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Unternehmeredition 5-2014 - Fahrion Engineering

Jens Fahrion erklärt sein Mitarbeitermodell 50+

| Unternehmeredition Personal 201436 Unternehmerwelt Entscheider im Gespräch Unternehmeredition: Sie stellen viele Mitarbeiter ein, die älter als 50 Jahre sind. Wie stehen Sie zur Rente mit 63? Fahrion: Das Renteneintrittszeitalter herabzusetzen ist völlig unlogisch, da die Menschen ja immer älter werden. Es lag ja schon mal bei 65 Jahren – eingeführt wurde es im vergangenen Jahrhundert. Damals haben die Men- schen wohl etwas logischer gedacht, als die politisch Verantwortlichen heutzutage dazu bereit wären. Das Eintrittsalter von Studienabgängern liegt heute bei 30 Plus, somit muss die produktive Phase, in der die Leute Steuern zahlen, nach hinten gescho- ben werden. Die Menschen leben län- ger. Die Pensionierungsphase sollte konstant gehalten werden. Eingeführt werden soll ja auch eine Flexi-Rente. Das ist in der Tat positiv. Denn Arbeit- nehmer müssen dann nicht unbedingt mit 63 Jahren in Rente gehen. Sie ha- ben einen Spielraum, den sie individu- ell gestalten können. Welches Renteneintrittsalter schlagen Sie vor? Eigentlich könnte man es streichen. Unlängst wurde dies in Großbritannien auch getan. Allerdings muss sicherge- stelltwerden,dassmanalsUnternehmen die Mitarbeiter ab einem bestimmten Al- ter in ihre wohl verdiente Pensionierung verabschieden kann. Denn was passiert bei einem Arbeitnehmer, der 90 Jahre alt wird, den Anforderungen nicht mehr gerecht wird und überhaupt nicht daran denkt zu kündigen? Seit mehr als 15 Jahren setzen Sie auf ältere Mitarbeiter und suchen gezielt Ingenieure, die älter sind als 50 Jahre. Warum? Vor einigen Jahren hatten wir einen akuten Mangel an Projektleitern. Als Unternehmen der Fabrikplanung ar- beiten wir in Teams, die von diesen ge- führt werden. Sie müssen in der Lage sein, eine Produktionshalle komplett zu planen. Die Aufgabe ist extrem an- spruchsvoll. Studienabgänger können das in der Regel nicht bewältigen. Ge- fragt ist zudem Interdisziplinarität. Die Projektleiter sind für uns extrem wich- tig. Ohne sie wären wir nicht in der Lage, Projekte abzuarbeiten. Wie kam es zu dem Mangel? Damals kündigten mehrere Projektlei- ter gleichzeitig. Wir mussten zusehen, dass wir möglichst schnell Ersatz be- schaffen. Es war illusorisch, mit der bestehenden Mannschaft die Aufträge abzuarbeiten. Wir waren gezwungen, uns darüber Gedanken zu machen, was denn so einen Projektleiter aus- zeichnet. Auch weiche Faktoren wie Eloquenz und Verhandlungsgeschick spielten eine wichtige Rolle. Der kleins- te gemeinsame Nenner war das Alter. Wir suchten deswegen Mitarbeiter, die älter als 55 Jahren waren. Auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren Sie gerade in Baden-Württemberg allerdings mit vielen Unternehmen um die High-Potentials. Das ist richtig. In der Regel kennen uns Studienabgänger nicht. Sie machen bei den namhaften Unternehmen Praktika und bleiben häufig auch dort hängen. Es wäre vermessen zu glauben, dass wir diese Leute rekrutieren können. Sie bekommen Lockangebote, mit denen wir gar nicht konkurrieren können. ZUR PERSON Nach Abschluss des Studiums der Geographie, des Städtebaus und der Abfallwirtschaft stieg Jens Fahrion 1998 in den Familienbetrieb Fahri- on Engineering GmbH & Co. KG ein. Neben dem eigentlichen operativen Geschäft der Fabrikplanung durchlief er verschiedene innerbetriebliche Stationen vom Technischen Zeichnen über EDV-Leitung und Qualitätsma- nagement bis hin zum Projektmanage- ment für das Industrial Engineering. Im Jahre 2011 übernahm er zusammen mit seinem Bruder Eric Fahrion die Geschäftsleitung. www.fahrion-engineering.de „Das Alter für den Renteneintritt könnte man streichen“ Der Ingenieurdienstleister Fahrion setzt stark auf ältere Mitarbeiter. Vor allem als Projektleiter für die Planung großer Industriehallen kommen sie zum Einsatz. Warum diese „Old-Ager“ für das Unternehmen extrem wichtig sind, erklärt Geschäftsführer Jens Fahrion. INTERVIEW TOBIAS SCHORR

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