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BondGuide Special-Anleihen 2014

Interview mit Arno Fuchs, FCF Fox Corporate Finance

„Das Retail-Segment wurde anscheinend bewusst ausgenutzt“ GRUNDLAGEN INTERVIEW MIT ARNO FUCHS, CEO, FCF FOX CORPORATE FINANCE BondGuide: Herr Fuchs, wo kommen Sie geschäftlich mit Mittelstandsanleihen in Berührung? Fuchs: Offen gestanden, anfangs, als der Markt für Mittelstands- anleihen über Bondm ins Leben gerufen wurde, war FCF einge- laden, bei der Entwicklung mitzuwirken. Seinerzeit haben wir das jedoch abgelehnt, weil ich keine institutionelle Investoren- gruppe sah, die solche mittelständischen Anleihen zeichnen würde. Ich bin dann aber durch den nachfolgenden Retail-Boom natürlich Lügen gestraft worden. BondGuide: Greift es nicht etwas zu kurz, den Boom den Privatinvestoren in die Schuhe zu schieben? Fuchs: Ich würde den Markt in drei Investorengruppen einteilen: Es gibt das Retail-Segment, hier zeichnen die Privatleute wirklich selbst. Dann gibt es das semi-institutionelle Segment, in dem kleine Vermögensverwalter für ihre Retail-Kunden Depots oder kleine Fonds zeichnen, die aber immer noch ausschließlich von Kleinstanlegern getrieben werden. Darüber hinaus gibt es dann noch das institutionelle/professionelle Segment. BondGuide: Haben Sie den Eindruck, dass bei Schieflagen von Emittenten überhaupt ein Imageschaden für die Arrangeure zu- rückbleibt? Fuchs: Das ist bis jetzt tatsächlich nur zum Teil so, – aber viel- leicht auch nur auf den ersten und zweiten Blick. Ich bin davon überzeugt, dass sich eine nachhaltige Herangehens- weise langfristig auszahlen wird. Vielleicht bin ich da päpst- licher als der Papst – aber in meinen Augen kann es nicht sein, dass ein möglicher Imageschaden und Geldverluste für die zeichnenden Investoren billigend in Kauf genommen wer- den. Wie gesagt, im langfristigen Interesse aller Beteiligten und im Interesse der Arrangeure. BondGuide: Den – zunächst ja nur potenziellen – Imageschaden haben viele sicher so nur nicht wahrgenommen… Fuchs: Doch, das weiß man. Es muss doch nur eine Kreditana- lyse durchgeführt werden, um festzustellen, wie kreditfähig ein Unternehmen ist. Das passiert, indem man sich die Profitabilität ansieht,dieCash-Flow-Statements,dieBilanzunddasGeschäfts- modell. Man schaut, wie viel Cash die Firma überhaupt braucht, um ihre Abschreibungen zu refinanzieren. Wenn einem dann noch bewusst ist, wie zyklisch die Branchen sind – das ist alles keine Raketenwissenschaft. Das wird seit Hunderten von Jahren so ge- machtimAnleihe-Bereich.DannkannichalsGesellschaftoderals begleitende Bank ablesen: Ist es ein hohes Risiko – ja oder nein? Wenn ich dann als Arrangeur einfach Covenants vorsätzlich weg- lasse, ist das für mich ein Problem. Das Ausmaß dieser Probleme können wir ja heute bei den bereits insolventen Fällen sehen. BondGuide: Hätten die verantwortlichen Banken das vorher kommen sehen müssen? Fuchs: Wenn man als Investmentbank in diesem Geschäft tätig ist, muss man das wissen. Werden dann trotzdem Bonds wider besserem Wissen strukturiert, dann bringt man seine Investo- ren in Gefahr. Irgendwie liegt die Vermutung nahe, dass insbe- sondere das Retail-Segment bewusst ausgenutzt wurde. Jetzt, da das Segment schon nicht mehr so freizügig zeichnet, müs- sen die besseren Investoren adressiert werden. BondGuide: Sehen Sie Professionalisierungstendenzen? Fuchs: Mein Eindruck ist, dass dieser Markt von vielen B- und C-Platzeuren geprägt ist, die dort ihr Glück versuchen und lie- ber einen abgebrochenen Deal haben oder einen Deal, der nur ein paar Jahre hält, als gar keinen – damit sie sagen können, sie spielen auf dem Bond-Markt. BondGuide – Special „Anleihen 2014“ S.18

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