Aus Mangel an Alternativen

Nachdem die Marke von 8.000 Punkten im DAX eine Zeit lang gehalten hat und der Sprung über das Allzeithoch von Experten nicht mehr in Frage gestellt wurde, kehrt die Nervosität zurück. Vor allem die unsichere politische Situation in Italien nach den Wahlen bereitet Sorgen. Aber auch die konjunkturellen Unsicherheiten in Spanien und Frankreich erinnern so manchen Investor daran, dass die Euro-Krise längst nicht ausgestanden ist und sich auch Deutschland nicht abnabeln kann.

Japan druckt massiv Geld

Was bleibt, ist die Frage nach den Alternativen zu Aktien. Solange die Notenbanken weltweit Massen an Geld drucken und die Renditen für Staatsanleihen weiter fallen oder zumindest stagnieren, sind Anlagen in Aktien nahezu alternativlos. Zuletzt kündigte die Notenbank in Japan an, geldpolitische Operationen durchzuführen, so dass die Geldbasis dort jährlich um rund eine halbe Billion EUR steigt. Das sorgt für einen schwachen Yen und eine höhere Nachfrage nach japanischen Gütern im Ausland. Der Nikkei schaltete deswegen wieder in den Boom-Modus und zog kräftig an. Viele Unternehmen, ob in Japan oder in Deutschland, sind immer noch günstig bewertet und glänzen mit einer hohen Dividendenrendite. Auch deswegen stehen viele Indizes wie der MDAX oder der Dow Jones in den USA immer noch nahe ihrer Höchststände. Und das könnte auch künftig so bleiben.

Goldminenaktien unter Druck – Niedrige Preise bieten Chancen für Anleger

Alles andere als gut liefen zuletzt die Aktien der Goldminenbetreiber: Noch stärker als das Edelmetall selbst gerieten sie unter Druck. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Zum einen leiden die Unternehmen weltweit an den hohen Förderkosten. Diese steigen jährlich um bis zu 10%. In Südafrika etwa wird mittlerweile so tief gebohrt, dass die Förderung an die Rentabilitätsgrenze stößt. Dazu kamen immer wieder Streiks bei den großen Förderern. Viele Minenfirmen bauen sich deswegen ein zweites Standbein auf: Die Wiedergewinnung, also das Recycling von Gold aus Elektroschrott, wird für sie immer bedeutender. Auch ein banaleres Problem macht den Titeln zu schaffen: Seit 2003 sind sogenannte ETFs (Exchange Trades Funds) mit physischem Gold hinterlegt. Die in diesen Produkten verbriefte Goldmenge stieg in den vergangenen Jahren exorbitant an. Anstatt in die Goldminen direkt investierten Anleger lieber in die ETFs. In den vergangenen Monaten verzeichneten Goldminenfonds starke Abflüsse. Charttechnisch ist ein deutlicher Abwärtstrend erkennbar. Ein Absturz wie im Jahr 2008 ist allerdings nicht zu befürchten. Und für einen steigenden Goldpreis gibt es momentan gleich mehrere Argumente: Die Enteignung der Menschen in Zypern bereitet auch den Menschen hierzulande sorgen. Sie befürchten, dass dieses Modell nicht nur im Inselstaat angewandt werden könnte. Zudem schürt die expansive Geldpolitik der Notenbanken weltweit die Angst vor einer Geldentwertung und einem negativen Realzins. Der liegt vor, wenn der Marktzins unterhalb der Inflationsrate liegt. Das könnte eine Flucht in Gold nach sich ziehen. In der Vergangenheit zog eine Erholung des Goldpreises häufig eine noch positivere Auswirkung auf die Goldminenaktien nach sich. Antizyklische Anleger investieren bereits jetzt in die Betreiber. Viele Titel sind dividendenstark und zu tief gefallen. Goldinvestments sollten immer nur eine Beimischung für das Depot sein.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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