Herausforderung Performancemessung Die Performance beziehungsweise der prozentuale Anlageerfolg innerhalb eines Bewertungs- oder Berichtszeit- raums stellt einen der wichtigsten Gradmesser für die Leistungsbeur- teilung eines Vermögensverwalters dar. Daher erfolgt die Präsentation der Performanceergebnisse gegenüber dem Kunden oder in der Öffentlichkeit höchst unterschiedlich. Je nach Menta- lität des Verwalters wird die Perfor- mance so korrekt oder so „optimal“ wie möglich dargestellt, denn es gilt: Performance ist nicht alles, aber alles ist ohne Performance nichts. Zur Performancemessung bieten sich die unterschiedlichsten Metho- den an. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der zeitgewichteten (Time-Weighted Rate of Return) und der geldgewichteten Rendite (Mo- ney-Weighted Rate of Return). Insbe- sondere bei exogenen Mittelbewegun- gen, also Zu- oder Abflüssen von Anlagemitteln in der Regel durch Ein- lagen beziehungsweise Entnahmen von Geldmitteln des Vermögens- inhabers, differieren die Ergebnisse in einem erheblichen Umfang. Ein rele- vantes Beispiel finden Sie auch online unter http://ue-mag.de/performance. Die zeitgewichtete Methode ist die genaueste und eine von exo genen Zahlungsströmen abstrahierte Betrach- tung. Auch eine identische Bewer- tungsmethode muss nicht zu einem gleichen Ergebnis führen. Nennens- werte Performancedifferenzen erge- ben sich bereits daraus, ob sämtliche Kosten der Vermögensverwaltung (Management Fee, Depotgebühren, Transaktionskosten, Maklergebühren, Spesen und sonstige Kosten) oder nur Teile davon in die Rendite berechnung einfließen. Bei den gezahlten Steuern (Abgeltungs- und Quellensteuer) stellt sich die Frage, ob diese unabhängig von der Erstattungsfähigkeit perfor- mancewirksam berücksichtigt werden. Die Intrans parenz der Renditeermitt- lung wird noch dadurch untermauert, dass die Offenlegung der Art und Weise der Performanceberechnung häufig erst auf Nachfrage erfolgt. Wissen Rendite-Entwicklung p.a. einer 1%-Anleihe bei veränderten Bewertungskursen Restlaufzeit Kurs r h a J 1 e r h a J 2 e r h a J 3 e r h a J 4 e r h a J 5 e r h a J 6 11,11% 6,11% 4,44% 3,61% 3,11% 2,78% 3,35% 2,90% 2,60% 10,10% 5,60% 9,09% 5,09% 8,08% 4,58% 4,10% 3,75% 3,41% 7,06% 4,06% 3,06% e r h a J 7 2,54% 2,38% 2,23% 1,92% 1,77% 1,61% 1,46% 1,31% 1,15% e r h a J 8 2,36% 2,22% 2,09% 1,95% 1,81% 1,68% 1,54% 1,41% 1,27% 1,14% e r h a J 9 2,22% 2,10% 1,98% 1,85% 1,73% 1,61% 1,49% 1,36% 1,24% 1,12% e r h a J 0 1 2,11% 2,00% 1,89% 1,78% 1,66% 1,55% 1,44% 1,33% 1,22% 1,11% 90% 91% 92% 93% 94% 95% 96% 97% 98% 99% 100% 101% 102% 103% 104% 105% 106% 107% 108% 109% 110% 3,09% 2,83% 2,56% 1,78% 1,52% 1,26% 2,69% 2,48% 2,42% 2,24% 2,08% 2,26% 2,06% 1,89% 1,71% 1,53% 1,35% 1,18% 1,84% 1,63% 1,42% 1,21% 6,05% 3,55% 2,72% 2,30% 2,05% 5,04% 3,04% 2,38% 2,04% 4,03% 2,53% 2,03% 3,02% 2,02% 1,51% 2,01% 1,00% 1,69% 1,34% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% 1,00% -0,01% 0,49% 0,66% 0,74% 0,79% 0,82% 0,85% 0,87% 0,88% 0,89% -1,02% -0,02% 0,31% 0,48% 0,58% 0,65% 0,69% 0,73% 0,76% 0,78% -2,03% -0,53% -0,03% 0,22% 0,37% 0,47% 0,54% 0,60% 0,64% 0,67% -3,04% -1,04% -0,37% -0,04% 0,16% 0,29% 0,39% 0,46% 0,52% 0,56% -4,05% -1,55% -0,71% -0,30% -0,05% 0,12% 0,24% 0,33% 0,40% 0,45% -5,06% -2,06% -1,06% -0,56% -0,26% -0,06% 0,09% 0,19% 0,28% 0,34% -6,07% -2,57% -1,40% -0,82% -0,47% -0,23% -0,07% 0,06% 0,16% 0,23% -7,07% -3,07% -1,74% -1,07% -0,67% -0,41% -0,22% -0,07% 0,04% 0,13% -8,08% -3,58% -2,08% -1,33% -0,88% -0,58% -0,37% -0,21% -0,08% 0,02% -9,09% -4,09% -2,42% -1,59% -1,09% -0,76% -0,52% -0,34% -0,20% -0,09% Quelle: firstfive AG FAZIT Den oder die richtigen Vermögens- verwalter für sich und das durch unter nehmerische Tätigkeit erworbene Vermögen zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Folgende Punkte verdienen dabei besondere Beachtung: • Definieren Sie klare Anlagerichtlinien und eine maximale Schwankungs breite für das Portfolio. Welchen Verlust kann Ihr Vermögen und können Sie psy- chisch aushalten, mehr oder weniger als fünf Prozent oder zehn Prozent? • Der Anlagestil des Vermögensverwal- ters sollte sich mit Ihren Vorgaben decken. Lassen Sie sich nicht durch vollmundige Versprechen und/oder eine überwältigende Argumentation zu einer Ihrer Meinung nach über mäßig risikoreichen Anlagestrategie überreden. • Ihre Renditeerwartungen sollten rea- listisch sein. Historisch lagen die Renditen am Aktienmarkt im Durch- schnitt bei circa acht Prozent per annum. Im Rentenbereich erhalten Sie aktuell für gute Bonitäten weniger als ein Prozent im Jahr. Für ein Misch- mandat sind Renditeversprechen von mehr als vier Prozent per annum nach Kosten skeptisch zu betrachten. • Berücksichtigen Sie, dass konzern- gebundene Vermögensverwaltungen und Family Offices nicht nur auf eine hervorragende Infrastruktur zugrei- fen können, sondern dieser auch ver- pflichtet sind. • Informationen Dritter über gute oder schlechte Erfahrungen mit einer Bank oder einem Vermögensverwalter soll- ten in die Betrachtung einbezogen werden. Die bereits erreichten Anla- geergebnisse sind auf Basis realer Depotdaten offenzulegen und sollten glaubhaft und möglichst von einer neutralen Stelle bestätigt sein. • Das Preismodell sollte zum Risiko- profil und damit zur Depotstruktur passen. Eine „All-In Fee“ bietet sich beispielsweise für ein umsatzstarkes Aktiendepot an, bietet bei einem Ren- tenportfolio jedoch kaum Vorteile. • Bei der Auswahl eines Vermögens- verwalters muss nicht nur der Preis, sondern auch die Chemie stimmen. Vermögensverwaltung ist Vertrau- enssache – und Sie müssen ent- scheiden, ob Sie in Bezug auf Infra- struktur, Leistung und/oder Ambi- ente Mercedes oder Volkswagen fahren wollen. Unternehmervermögen 2020 Unternehmeredition | 15