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Zur Internationalisierung gibt es keine Alternativen

Vor allem die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China werden als Handelspartner für deutsche Unternehmen immer attraktiver. Gerade deutsche Maschinenbauer und Fahrzeughersteller konnten ihre Marktstellung ausbauen. Rund 21% der russischen Maschinenimporte stammten im vergangenen Jahr aus Deutschland, in China betrug der Anteil etwa 19%. 31% der importierten Autos und Autoteile im Reich der Mitte kommen inzwischen aus Deutschland. Gleichwohl gilt es, ein noch längst nicht ausgeschöpftes Potenzial im Bereich der Internationalisierung zu nutzen.

Hindernisse überwinden

Auf dem Wege einer stärkeren Internationalisierung gilt es, Hemmnisse und Barrieren sowohl auf der Unternehmerseite als auch im Bereich der politisch und kulturell gesetzten Rahmenbedingungen zu identifizieren und zu bewältigen. Die Unternehmen wissen selbst am besten, dass internationaler Erfolg nicht nur von technologischer Kompetenz, Innovationsgrad und Qualität der Produkte abhängt. Auch an der Mitarbeiterqualifikation muss gearbeitet werden – insbesondere im Hinblick auf Sprachkenntnisse und kulturelles Verständnis für die Märkte, auf denen sich Unternehmen bewegen wollen. Die Politik ist ihrerseits gefordert, sich auf die Verbesserung der für den Internationalisierungsprozess notwendigen Rahmenbedingungen und Instrumente zu konzentrieren.

Stärkung der Eigenkapitalbasis

International wettbewerbsfähige Unternehmen sind in hohem Maße auf attraktive Finanzierung, Innovation, niedrige Bürokratiehürden und verlässliche Außenwirtschaftspolitik angewiesen. Die Finanzkrise hat erneut drastisch verdeutlicht, wie wichtig die Stärkung der unternehmerischen Eigenkapitalbasis ist. Die Innovationsanstrengungen in den Unternehmen dürfen nicht durch Finanzierungsengpässe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Deutsche Steuerpolitik und europäische Rechtsprechung

Deutschland hat ein breites Netz von Doppelbesteuerungsabkommen gespannt, mehr als 90 Abkommen sind eine solide Basis für grenzüberschreitende Aktivitäten der deutschen Unternehmen. Die deutschen Regelungen für diese Abkommen dürfen jedoch nicht die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bei ihren Auslandsengagements im Bereich der Steuerpolitik verschlechtern (siehe Brasilien, Türkei). Europäische Gesetzesvorhaben sollten konsequent auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ausgerichtet werden, neue Belastungen für die Industrie vermieden und grenzüberschreitende Tätigkeiten erleichtert werden. Der europäische Binnenmarkt wirkt als Antriebsfeder für die Internationalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen und schafft zusätzliches Wachstum und neue Arbeitsplätze.

Reduktion der Marktzugangsbarrieren sowie der Exportkontrollen

Um den internationalen Erfolg der Unternehmen zu sichern, müssen die Marktzugangsbarrieren zu allen wichtigen Auslandsmärkten deutlich gesenkt und die Verlässlichkeit von Handelsregeln verbessert werden. Essenziell für eine vereinfachte Teilnahme am globalen Handel sind dabei weltweit einheitliche und transparente Regeln. Die Welthandelsorganisation (WTO) mit ihren 153 Mitgliedern ermöglicht die internationale Verankerung verbindlicher und diskriminierungsfreier Regeln und den weltweiten Abbau von Handelshemmnissen. Ergänzend dazu hat die Europäische Union bis heute über zwei Dutzend bilaterale und regionale Handelsabkommen abgeschlossen und strebt zur Ergänzung dieses Liberalisierungsprozesses die Umsetzung einer neuen Generation von Freihandelsabkommen mit ASEAN, Indien, Kanada, Mercosur, Südkorea und der Ukraine an. Bilaterale Abkommen können sehr gezielt beidseitige Potentiale im Handels- und Investitionsbereich ausschöpfen. Ferner sind Exportkontrollen und Zoll ein wichtiger Faktor der Wettbewerbsfähigkeit. Komplizierte Exportkontroll- und Zollverfahren können die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie empfindlich belasten. Die Auswirkungen sind vielfältig und beschränken sich nicht nur auf Lieferverzögerungen oder steigende Kosten, sondern erschweren sogar die Gewinnung neuer Aufträge. Eine richtige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit im Außenwirtschaftsverkehr muss gefunden und die seitens der Politik angekündigte Entschlackung des Außenwirtschaftsgesetzes auch umgesetzt werden.

Instrumente zur Exportfinanzierung und Investitionsschutz

Die deutsche Exportindustrie hat weiterhin spürbare Probleme, Exportgeschäfte zu finanzieren und abzusichern. Die Instrumente zur Exportfinanzierung und deren Absicherung sind in der derzeitigen Finanzkrise von herausragender Bedeutung. Dieses gilt insbesondere für mittelständische Unternehmen, auf die über die Hälfte der staatlichen Hermesdeckungen entfallen. Notwendig sollte in diesem Kontext eine noch stärkere Ausrichtung auf den Mittelstand sein, indem Projekte auch unter 5 Mio. EUR finanziert werden können sowie eine Beschleunigung der Antragsverfahren garantiert wird. Mit ihren Auslandsinvestitionen erschließen deutsche Unternehmen neue Absatzchancen auf den Weltmärkten oder nutzen diese zur Verbesserung ihrer Wettbewerbssituation. Der Schutz der damit verbundenen Investitionen wird bisher auf hohem Niveau durch bilaterale Investitionsschutz- und Förderverträge gewährleistet. Mit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages im Dezember 2009 ist die Kompetenz für Auslandsinvestitionen der EU-Mitgliedsländer auf die Europäische Union übergegangen. Diese sollte schnell für Rechtssicherheit sorgen und den Fortbestand der bestehenden Investitionsschutz- und Förderverträge sichern.

Rolle von Außenhandelskammern und Botschaften

Außenhandelskammern und deutsche Botschaften sind mit ihren umfangreichen Informations- und Beratungsangeboten für deutsche Unternehmen eine wichtige Anlaufstelle in Auslandsmärkten. Sie können unternehmerische Anliegen mit Orts- und Netzwerkkenntnissen flankieren. Dazu zählen u.a. Entrée-Vermittlung gegenüber Behörden und Institutionen, Informationen zu kulturellen Eigenarten und zur politischen Situation vor Ort, zu Umweltschutzauflagen, zu regulatorischen Rahmenbedingungen (Normen, Zulassungen, Standards, Zölle, Steuern) sowie die nicht unwichtige Visa-Erteilung für ausländische Geschäftskunden. Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für die deutsche Wirtschaft ist die kostengünstige Bereitstellung von objektiven und branchengerechten Informationen über Auslandsmärkte. Hier kann Germany Trade and Invest (GTAI) als neu geschaffene Institution wertvolle Hilfestellung und Dienstleistung geben.

Fazit
Im Zeitalter der Globalisierung gibt es zur Internationalisierung von Unternehmen keine Alternativen. Diese Internationalisierung verlangt globales, vorausschauendes und interaktives Management aller Beteiligten – aus Politik und Wirtschaft. Nur dann ist Erfolg in Reichweite.

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