Erfolgreiche Nachfolgeregelung mittels stiller Beteiligung

Proplast Fahrzeugbeleuchtung GmbH: Mit Eigenentwicklungen erfolgreich

Foto: © PROPALAST Fahrzeugbeleuchtung GmbH

Wer kennt nicht die bunten Leuchten am Heck von großen Lkw? Wenn es dunkel wird, geben sie eine gute Orientierung über die Größe des Fahrzeugs. Einer der wichtigsten Hersteller dieser sogenannten Umrissleuchten ist die Firma Proplast. Die früheren Manager haben nun den Betrieb übernommen – mit Unterstützung der von der BMH Beteiligungs-Management­gesellschaft Hessen gemanagten Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft MBG Hessen. 

Die Proplast Fahrzeugbeleuchtung GmbH wurde vor mehr als 40 Jahren gegründet. Alles begann in der Nähe von Bad Homburg bei Frankfurt mit Produktion und Vertrieb von Fahrradbeleuchtung. Etwas mehr als zehn Jahre später kam dann als weiterer Produktbereich die Beleuchtung von Nutzfahrzeugen – also Lieferwagen und Lkw – mit hinzu. Dieser wuchs durch eigene Produkt­entwicklungen und einen strukturierten Vertrieb hervorragend, sodass sich die beiden ­Gründer Rainer Haumann und Gabriele Gebhard dazu entschlossen, das Programm für Fahrradbeleuch­tun­gen nicht weiter fortzuführen. Man wollte sich auf die gut laufenden Produkte fokus­sieren – rückblickend eine wegweisende und gute Entscheidung.

Mehr als 2.500 verschiedene Produkte

Proplast entwickelt und vertreibt inzwischen alle Arten von Fahrzeugbeleuchtungen, überwiegend für Lkw, Nutzfahr­zeuge, Gabelstapler und Baumaschinen oder auch für Fahrzeuge in der Agrarwirtschaft. Zusätzlich gibt es auch Produkte für Wohnmobile und Wohnwagen. Das Sortiment des Unternehmens umfasst über 2.500 verschiedene Produkte. Zu den großen Kunden gehören unter anderem Firmen wie PSA-Peugeot, Mani­tou, Würth, Europart, Winkler Nutzfahrzeugteile, Amazone und Rauch (Landmaschinentechnik), Linde (Gabel­stapler), Streetscooter (Elektrocars) und Knaus (Freizeitfahrzeuge). Die Herstellung der Produkte erfolgt über verschiedene Lohnfertiger. Dabei ist es auch eine wichtige Basis für den langfristigen Erfolg, dass die Markenrechte und die Werkzeuge für die Herstellung im Besitz der Firma sind.

Erfolgreiche Eigenentwicklungen

Der Ansatz von Proplast war die Lieferung von Ersatzteilen. Für die Ausstattung gan­zer Fahrzeugserien ist das Unternehmen zu klein. Gerade bei den Umrissleuchten besteht aber immer wieder Bedarf für einen Ersatz, da diese Lampen bei kleineren Karambolagen als Erstes beschädigt werden. Um die Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, hatte das Team von Proplast die Idee, dass die nach außen ragenden Arme der Leuchten aus einem flexiblen Material gefertigt werden. Mit dieser Entwicklung gelang der Firma ein großer Erfolg, der sich noch immer fortsetzt. Die Leuchten lassen sich an den meisten Lkw problemlos montieren, da die Anschlüsse EU-weit genormt sind.

Mit Sonderlösung zum Auftrag

Die Firma kümmert sich mit eigenen Entwicklungen, Sonderlösungen und speziellen Designs um die Probleme und Bedürfnisse ihrer Kunden. So ging es in einem Auftrag um eine Innenbeleuchtung für Transportfahrzeuge von Lieferdiensten, damit die Boten die Waren besser finden können. Die ursprüngliche Anforderung sah einen Knopf zum Einschalten in der Fahrerkabine vor. Die Folge wäre im Zweifel gewesen, dass die Lampen aus Bequem­lichkeit immer leuchten, ihre Haltbarkeit dadurch abnimmt und der Energieverbrauch steigt. Stattdessen bot Proplast eine Lösung an, bei der die ­Leuchte an das Öffnen der Hecktüre gekoppelt ist. Diese Alternativlösung war die Basis für einen großen Auftrag. Alle neuen Pro­duk­te erhalten ein europäisches Geschmacks­muster und sind somit geschützt.

