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ePaper created 2014-02-21, 10:32:37 | version 1.27.00
Reif für die Versicherungswirtschaft?
Ist der deutsche Mittelstand stark genug, um künftig mehr Schuldscheindarlehen aus dem „gebundenen Vermögen“ der Versicherungswirtschaft zu erhalten? Früher hieß es, bonitäts- starke Unternehmen des Mittelstandes hätten keine Proble- me, ausreichend Kredit zu erhalten... Jedoch gelten seit Umsetzung von Basel II und insbesonde- re nach der Finanzmarktkrise neue Regeln der Kreditvergabe von Banken. Dies hat zur Folge, dass nach einer jüngsten OECD-Studie nur das obere Drittel der Banken mit einer hohen Kapitaldecke noch neue Kredite vergibt. Das mittlere und untere Drittel der Banken versuchen dagegen, die Kapi- talausstattung zu verbessern, indem sie sich aus dem Kredit- geschäft zurückziehen. (Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 5, 27.1.2014). D.h. das Geschäftsmodell der Banken ist unter Druck: • Die Bürokratie im Kreditprozess steigt, • höhere Eigenkapital-Unterlegung muss kalkuliert sein, • geringe Margen bedeuten geringere Risikotoleranz, • die Personaldecke schrumpft. Für die kreditsuchenden Unternehmen des Mittelstandes bedeutet dies: • Die Anforderungen an Eigenkapital und Besicherung steigen, • der Beleihungsauslauf sinkt, • die Flexibilität bei der Kreditvergabe sinkt, • vorhandene Branchenkompetenz weicht der Risikovor- sorge der Banken. Die Versicherungswirtschaft hingegen leidet unter den gerin- gen Zinsen von Staatsanleihen und den fallenden Renditen von Anleihen großer börsennotierter Unternehmen. Ist es richtig, dass für den Deckungsstock nur Unternehmensdar- lehen im Investmentgrade nach Ratings der drei großen ame- rikanischen Ratingagenturen gekauft werden dürfen? Unkenntnis bzgl. nicht gerateter Titel Vielen Unternehmern und Marktteilnehmern ist unbekannt, dass Versicherungsgesellschaften auch Schuldscheindarle- hen von nicht gerateten Unternehmen erwerben dürfen. Dem Deckungsstock, dem „gebundenen Vermögen“, dürfen Ver- sicherer diese Forderungen einverleiben, sofern die Bonität des Darlehensnehmers gewährleistet ist und der Unterneh- menskredit ausreichend besichert wird. Das Unternehmen muss zudem seinen Sitz im EWR oder in einem Vollmitglieds- staat der OECD haben. Wie die angemessene Bonität und die ausreichende Besicherung festgestellt werden, ergibt sich aus der fünften überarbeiteten Auflage (Stand: Juni 2013) des Papiers des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Die „Grundsätze für die Vergabe von Unterneh- Schuldscheindarlehen Reif für die Versicherungswirtschaft? PLATZIERUNG & HANDEL VON DIETER PAPE, RATING ANALYST/WIRTSCHAFTS- PRÜFER, URA RATING AGENTUR Foto: PantherMedia / Günter Slabihoud BondGuide – Special „Anleihen 2014“ S.32