„Wir geben auch in unsicheren Zeiten Transaktionssicherheit“

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Mutares ist eine Beteiligungsgesellschaft, die sich auf Geschäfte in Umbruchphasen spezialisiert hat. Dank eines ausgewogenen Portfolios ist Wachstum auch in schwierigen Zeiten möglich. 

Unternehmeredition: Inwieweit trübt das aktuell unsichere Umfeld Ihr Geschäft?

Johannes Laumann: Eine gewisse Eintrübung spüren wir insofern, als die derzeit hohen Rohstoff- und Energiepreise als Folge der Ukrainekrise bei manchen unserer Beteiligungen zu hohen Kostenanstiegen führen. Auch ist die Coronakrise noch nicht ausgestanden. Wenn in einer unserer Automobilbeteiligungen der Schichtbetrieb gestört ist, weil ein Großteil der Mitarbeiter infiziert ist, führt das zu Schichtausfällen, Produktionsausfällen und schlimmstenfalls zu Lieferschwierigkeiten. Doch die aktuelle Situation bietet auch Chancen. Immer wenn der Markt darniederliegt, gibt es vermehrt so genannte Distressed Assets. In diesem Feld sind wir in Europa einer der führenden Player, die Transaktionssicherheit bieten.

Gibt es dabei unterschiedliche Szenarien in Umbruchsituationen?

Es gibt für uns zwei unterschiedliche Szenarien. Im ersten lösen wir Sparten aus Konzernen heraus und bauen sie als eigenständige Mittelständler auf. Diese Transaktionen, das Herzstück von Mutares, sind einigermaßen unabhängig vom Markt. Im zweiten Szenario machen wir Zukäufe zum bestehenden Portfolio. In seltenen Fällen erwerben wir auch Mittelständler. Da macht es allerdings einen großen Unterschied, ob man sich in einer Boom- oder in einer Depressionsphase befindet. In einer guten Phase kauft man Mittelständler, die zwar auch Probleme haben; diese kann man lösen und danach geht es wieder aufwärts. In einer Phase wie der jetzigen ist es so, dass Unternehmen, die vorher schon in Schwierigkeiten waren, mittlerweile sehr insolvenznah sind. Solche Fälle sind für uns nur unter ganz besonderen Umständen interessant.

Werden die Chancen, die sich aus der aktuellen Unsicherheit ergeben, durch steigende Zinsen geschmälert?

Für eine Akquisition benötigen wir kaum eine Finanzierung. Weil wir Unternehmen in Umbruchsituationen übernehmen, sind die Kaufpreise sehr niedrig, meist ein symbolischer Euro. Bei einem Carve-out kommt es auch schon einmal vor, dass der Verkäufer Geld für die Restrukturierung bezahlt. Allerdings haben wir in unseren Beteiligungen natürlich gewisse Finanzierungen, sei es eine Working-Capital-, eine Vorrats- oder eine Investitionsfinanzierung. Diese Finanzierungen werden schwieriger, weil sie nicht mehr so häufig angeboten werden, und sie werden definitiv teurer.

Welche Branchen stehen bei Ihnen im Fokus?

Wir fokussieren uns auf drei Segmente. Das erste Segment ist Automotive & Mobility, ein frühzyklisches Segment. Das zweite ist Engineering & Technology; das ist ein langfristiges Geschäft und dadurch sehr spätzyklisch. Diese beiden Branchen halten sich in etwa die Waage. Dadurch verringern wir insgesamt auch das Risiko über das gesamte Portfolio. Unser drittes Segment nennen wir Goods & Services. Wir suchen hier Unternehmen, die Produkte herstellen, die ein jeder Mensch irgendwann braucht.

Wie geht es mit Mutares weiter?

Wir haben unsere Strategie im Jahr 2019 ausgebaut und fixiert. Damals hatten wir ungefähr 1 Mrd. EUR ­Umsatz und etwa 20 Mio. EUR Gewinn erzielt. Für dieses Jahr planen wir 4 Mrd. und im nächsten 5 Mrd. EUR ­Umsatz. Im selben Tempo wollen wir auch den Gewinn steigern. Weil wir auf der Portfolioseite eine gute Balance unserer Assets haben und weil sich in schwierigen Zeiten Kaufchancen ergeben, sehe ich die aktuelle Situation für uns nicht als Bürde, sondern eher als vielversprechend an.

Herr Laumann, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!


ZUR PERSON

Johannes Laumann,

Chief Investment Officer,

Mutares SE & Co. KGaA

ir@mutares.com

 

Dieser Beitrag ist im Spezial “Investoren im Mittelstand 2022” erschienen.

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