Nachfolge durch Fusion

Der Gründer des Spezialisten für Draht- und Senkerodieren von Bauteilen C.F.K. GmbH, Günter Kochendörfer, hat sein Unternehmen vor einiger Zeit an seinen Geschäftsführer Christoph Over und die Gesco-Industriegruppe übergeben. Beide wollen das Unternehmen langfristig weiterentwickeln.

Finanzkrise verzögerte Verhandlungen

2009 war es dann so weit. Die inno-shape fusionierte mit der C.F.K., Christoph Over erhielt 20 Prozent der Anteile, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Gründerstart-Initiative wurden als Gesellschafter ausbezahlt. Doch weil Christoph Over das Unternehmen nicht komplett übernehmen wollte, führten die beiden Gespräche mit der Gesco-Industriegruppe aus Wuppertal. Die Gesco fokussiert sich auf hochspezialisierte Unternehmen, die Probleme mit der Nachfolge haben. „Unser Ziel ist dabei, unsere Beteiligungen langfristig zu entwickeln und gerade keinen Exit anzustreben. Und die C.F.K. passte – auch nach der Fusion – hervorragend in unser Portfolio“, so Dr. Eric Bernhard, Vorstandsvorsitzender der börsennotierten Gesco AG. Die Gesco ist im Prime Standard notiert, der 18 traditionsreiche Industrieunternehmen umfasst, einige davon Marktführer in ihrem Segment oder Hidden Champions.

Trotz der guten Voraussetzung für eine Übernahme gerieten die Verhandlungen ins Stocken: „Wir sind in den Sog der Finanzkrise geraten und mussten unser Unternehmen erst einmal wieder auf Kurs bringen“, so Christoph Over, der inzwischen zusammen mit Kochendörfer Geschäftsführer der C.F.K. GmbH war. Und so stieg die Gesco AG erst 2012 ins Unternehmen ein. Günter Kochendörfer verabschiedete sich anschließend in den Ruhestand.

In den vergangenen Jahren konnte das Gesellschafter-Tandem Over und Gesco das Unternehmen weiter nach vorn bringen. Von 2013 bis heute wuchs der Umsatz um drei Mio. Euro auf 9,7 Mio. Euro. 15 neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Mehr als 2,7 Mio. Euro wurden in neue Maschinen investiert. „Wir wollen den Bereich des Laserschmelzens und des 3-D-Drucks weiter ausbauen und erwarten dort ein überproportionales Wachstum von jährlich 20 bis 25 Prozent“, so Christoph Over. Die veredelten Werkstücke aus Kriftel finden sich in millimetergroßen Klingen für die Chirurgie, in Triebwerksteilen von Airbus oder in tonnenschweren Stahlformen für die Kunststoffindustrie. Mittelfristig soll sich der Umsatz zwischen zehn Mio. und zwölf Mio. Euro einpendeln.


„Die Verhandlungen mit den Banken gestalten sich einfacher“

Dr.Chrishoph-Over © C.F.K. CNC Fertigungstechnik Kriftel GmbHInterview mit Dr. Christoph Over, Geschäftsführer C.F.K. GmbH

Unternehmeredition: Herr Dr. Over, was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit der Gesco AG?

Over: Ich finde es gut, dass die Zusammenarbeit langfristig und ohne Exit-Szenario ausgelegt ist. So bleiben die Liquidität und das Eigenkapital im Unternehmen, und wir können langfristig gemeinsam organisch wachsen. Wir haben inzwischen eine Eigenkapitalquote von über 40 Prozent.

Welchen Nutzen ziehen Sie noch aus der Zusammenarbeit?

Zwei Dinge sind durch die Zusammenarbeit mit der Gesco AG abgesichert: Wenn mir etwas passiert, dann geht das Unternehmen nicht unter. Und privat ist ausgeschlossen, dass meine Familie auf den Schulden sitzen bleibt, die ich etwa als kompletter Finanzier des Unternehmens hinterlassen hätte.

Wie reagieren die Banken auf das Beteiligungsmodell?

Die Verhandlungen mit den Banken beim Kauf von neuen Maschinen gestalten sich einfacher: ich muss mir nicht anhören, dass ich noch die anderen Schulden durch die Finanzierung des Kaufpreises in den Büchern habe. Es kommt nur das operative Geschäft zur Sprache und keine gesellschaftsrechtlichen Dinge.


Kurzprofil C.F.K. CNC Fertigungstechnik Kriftel GmbH

Gründungsjahr 1986
Branche Metallverarbeitung
Unternehmenssitz Kriftel (Taunus)
Umsatz 2015
9,7 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 70

www.cfk-online.de

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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