Männerberuf, Frauenberuf

Auch wenn Frauen ihren Anteil an hochqualifizierten Berufen steigern konnten, ändert sich bei genauerer Betrachtung nicht viel:  Über die Hälfte aller in Westdeutschland beschäftigten Frauen arbeiten in Frauenberufen, Männer zu zwei Dritteln in Männerberufen. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Berufe mit einem Frauenanteil von mindestens 70% bezeichnen die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen Corinna Kleinert und Ann-Christin Hausmann als Frauenberuf. Als Männerberuf gelten Berufe mit einem Männeranteil von mindestens 70%. Die übrigen Berufe zählen als Mischberufe. Erstaunliche 90% der Frauen sind Arzthelferinnen oder Erzieherinnen. Natürlich sind technische und verarbeitende Tätigkeiten wie Maurer, Mechaniker oder Schreiner der typische Männerberufe. Als Mischberufe gelten kaufmännische und gastronomische Berufe. Insgesamt hat der Anteil der Frauen an sozialversicherungspflichtigen Berufen von 38% im Jahr 1976 auf 45% im Jahr 2010 zugenommen.

Doch das, was als typischer Frauenberuf gilt, hat sich geändert. So ist der Anteil von Frauen an niederqualifizierten Berufen um 5 Prozentpunkte gesunken. Aufholen konnten weibliche Beschäftigte hingegen bei mittel- und hochqualifizierten Berufen; hier steigerten sie ihren Anteil um 7 bzw. um 9 Prozentpunkte. Frauen sind heute eben häufiger Zahntechnikerin oder Dolmetscherin anstatt Floristin. Den größten Sprung machten Frauen bei akademischen Berufen, hier holten sie um 16 Prozentpunkte auf. Im Laufe der betrachteten 35 Jahre stieg der Anteil weiblicher Ingenieurinnen von 2 auf 14%, der Managerinnen von 17 auf 35% und der Professionen wie Apotheker oder Mediziner von 35 auf 51%.

Laut den Forscherinnen können Frauen ihre gestiegene Berufsabschlüsse geltend machen. Doch die auf den ersten Blick positiven Zahlen trügen: Denn der Anteil von niederqualifizierten Berufen hat über die gesamte Bevölkerung hinweg um 11 Prozentpunkte abgenommen. Es handle sich also nicht um ein Ende der Geschlechtersegregation, sondern eher um einen Wandel der Berufsstruktur, so die Forscherinnen. Und selbst wenn Männer und Frauen nun verstärkt in hochqualifizierteren Berufen arbeiten, tun sie das dennoch nach dem immer gleichen Muster: In typischen „Männer-„ und in „Frauenberufen“. www.iab.de

 

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