Schuldschein als Finanzierungsbaustein

Immer mehr Mittelständler entdecken den Schuldschein als Finanzierungsinstrument. Zurecht: Er ist flexibel und vielseitig einsetzbar. Außerdem bietet er ersten Kontakt zum Kapitalmarkt.

Sehr unterschiedliche Emittenten

Der Schuldschein ist ein Instrument sowohl für den gehobenen Mittelstand als auch für große Unternehmen. Die Emittenten kommen aus allen Wirtschaftssektoren. Das verarbeitende Gewerbe stellt allerdings die mit Abstand größte Gruppe: Rund zwei Drittel. Zweitstärkste Gruppe sind Dienstleistungsunternehmen mit etwa 20 Prozent. Deutlich zurückgegangen sind Begebungen von Versorgungs- und Energieunternehmen. Adressen aus ganz Europa nutzen den deutschen Schuldschein, auch wenn heimische Unternehmen mit etwa 80 Prozent Anteil dominieren. Die Unternehmensgrößen sind breit gefächert: Von 100 Mio. Euro Jahresumsatz bis zu mehr als 25 Mrd. Euro. Zwei Drittel der ­begebenden Unternehmen besaßen im Jahr 2015 eine Qualität vergleichbar mit „Investment Grade“, etwa ein Viertel der Emittenten kam nahe an diese Einstufung heran. Immerhin hatten etwa acht Prozent nur eine schwächere Bonität.

Keine hohen Hürden bei der Emission

Der Schuldschein wird üblicherweise nicht besonders besichert, deshalb ist eine ausreichende „Kapitalmarktreife“ des Emittenten erforderlich: Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, grundsätzliche Ausgewogenheit der Unternehmensfinanzen, Stetigkeit des Einnahmestromes, positive Unternehmenshistorie und Qualität der Dokumentation. Externe Ratings von Agenturen besitzen im Schuldscheinmarkt kaum Bedeutung, da Investoren eigene Ratings erstellen. Mit der richtigen Vorbereitung beträgt die Platzierungszeit eines Schuldscheines – von der ersten Bankenansprache bis zum Erhalt des Kapitals – rund zwölf Wochen. Investoren im Schuldschein sind Banken und institutionelle Investoren. Privatanleger können hier nicht investieren.

Fazit

Die Unternehmensfinanzierung entwickelt sich auch im Mittelstand über den traditionellen Bankkredit hinaus. Dabei bietet sich der Schuldschein als ideale Alternative an: Er ist relativ einfach in der Strukturierung und kostengünstig. Überdies wird der Kapitalgeberkreis erweitert und eine erste Wahrnehmung durch die relevanten Akteure erreicht. Somit ist die Begebung eines Schuldscheins auch eine sehr gute Vorbereitung für eine spätere „echte“ Kapitalmarktfinanzierung.


Zur Person

Dr. Hans-Werner Grunow (© Capmarcon GmbH)
(© Capmarcon GmbH)

Dr. Hans-Werner Grunow ist Partner der auf Unternehmensfinanzierung spezialisierten Beratungsgesellschaft CAPMARCON. Nach beruflichen Stationen bei renommierten Adressen in Frankfurt, London und New York verfügt er über langjährige Erfahrung im Bank- und Finanzierungsgeschäft. www.capmarcon.de

Autorenprofil

Dr. Hans-Werner Grunow ist Partner der auf Unternehmensfinanzierung spezialisierten Beratungsgesellschaft CAPMARCON. Nach beruflichen Stationen bei renommierten Adressen in Frankfurt, London und New York verfügt er über langjährige Erfahrung im Bank- und Finanzierungsgeschäft.

1
2
Vorheriger ArtikelEin Tag im Chefsessel
Nächster ArtikelWerner Sinn tritt ab