BB Entrepreneur Europe: „Klassisches Stock-Picking“

Fondsmanagerin Birgitte Olsen über die Strategie ihres Fonds BB Entrepreneur Europe, der in europäische Familienunternehmen investiert. 

Frau Olsen, sind Unternehmer Stammkunden Ihres Fonds?

Den Anteil zu berechnen ist schwierig, unserer Erfahrung nach sind es jedoch einige. Sie suchen einen Zugang zu differenziertem unternehmerischem Handeln. Da der BB Entrepreneur Europe in europäische Familienunternehmen investiert, ist das Produkt alleine deswegen für sie interessant. Es gibt durchaus Unternehmen, in die wir investieren, und Unternehmer, die wiederum bei uns investiert sind.

Wird es auch in diesem Jahr eine Endrally geben?

Wir erleben volatile Zeiten. In den vergangenen sechs Jahren war die Börse von Oktober bis März immer im Plus. Im Schnitt mehr als zwölf Prozent. Fakt ist, dass die Konjunkturprognosen besser werden. So zieht etwa die wichtige Konsumentennachfrage in den USA an. Trotz der furchtbaren Terroranschläge gilt wohl das Sprichwort: Politische Börsen haben kurze Beine. Bis Februar könnten wir neue Höchststände sehen.

Wie wählen Sie die Titel für den Fonds aus?

Beim BB Entrepreneur Europe schauen wir natürlich auch auf die Makrodaten. Doch betreiben wir klassisches Stock-Picking. Wir wählen also einzelne Titel aus, auch aus Branchen, die momentan nicht en vogue sind. Wir investierten etwa im Februar in eine Ölgesellschaft. Diese notiert heute 40 Prozent höher, obwohl der Ölpreis um mehr als 20 Prozent gefallen ist. Handelt ein Titel unter Wert, greifen wir zu.

Wie finden Sie diese Werte?

Wir investieren in Unternehmen, von denen wir glauben, dass wir sie gut verstehen, bei denen wir eine gute Due Diligence gemacht haben. Pro Jahr führen wir Gespräche mit rund 350 Unternehmen. Für die Titelauswahl ist der persönliche Kontakt ungemein wichtig.

Wie wappnen Sie sich gegen fallende Kurse?

Unser wichtigster Schutz ist ein gutes Stock-Picking. Sonst arbeitet der BB Entrepreneur Europe mit einem Stop-Loss-System. Fällt eine Aktie mehr als 15 Prozent, ist es oft besser, sie zu verkaufen. Unser Metier ist es, zwischen einer guten und einer schlechten Aktie unterscheiden zu können – wir müssen nicht einschätzen, wie der Markt sich künftig entwickeln sollte. Wir investieren lieber Zeit in den Besuch eines interessanten Unternehmens, als uns den Kopf darüber zu zerbrechen, ob wir mit Futures Long oder Short gehen.

In welchen Ländern finden Sie momentan interessante Unternehmen?

Vor allem in Südeuropa sehen wir derzeit eine deutliche Erholung. Bereits vor drei bis vier Jahren haben wir angefangen, den Markt in Spanien, Italien und Portugal zu bereisen. 39 Prozent des Volumens des BB Entrepreneur Europe haben wir dieses Jahr in Unternehmen dieser drei Länder platziert. www.bellevue.ch

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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