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Unternehmeredition 5-2014 - Viel Wind um nichts

Der Fachkräftemangel wird so nicht kommen

| Unternehmeredition Personal 201418 Titel Klartext Und ewig droht der Mangel D er Fachkräftemangel in Deutsch- land ist – gerne mit dem Adjek- tiv „drohend“ versehen – seit geraumer Zeit in aller Munde. Viele Studien überbieten sich in düsteren Szenarien nach dem Motto „je mehr fehlende Fachkräfte wir berechnen, desto höher ist die Aufmerksamkeit für unsere Ergebnisse“. Als hauptsächli- che Triebfeder für die fehlenden Fach- kräfte wird hierbei meist der demogra- fische Wandel angeführt. Dies ist nicht verwunderlich, denn die Alterung der Belegschaften und Schrumpfung der Einstiegskohorten in den Arbeitsmarkt Niveau der frühen 90er Jahre, ist aber immer noch deutlich geringer als bei- spielsweise in den 60er Jahren. Gleich- zeitig ist die Lebenserwartung seit 2000 um drei Jahre gestiegen und es gehen so viele gesunde Menschen in Rente wie in keiner Generation davor. Eine Konse- quenz dieser fitten Generation Älterer ist die starke, in der Öffentlichkeit je- doch kaum wahrgenommene Erhöhung der Erwerbstätigkeit nach der Verren- tung. Inzwischen arbeiten fünf Prozent der Bevölkerung nach der Verrentung in einem Unternehmen – dies waren gut Der lange angekündigte Fachkräftemangel wird so nie kommen – die Vorlaufzeit ist zu groß und es gibt genügend Ausweichmöglichkeiten für findige Unternehmer und politische Kurskorrekturen. VON PROF. DR. THOMAS ZWICK Die Studien und das ‚Gefühl‘ der Unternehmer unterstellen, dass das Fach- kräfteangebot statisch ist. war in den letzten Jahren bereits mas- siv, gut dokumentiert und sie wird un- gebremst noch eine Weile weitergehen. So wissen wir in der Tat jetzt bereits, dass in wenigen Jahren – wenn die Ba- by-Boomer-Generation in Rente geht – rein rechnerisch deutlich mehr gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Er- werbsleben ausscheiden werden als junge Berufsanfänger als Ersatz zur Verfügung stehen. Zudem fühlen einige Arbeitgeber bereits jetzt erste „Anzei- chen“ eines Fachkräftemangels: Dies reicht vom Gaststättenwirt, der seit Jahren seinen einzigen Ausbildungs- platz nicht besetzen kann, bis zum Großunternehmen, das nur noch 150 Bewerbungen bekommt für jede ausge- schriebene Fachkraftstelle anstatt wie gewohnt 200 Bewerbungen. Viel Fachkräftepotenzial Sind das alles überzeugende Argumen- te für einen „drohenden Fachkräfte- mangel“? Aus meiner Sicht überhaupt nicht. Die Studien und das „Gefühl“ der Unternehmer unterstellen, dass das Fachkräfteangebot statisch ist und nicht beeinflusst werden kann. So wird häufig davon ausgegangen, dass die Erwerbsbeteiligung und die berufliche Qualifikation der erwerbsfähigen Be- völkerung gleich bleiben. Dabei haben wir gerade in den letzten Jahren erst erlebt, wie stark beispielsweise die Erwerbsbeteiligung Älterer in Deutsch- land in kurzer Zeit durch die richtigen Anreize gesteigert werden kann. Das durchschnittliche Rentenzugangsalter ist seit 2000 um fast zwei Jahre ge- stiegen. Es liegt damit wieder auf dem ZUR PERSON Prof. Dr. Thomas Zwick, Jahrgang 1968, ist Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Personal und Organisa- tion an der Julius-Maximilians-Univer- sität Würzburg. Er studierte VWL in Regensburg und Nashville, promovierte mit einer Arbeit über Humankapital und Arbeitslosigkeit in Maastricht und habilitierte mit einer Arbeit über die Produktivitätswirkung von Personal- maßnahmen in Zürich. www.bwl.uni-wuerzburg.de

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