Der Kronprinz und die Nachfolge

Die Deutschen sind stolz auf ihre Familienunternehmen. Dennoch finden immer weniger Unternehmen innerhalb der Familie einen geeigneten Nachfolger. Die Japaner machen vor, wie die Nachfolge gelingen kann – auch wenn die Methode recht eigenwillig ist. Mehr als die Hälfte der ältesten Familienunternehmen weltweit stammen aus dem Land des Lächelns. Das Hotel Hoshi Ryokan etwa wurde 718 eröffnet und befindet sich seit 46 Generationen in Familienhand. Es ist allerdings nicht so, dass die Japaner viele Kinder hätten oder diese besonders willig und fähig wären, den Betrieb zu übernehmen. Die Lösung ist ganz simpel: Sie suchen sich einen geeigneten Nachfolger aus und adoptieren diesen. Vielleicht wäre dies ja auch in Deutschland ein Modell, das Problem der Nachfolge zu lösen.

Doch warum finden sich so wenig Thronfolger? Die Gründe dafür sind vielschichtig: Der Spross ist nicht qualifiziert, Geschwister sind zerstritten oder der Vater kann nicht loslassen und mischt sich ständig ein. Manchmal scheint eine Übergabe schon perfekt zu sein und scheitert dennoch, weil der Sohn kalte Füße bekommt. So war es etwa bei der Bäckerei Siebke. Sohn Rolf sollte die Traditionsfirma übernehmen. Seinen Meister als Bäcker und Konditor hatte er bereits in der Tasche. Doch er konnte es einfach nicht (S. 6).

Anders war es bei der Familie Sladek, den Stromrebellen aus Schönau. Immer schon unterstützten die Kinder die Antiatomkraftbewegung der Eltern tatkräftig. Auch wenn sie in dem kleinen Städtchen im Schwarzwald bei einigen Leuten aneckten und das Wohnzimmer ständig voller Aktivisten war. Sohn Sebastian hinderte das nicht, bei den Elektrizitätswerken Schönau, einem Anbieter von alternativem Strom, die Nachfolge seiner Eltern anzutreten und in den Vorstand einzutreten. Selbst wenn die Fußstapfen riesig sind (S. 26).

Mit der Nachfolge verbunden sind immer Steuer- und Rechtsthemen. Vor allem die Erbschaftsteuer wird in Berlin noch heiß diskutiert. Bis zum 30.06.2016 muss eine Lösung gefunden sein. Ansonsten sind sämtliche Erbfolgen steuerpflichtig. Lesen Sie dazu auch unser Spezial Steuern und Recht. Gerade erschienen ist auch das E-Magazin unserer Schwesterpublikation M&A China/Deutschland.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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