Das dicke Ende steht noch bevor

Denn nach einer ersten Insolvenzwelle strukturell angeschlagener Firmen stehen nun auch immer mehr gut aufgestellte Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell vor dem Abgrund. Mittelständler, die sich zwar bisher wacker geschlagen haben, bei denen es jedoch nur eine Frage der Zeit ist, bis auch hier die finanziellen Reserven aufgezehrt sind. Dann drohen sie hart zwischen die Mühlsteine von Konjunkturschwäche und Kreditklemme zu geraten. Allein im ersten Halbjahr 2009 kam für 16.650 deutsche Unternehmen das Aus – rund 14% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, geht aus einer Creditreform-Analyse hervor. Als üblicher Spätindikator des Konjunkturzyklus droht ein weiterer Anstieg der Konkurse selbst dann, wenn die Wirtschaft wieder wächst.

Immer mehr Firmen brauchen frisches Kapital, sei es um die Umsatzrückgänge aufzufangen, ihre Produktionskapazitäten an die niedrigere Auslastung anzupassen oder sich für den nächsten Aufschwung zu rüsten. Doch die Finanzierungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Kredite zu erhalten, wird zunehmend schwieriger und teurer. Hohe Risikoaufschläge, verschärfte Auflagen und mehr Sicherheiten stehen auf der Tagesordnung. Auch Private Equity-Investitionen sind zurückgegangen. Als Brandbeschleuniger dürften sich bei manchem Unternehmer Standard-Mezzanine-Programme entpuppen, die ab Mitte nächsten Jahres fällig werden – zahlreiche Unternehmen, so wird vermutet, werden nicht zur Rückzahlung in der Lage sein.

Die Unternehmen geraten jedoch auch durch eine schlechtere Zahlungsmoral ihrer Geschäftspartner in Bedrängnis. Mittlerweile sind acht von zehn Insolvenzanträgen auf die Zahlungsunfähigkeit von Schuldnern zurückzuführen. Verständlich, dass gerade in Krisenzeiten immer mehr Firmen Schutz vor Zahlungsausfällen bei Kreditversicherungen suchen. Doch aufgrund gestiegener Ausfälle und Insolvenzen sind diese immer weniger bereit, Risiken zu übernehmen. Aktuell macht sich auch das Auslaufen zeitlich begrenzter Staatshilfen wie Abwrackprämie oder Kurzarbeitergeld bemerkbar. Kein Zweifel, die Lage ist ernst, schnelle Lösungen sind gefragt. Häufig erkennen Unternehmen jedoch zu spät, wie dramatisch die Situation ist. Dabei ist Zeit gerade im Krisenfall ein entscheidender Faktor.

Frühzeitig Probleme erkennen und offenlegen, Transparenz schaffen und schnell handeln – das sind entscheidende Faktoren im Krisenmanagement. Unternehmen haben heute eher als früher die Möglichkeit, professionelle Unterstützung von unterschiedlichen Restrukturierungsberatern zu erhalten. Diese können in finanzieller wie operativer Hinsicht dazu beitragen, das Ruder herumzureißen und das Unternehmen aus der Krise herauszuführen.

Ziel der Ausgabe “Turnaround 2009 – Wege aus der Krise” ist es, Familienunternehmer und Mittelständler dabei zu unterstützen, die Herausforderungen zu meistern. Sie beleuchtet die wichtigsten Instrumente und Prozesse bei Restrukturierung und Sanierung und zeigt aktuelle Markttrends auf. Im Mittelpunkt steht dabei wieder der Unternehmer, der in Form von Interviews, Fallstudien oder kritischen Gastkommentaren selbst zu Wort kommt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inspirierende und Gewinn bringende Lektüre!

Markus Hofelich

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