Minderheitsbeteiligung eines Finanzinvestors

“In Zukunft wollen wir uns verstärkt bei etablierten Mittelständlern engagieren”

Interview mit Klaus Konrad und Heiko von Dewitz, Investment Directors, Intel Capital

VC Magazin: Wie kam es zu der Beteiligung an Brainlab?
Konrad: Im Jahr 2006 hatte Intel entschieden, sich im Bereich Healthcare stärker zu engagieren. Denn im Gesundheitssektor kann man noch deutlich mehr Informationstechnologie einsetzen, zum Beispiel um Kosten zu senken oder zu verbesserter Analyse und Behandlung beizutragen. Brainlab hat uns gefallen, weil es mit seiner Bildverarbeitungstechnologie zu den Innovationsführern im Bereich Medizintechnologie gehört.

VC Magazin: Geht Ihre Beteiligung über das rein Finanzielle hinaus?
Konrad: Ja, wir suchen Unternehmen, bei denen wir auch operativ zum Erfolg beitragen können. Brainlab zum Beispiel kann von Intel lernen, wohin sich die Hardware – in diesem Fall die Halbleitertechnologie – künftig entwickeln wird. Die neuesten Generationen von Prozessoren kommen in der Bildverarbeitung sehr gut zur Anwendung, da hier sehr leistungsstarke Prozessoren gebraucht werden.

VC Magazin: Ist dies eine grundsätzliche Strategie von Intel Capital?
von Dewitz: Ja, wir wollen den fruchtbaren Austausch und uns dabei mit unserem Technologie-Know-how – und mit unserem Netzwerk – in der Zusammenarbeit mit den Beteiligungsunternehmen einbringen. Wir suchen insbesondere Innovationsführer, die die Intel-Zielmärkte adressieren und mit denen sich operative Synergien ergeben.

VC Magazin: Inwieweit sind Sie in Ihrer Beteiligungspolitik offen für den Mittelstand?
Konrad: Wir sind insgesamt flexibler in unserer Strategie als andere Beteiligungsfonds und haben eine große Bandbreite. Wir investieren in Frühphasen ebenso wie Spätphasen und Wachstum und gehen dabei gerne auch in den etablierten Mittelstand. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen innovativ und das Management zur Zusammenarbeit bereit ist.
von Dewitz: Wir sehen uns als strategischen Partner und investieren in alle Segmente, die mit IT im weiteren Sinne zu tun haben. Dabei streben wir innovative Gesamtlösungen an und sind daran interessiert, auch die Absatzmärkte für Intel weiterzuentwickeln. Von kleinen Deals in der Größenordnung 2 bis 3 Mio. EUR bis hoch zu etwa 100 Mio. EUR ist alles möglich. Die Finanzierung kann in Form von Eigenkapital, aber auch zum Beispiel als Wandelanleihe bzw. Wandeldarlehen gegeben werden.

VC Magazin: Was sind Ihre Pläne in Deutschland?
von Dewitz: In Zukunft wollen wir uns verstärkt bei etablierten Mittelständlern engagieren, denn der Mittelstand ist ein Innovationsmotor in Deutschland mit großem Potenzial. Wir gehen meist Minderheitsbeteiligungen ein und sind bereit, auch mit anderen Investoren zu kooperieren. Natürlich achten wir auch auf den Renditeaspekt und wollen frühzeitig ein klares Exit-Szenario sehen.

VC Magazin: Herr Konrad, Herr von Dewitz, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Bernd Frank.
redaktion@unternehmeredition.de

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