Anleihe im Fokus: Alno AG

Der Küchenhersteller Alno möchte eine Unternehmensanleihe begeben. Erst im letzten Jahr schaffte das schwäbische Unternehmen den Turnaround und will nun weiter wachsen. Dafür will Alno bis zu 45 Mio. EUR am Anleihemarkt einsammeln. Die Zeichnungsfrist, die am 29. April begann und eigentlich bis zum 10. Mai gehen sollte, wurde nach wenigen Stunden frühzeitig beendet.

Details der Anleihe
Nach der Platzierung ist die Notierungsaufnahme im Entry Standard der Frankfurter Börse geplant. Die Entscheidung für Frankfurt, und nicht etwa für den regional näher gelegenen Stuttgarter Bondm, ist zumindest erwähnenswert. Die Anleihe, die mit einem Kupon von 8,5% verzinst ist, hat eine Laufzeit von fünf Jahren und die übliche Stückelung von 1.000 EUR.

Emissionserlös
Mit dem Emissionserlös soll das Wachstum des Küchenherstellers – besonders im Ausland – finanziert werden. Dabei liege der Fokus vor allem auf China, den USA und Russland, so Müller. Hier erwarte das Unternehmen eine steigende Nachfrage an qualitativ hochwertigen Küchen. Zudem sollen die finanziellen Mittel aus der Anleihe auch für zukünftige Investitionen in Deutschland, kleinerer bis mittlerer Akquisitionen sowie zur Rückführung von Verbindlichkeiten verwendet werden. Ankeraktionär SE Swiss Entrepreneur AG, der 8,1% der Anteile hält, hat bereits im Vorfeld die Zeichnung von Anleihen über 15 Mio. EUR fest zugesagt.

‘Bunter Hund’
Alno ist eigenen Angaben zufolge einer der führenden Küchenhersteller Deutschlands, nach Umsätzen die Nummer 2 und praktisch jedem Wohneigentümer ein Begriff. Das Unternehmen wurde 1927 in Wangen bei Göppingen gegründet. Seit 1958 ist die Produktionsstätte in Pfullendorf beheimatet. Heute beschäftigt das im Frankfurter General Standard auch aktiennotierte Unternehmen rund 1.800 Mitarbeiter und arbeitet mit 7.000 Vertriebspartnern in 64 Ländern zusammen. Der Marktwert an der Börse liegt aktuell bei rund 100 Mio. EUR.

Saniert?
Von der Ratingagentur Scope wird Alno mit einem B- bewertet. Zur Begründung heißt es im Ratingbericht, dass „die verfügbaren Zahlungsmittel der Gesellschaft ohne weitere Finanzierungsmaßnahmen nur bis Mai 2013 ausreichen.“ Die Finanzierungslücke für die kommenden Jahre solle zum einen durch die Emission der Anleihe und zum anderen durch Bankenfinanzierungen geschlossen werden. Sollten diese Kapitalmaßnahmen nicht rechtzeitig durchgeführt werden, könnte dies für Alno recht unangenehm werden – nicht zum ersten Mal.

Denn wichtig in dem Zusammenhang: Hauptlieferant und indirekter Alno-Großaktionär Bauknecht macht die Fälligstellung seiner Darlehensforderung über 30 Mio. EUR u.a. davon abhängig, dass mindestens 40 Mio. EUR Anleihevolumen zustande kommen.

Schüttelkrämpfe
Dabei hatte es das Unternehmen bereits in der Vergangenheit nicht so leicht: 1995 ging Alno an die Börse und kämpft seitdem immer wieder darum, den Sprung zurück in die Gewinnzone zu schaffen. 2012 standen die Schwaben dann kurz vor der Insolvenz. Nur mit Hilfe eines Finanzierungspakets von Hauptaktionären, Banken und Lieferanten war es möglich, eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Im Rahmen dieses Restrukturierungsprogramms führte Alno eine massive Kapitalerhöhung über46 Mio. EUR durch. Zudem erließen die Banken dem gebeutelten Unternehmen Kredite in Höhe von 11 Mio. EUR und auch die Lieferanten erklärten sich bereit, mehr Zeit bei der Rückzahlung von Verbindlichkeiten zu gewährleisten. Trotzdem benötigt Alno frische finanzielle Mittel: Mit dem Kapital aus der Anleihe solle für anderthalb Jahre Ruhe einkehren, erklärt Finanzvorstand Ipek Demirtras. Ob das so einfach wird, bleibt abzuwarten. Neben einer negativen Eigenkapitalquote konnte der Küchenhersteller im vergangenen Jahr ein minimalistisches EBIT von rund 1,0 Mio. EUR bei einem Umsatz von 446 Mio. EUR vorweisen. Für die Bezahlung des jährlichen Kupons von 8,5% werden zusätzliche über 3 Mio. EUR fällig. Wie man das stemmen will, konnte Müller im Rahmen einer Telefonkonferenz noch nicht definitiv herleiten und machte daher auch keine konkreten Prognosen. Trotzdem zeigte er sich zuversichtlich, dank Kostensenkungen für das laufende Jahr das EBIT deutlich steigern zu können. Jedenfalls: Die Grundsteine sind bei Alno gelegt, wichtige Investitionen bereits getätigt.

Fazit:
Der Kupon von 8,5%, der volle zwei Prozentpunkte über dem aktuellen Median der notierten Anleihen liegt (ca. 6,5%), erscheint sehr attraktiv, jedoch nicht ohne die genannten Risiken – was aber in der Natur der Sache einer Mittelstandsanleihe liegt. Ein weiterer Prozentpunkt mehr wäre im Hinblick auf das dünne Rating und die verbesserungsbedürftigen Geschäftszahlen sicher auch nicht verkehrt gewesen. Jedoch haben die Schwaben einen starken und bekannten Markennamen – ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist.

Maximiliane Worch, Falko Bozicevic

Alno AG – Bewertung
Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: ***
Peergroup-Vergleich: ****
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): *
IR/Bond-IR: ****
Covenants: ***
Liquidität im Handel (e) **
Fazit by BondGuide ***/* (Chancen/Risiken ausgeglichen, ggf. Profiteur des Markennamens)

Alno AG – Anleiheübersicht
WKN A1R 1BR
Erstnotiz 14. Mai
Zeichnungsfrist 29. April – 10. Mai (vorz. beendet)
Ausgabepreis 100%
Kupon 8,5% p.a.
Stückelung 1.000 EUR
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Entry Standard für Anleihen, Börse Frankfurt/Main
Emissionsvolumen Bis zu 45 Mio. EUR
Rating B- (Scope)
Banken/Sales Close Brothers Seydler Bank

Alno AG – Geschäfts- und Kennzahlen
Umsatz* 2011: 453 2012: 446 2013e: 465
EBIT* -10,6 1,0 5,5
Net Debt / EBIT neg. >30 ca. 10
*) in Mio. EUR; Quelle: Unternehmensangaben (Wertpapierprospekt), BondGuide ResearchDiesen Artikel finden Sie auch im aktuellen Bondguide (www.bondguide.de).

Vorheriger ArtikelEin Königsweg
Nächster ArtikelIndirekter Einkauf kann optimiert werden