Expansion ins Ausland

Bei Proplast erfolgte kurz vor der Jahrtausendwende die Expansion ins Ausland. Erster Schritt dabei war die Gründung einer Auslandsvertretung in Österreich. Nur zwei Jahre später folgte in Tschechien ein weiterer Standort. Inzwischen liegt der Exportanteil bei mehr als 50%. Das liegt auch am Aufbau neuer Vertriebsstrukturen – insbesondere für die ausländischen Märkte. Treibende Kräfte hinter dem Wachstum waren ­unter anderem Stè­pha­nie Stoica und Paolo Maggio. Frau Stoica kam 2005 zu Proplast und verantwortete den Vertrieb in der DACH-Region. 2009 kam Herr Maggio dazu, der sich um weitere Export­märkte kümmert. Inzwischen wird der komplette europäische Markt beliefert; das Unternehmen hat Kunden in nahezu allen Ländern. Darü­ber hinaus bestehen auch Lieferbeziehungen nach Asien und Nordamerika.

Gründer Haumann und Gebhard hat­ten sich bereits früh mit der Frage einer Unternehmensnachfolge auseinandergesetzt. Sie wollten dabei die Unabhängigkeit der Firma erhalten. Daher war eine interne Lösung für die Übertragung der Firma das Ziel. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen sollte es einen Management-Buy-out geben, bei dem die beiden erfahrenen Manager und Vertriebs­experten Stoica und Maggio nicht nur die Leitung des Unternehmens übernehmen, sondern auch Gesellschafter werden.

Gründer bleiben länger an Bord

Dr. Matthias Klöpper, Successor

Über einen privaten Kontakt kam es zu ersten Gesprächen mit einer Gruppe von Investoren aus der Region Bad Homburg. Die Successor AG wurde vor einigen Jahren von Jochen Ball, Jens Klemann, Riklef von Schüssler, Andreas Ehrler, Gerald Lichter, Dr. Matthias Klöpper und Dr. Chris­tian Gans gegründet. „Wir fokussieren uns auf ungelöste Nachfolge­situationen und er­arbeiten hier ein stabiles Finanzierungs­konzept“, sagt Dr. Klöpper – einer der Partner der Gesellschaft. Ziel sei es dabei immer, das Unter­nehmen mittels einer Buy-and-Build-Strategie sowohl organisch wie auch anorganisch wachsen zu lassen.

Lösung für Rückbeteiligung gefunden

Lena Lang BMH

Ein wesentlicher Finanzierungspartner für die Nachfolgelösung bei Proplast war die von der BMH Beteiligungs-­Managementgesellschaft Hessen gemanagte Mit­telständische Beteiligungs­gesellschaft MBGH. Sie investierte eine stille Beteiligung mit einer Laufzeit von zehn Jahren. „Wir haben uns für die ­Zusammenarbeit entschieden, da wir das Investorenteam als sehr erfahren einschätzen und auch von seinem persönlichen Einsatz überzeugt sind“, erklärt dazu Lena Lang, Investmentmanagerin der BMH. Wichtig sei auch, dass die beiden Gründer angekündigt haben, die Firma weiter zu beraten und mit ihrer Erfahrung zu unterstützen. Dies wurde durch entspre­chen­de Verträge geregelt. „Zwischen den Erwerbern und den Gründern besteht ein gutes Verhältnis, das ist für die weitere Entwicklung eine solide Basis“, so Lang weiter. Zudem sah das Finanzierungsmodell eine Rückbeteiligung der beiden Gründer vor, die damit langfristig weiter mit dem Unternehmen verbunden sind und auch von zukünftigen Erträ­gen profitieren werden. Der Lead bei der Lösung für eine langfristige Finan­zierung und Entwicklung des Unter­nehmens liegt bei der Taunus Sparkasse in Bad Homburg.

Internationales Wachstum angestrebt

„Wir sind jetzt im Jahr zwei nach der Übernahme. Durch die Auswirkungen der Coronapandemie waren wir noch stark mit vielen operativen Dingen beschäftigt. Aber Proplast hat sich sehr gut geschlagen und 2021 war für uns ein gutes Jahr“, erklärt Dr. Klöpper. Als ein zusätzliches Problem hätten sich die Preissteigerungen von Vorprodukten er­wiesen, aber auch hier hat das neue Füh­rungsteam inzwischen stabile Lösungen gefunden. In der Zukunft soll gemeinsam mit der neuen Geschäftsführung das internationale Wachstum forciert werden. „Der Logistikmarkt wächst überdurchschnittlich stark und hier wollen wir mit unseren Produkten und individuellen Lösungen profitieren“, fährt Dr. Klöpper fort. Ein zusätzliches Entwicklungspotenzial sieht er durch einen Ausbau des Onlinemarketings. Und die Produktpalette soll in der Zukunft auch auf kleinere Lieferfahr­zeuge – soge­nannte Non-Highway Vehic­les – erweitert werden. Es bleibt also noch eine Menge zu tun für das neue Team bei Proplast.

redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil PROPLAST Fahrzeug­beleuchtung GmbH

Gründungsjahr: 1979

Branche: Herstellung und Vertrieb von Fahrzeugleuchten

Unternehmenssitz: Rosbach/bei Bad Homburg
Umsatz: 15 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 25
Der Beitrag ist in der Unternehmeredition 1/2022 erschienen.
Autorenprofil
Alexander Görbing

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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