Nächster Pflegeheimbetreiber ist insolvent

Ein weiterer großer deutscher Betreiber von Pflegeheimen hat Insolvenz angemeldet. Für fünf Gesellschaften der Hansa-Gruppe, die insgesamt 23 Senioren- und Pflegezentren in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betreibt wurden beim Amtsgericht in Oldenburg Anträge auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Ziel dieser Verfahren im Rahmen des Insolvenzrechts ist nach Angaben des Unternehmens die wirtschaftliche Neuaufstellung der Gruppe sowie der Erhalt der Häuser und der rund 1.400 Arbeitsplätze.
(c) Peter Atkins_adobe_Stock

Ein weiterer großer deutscher Betreiber von Pflegeheimen hat Insolvenz angemeldet. Für fünf Gesellschaften der Hansa-Gruppe, die insgesamt 23 Senioren- und Pflegezentren in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betreibt, wurden beim Amtsgericht in Oldenburg Anträge auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Ziel dieser Verfahren im Rahmen des Insolvenzrechts ist nach Angaben des Unternehmens die wirtschaftliche Neuaufstellung der Gruppe sowie der Erhalt der Häuser und der rund 1.400 Arbeitsplätze.

Der ambulante Pflegedienst und die Dienstleistungs-GmbH von Hansa befinden sich gemäß einer veröffentlichten Pressemitteilung nicht in Sanierungsverfahren. Im Pflegebetrieb gebe es keine Einschränkungen. Versorgung und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner seien in allen Einrichtungen der Hansa-Gruppe vollumfänglich gesichert. „Es gibt keine Änderungen beim Umfang und bei der Qualität der Versorgungsleistungen und des Betreuungsangebotes. Bei Hansa steht der ältere Mensch seit der Gründung des Unternehmens vor mehr als 40 Jahren im Mittelpunkt. Das wird auch weiterhin der Fall sein. Gleichzeitig stehen wir zu unserer Verantwortung für unsere Mitarbeitenden“, erklären die Hansa-Geschäftsführer Steffen Krakhardt, Ralf Winstroth und Frank Lutter.

„Schwarze Null“ für Ende 2023 angestrebt

Nach den derzeitigen Planungen soll die Hansa-Gruppe Ende 2023 zu einer „schwarzen Null“ zurückkehren. Aufgrund der politisch und von den Pflegekassen vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden sich Seniorenheime wirtschaftlich gesehen erst ab einer Auslastung von rund 95% tragen. Wegen des Fachkräfte-, aber auch generell des Personalmangels sei es für Pflegeeinrichtungen in den vergangenen Jahren zudem immer herausfordernder geworden, das geforderte und notwendige Verhältnis von Pflegenden zu Gepflegten sicherzustellen. Durch die jahrelangen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich der Personalmangel in der Pflege noch verstärkt. Um für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Mitarbeitenden Sorge zu tragen musste das Unternehmen  auf den extrem kostenintensiven Einsatz von Zeitarbeitenden zurückgreifen. Dies führte zu erheblichen Belastungen.

Ein weiteres Problem für Pflegeheime besteht darin, dass die Verhandlungen mit den Pflegekassen nur einmal im Jahr stattfinden. Selbst bei unvorhergesehenen größeren Preissteigerungen wie etwa beim Punkt Energie sind keine Nachverhandlung möglich. „Über einen gewissen Zeitraum sind solche Auswirkungen zu verkraften. Seit der Corona-Pandemie reiht sich allerdings Krise an Krise. Eine solche Kombination aus externen wirtschaftlichen Herausforderungen war und ist auch für uns als vorsichtig planendes und agierendes Unternehmen über einen Zeitraum von mehreren Jahren nicht durchzuhalten“, erklären die Hansa-Geschäftsführer Krakhardt, Winstroth und Lutter. Bei dem Sanierungsverfahren wird das Unternehmen von einem Team von Schultze & Braun um die Restrukturierungsexperten Detlef Specovius, Michael Böhner und Christoph von Wilcken beraten. In den vergangenen Monaten hatten bereits die großen Pflegeheimbetreiber Convivo aus Bremen und die  Curata-Gruppe aus Berlin Insolvenz angemeldet.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelVision Capital und Rubicon Partners verkaufen ABL Gruppe
Nächster ArtikelMusterdepot: Cash, Flash und Trash