Individuelles Mezzanine auf dem Vormarsch

Boom bei Individual- Mezzanine, Endzeitstimmung bei den Standardprogrammen – kontrastreicher könnte sich der Markt für dieses Finanzierungsinstrument zwischen Fremd-und Eigenkapital nicht darstellen. Brandheißes Thema ist die in den nächsten Jahren anstehende Rückzahlung von Standard-Mezzanine-Programmen, die Banken unter Namen wie PREPS, HEAT, FORCE, CB Mezzcap oder PULS aufgelegt hatten. Kein Pappenstil, zwischen 2004 bis 2007 flossen immerhin 4,7 Mrd. EUR an knapp 700 Unternehmen. Diese stehen nun vor der Herausforderung der Refinanzierung, die in vielen Fällen noch ungeklärt ist. Die glorreiche Zeit der einst bei Investoren und Unternehmen äußerst begehrten Standard-Programme hatte 2008 ein jähes Ende gefunden. Infolge der Finanzkrise, die verbriefte Kapitalmarktprodukte auf Eis legte und aufgrund von Insolvenzen unter den finanzierten Firmen fanden sich keine weiteren Geldgeber mehr. Eine Neuauflage des Programm-Mezzanine ist auch bis auf weiteres nicht in Sicht.
Dennoch ist der Siegeszug von Mezzanine als feste Größe bei der Finanzierung des deutschen Mittelstandes nicht aufzuhalten: Das gesamte deutsche Mezzanine-Marktvolumen hat sich 2009 im Vergleich zum Vorjahr von 1,8 Mrd. EUR auf fast 4 Mrd. EUR mehr als verdoppelt – über 2.700 Unternehmen nutzten diese Geldquelle. Die Zahlen machen deutlich, dass individuelles Mezzanine den Wegfall der Standard-Programme längst kompensiert hat, sowohl beim Angebot als auch bei der Nachfrage.
Die Erfolgsfaktoren der individuellen Variante: Sie ist unabhängig vom Kapitalmarkt und wird flexibel auf die Bedürfnisse der jeweiligen Firma zugeschnitten. Aufgrund ihrer bilanziell eigenkapitalstärkenden Wirkung, positiver Effekte auf das Bankenrating und geringer Mitspracherechte der Geldgeber erfreuen sich stille Beteiligung & Co. im Mittelstand zunehmender Beliebtheit, insbesondere, wenn es um die Finanzierung von Wachstum oder der Nachfolge geht. Basel III, ein gestiegener Investitionsbedarf und die immer noch niedrige Eigenkapitalquote im deutschen Mittelstand dürften das Interesse auch weiterhin beflügeln.

Markus Hofelich
markus.hofelich@unternehmeredition.de

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