Risikoprävention im Einkauf

Stetig wachsender Innovations- und Kostendruck in einem immer dynamischeren Konjunkturumfeld stellt Unternehmen heutzutage vor große Herausforderungen. Gelangen sie in Liquiditäts- oder Ergebniskrisen, sind Restrukturierungen nötig, um die Überlebensfähigkeit zu sichern. Die Neuausrichtung des Einkaufs spielt dabei oft eine zentrale Rolle. Über die Senkung von Beschaffungskosten lässt sich das Unternehmensergebnis direkt verbessern. Um sich jedoch langfristig Wettbewerbsvorteile zu erschließen, sollten Unternehmen Beschaffungsrisiken systematisch vorbeugen.

Beschaffungsrisiken erhöhen gesamtunternehmerisches Risiko
Das gesamtunternehmerische Risiko hängt immer stärker von Beschaffungsrisiken ab. Der Grund ist, dass Unternehmen die eigene Fertigungstiefe stetig verringern und Fertigungsaufgaben auf eine sinkende Anzahl an Zulieferern verlagern. Bei der Beschaffung gibt es eine Vielzahl von Risiken: So können Lieferanten ausfallen oder zur falschen Zeit, an den falschen Ort oder auch falsche Mengen liefern. Auch Qualitätsrisiken bei Produkten oder Services sind relevant. Zudem kann es zu erhöhten Entgeltforderungen bzw. Währungskurs- oder Rohstoffpreisrisiken kommen. Auch Verstöße gegen Gesetze sowie die Missachtung ökologischer, ethischer oder sozialer Standards zählen dazu.

Risikomanagement hat im Einkauf hohen Stellenwert
Den Unternehmen ist die Bedeutung des Risikomanagements bewusst, ergab eine aktuelle Studie der Inverto AG: Fast 80% der 52 befragten Unternehmen schreiben dem Risikomanagement einen hohen oder sehr hohen Stellenwert zu. Etwa 85% bestätigen, dass die Relevanz in den letzten drei Jahren zugenommen hat. Versorgungs- und Qualitätsrisiken haben die Unternehmen dabei besonders im Blick. 83% der Unternehmen halten die Minimierung von Versorgungsrisiken, 77% die Minimierung von Qualitätsrisiken für hochgradig relevant.

Risikominimierung spielt im Einkauf derzeit eine größere Rolle als Kostensenkung. Knapp 70% der Unternehmen würden zugunsten der Risikovermeidung Zusatzkosten bei der Beschaffung in Kauf nehmen. Dazu muss es aber nicht zwangsläufig kommen. Nur 17% der Studienteilnehmer konnten gestiegene Beschaffungskosten durch Risikomanagement feststellen. 48% meinen, dass die Kosten unverändert geblieben sind, und bei 21% sind die Kosten sogar gesunken.

Lieferantenbewertung anhand aussagekräftiger Kriterien
Generell ist die Leistungsfähigkeit der Lieferanten für den Einkauf entscheidend. Daher sollte man die Performance strategischer Lieferanten regelmäßig überprüfen, damit Schwachstellen frühzeitig erkannt und behoben werden können. 60% der befragten Unternehmen bewerten ihre Lieferanten regelmäßig hinsichtlich ihres Risikopotenzials. In der Regel konzentrieren sie sich dabei auf die Schlüssellieferanten. Ihre Kriterien sind Reklamationsquote, Liefertreue, Lieferantenaudits, Bonitätskennziffern, Bilanzkennzahlen und Wettbewerbssituation. Entscheidend ist, die Lieferanten regelmäßig zu bewerten und dabei aussagekräftige Bewertungskriterien zu verwenden. Neben den genannten gehören dazu beispielsweise auch die Situation auf dem Beschaffungsmarkt, Währungskurs- und Rohstoffpreisentwicklungen, Innovationsfähigkeit der Lieferanten, Verflechtungen der Lieferanten mit anderen Kunden und Zulieferern sowie die Einhaltung ökologischer, ethischer oder sozialer Standards bzw. von Gesetzen.

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