Entwicklung erfolgreich fort, erreicht die deutsche Wirtschaft schon Ende des kommenden Jahres wieder ihr Vorkrisenniveau.“ Im Frühjahr sei eine Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen in Sicht, vorausgesetzt die Weltwirtschaft stabilisiere sich und die Unternehmen bekommen Kredite. Die Investitionen legen nach der Prognose dann um sieben Prozent zu. Bei den Bauinvestitionen lasse das Tempo nach – sie wachsen aber sowohl 2020 als auch 2021.

KfW sieht deutliche Abkühlung am Kreditmarkt

Das Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen ist in Deutschland nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im dritten Quartal abgeflaut. Das Wachstum lag mit 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr nur noch knapp im positiven Bereich. Dieser niedrige Wert liegt unter den Prognosen. Als Grund sieht der KfW-Kreditmarktausblick die „kraftlose Investitionstätigkeit“, die den Bedarf an Finanzmitteln gesenkt habe. Zugleich seien die Banken bei der Verschärfung ihrer Kreditvergabepolitik maßvoll geblieben. „Eine hohe Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei verbesserter Liquiditätslage bremst die Kreditnachfrage. Angebotsseitige Restriktionen beim Zugang zu Krediten dürften hingegen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Verschärfungen der Kreditvergabepolitik der Banken halten sich weiterhin in Grenzen“, erklärt dazu Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Der Abwärtstrend bei der Kreditdynamik werde sich weiter fortsetzen und vertiefen. Die direkten Finanzhilfen für betroffene Branchen begrenzten die Liquiditätslücken in der zweiten Welle. Mit einem klaren Anziehen der Unternehmensinvestitionen rechnen die KfW-Experten erst ab Mitte 2021.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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