„Wir entwickeln ESG-Themen weiter“

Foto: © Tierney_AdobeStock

Triton beteiligt sich an Unternehmen mit großem Wertsteigerungspotenzial und hat dafür von 180 Investoren ein Kapital von 15,6 Mrd. EUR eingesammelt. Dabei verfolgt man immer das Ziel, die Marktpositionen der Portfoliounternehmen durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit mit den Aufsichts- und Beiräten, den Managementteams und den Mitarbeitern nachhaltig auszubauen.

Unternehmeredition: ESG-Themen spielen für Triton bei Investments eine wichtige Rolle. Wie sieht das in der Praxis aus?

Andi Klein: Bei unseren Investments haben wir sowohl defensive Aspekte im Blick als auch das Potenzial, das sich durch eine ESG-Strategie bietet. Was ist mit defensiven Aspekten gemeint? Vor und während des Erwerbs setzen wir uns genau mit den Risiken des Zielunternehmens auseinander. Das reicht in viele Bereiche, z.B. Umweltthemen, soziale Aspekte oder Felder wie Korruption. Im Hinblick auf das Potenzial analysieren wir, wie wir ESG-Themen weiterentwickeln können. Nehmen wir als Beispiel produzierende Unternehmen: Bei ihnen beschäftigen wir uns stark mit Abfallvermeidung, der Weiterentwicklung von Maschinen, neuen Technologien oder Energie-Einspar- und Recyclingmöglichkeiten. Bei Letzteren geht es um Themen wie Beleuchtung, Abluftwärme, geschlossene Kreisläufe für Abwasser, etc. Triton verfügt über ein fünfköpfiges Experten-Team, das die Portfoliounternehmen hier während der gesamten Eigentümerschaft in allen Fragen unterstützt, regelmäßig Veranstaltungen und Videokonferenzen organisiert und die Mitarbeiter, für die das Thema ESG relevant ist, miteinander vernetzt.

Ist das Thema ESG auch bei der ­Finanzierung von Bedeutung?

Ein Teil unserer mit den Banken gestalteten Finanzierung ist variabel daran gebunden, ob ESG-Kriterien und -Kennzahlen erfüllt und Fortschritte erzielt werden. Das gilt sowohl für die einzelnen Portfoliounternehmen als auch für den jeweiligen Fonds insgesamt. Von unseren Investoren bekommen wir dabei das Feedback, dass wir uns im Vergleich zu anderen beim Thema ESG im oberen Drittel befinden. Der Triton Fund V und unser Triton Mittelstandsfonds II sind auch als „Fonds mit ESG-Kriterien“ klassifiziert und wir beschäftigen uns entsprechend umfangreich mit den Markttrends. Darüber hinaus investieren wir in Unternehmen, die Bereiche von ESG abdecken – so z.B. in die Firma Fairwind, die Windparks aufbaut.

Wo sehen Sie beim Thema Digitalisierung die größten Herausforderungen und Chancen?

Auch hier verfügen wir über ein eigenes Team, das portfolioübergreifend Digitalisierungsthemen identifiziert, genauso wie über ein Netzwerk aus Spezialisten in den Portfoliounternehmen. Die größten Herausforderungen gehen meist mit der IT-Infrastruktur an sich einher. Am Anfang unseres Investments können viele Unternehmen von den eingesetzten Systemen, vom Backbone, von der Software her viele Dinge noch gar nicht umsetzen. Der größte Hebel ist dann die Optimierung interner und externer Prozesse. Bei den externen Prozessen geht es primär um die Customer Journey, also wie holt man den bestehenden oder potenziellen Kunden auf der Reise am besten ab, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu kaufen. Wie findet er das Produkt, wie wird ihm ein Angebot gemacht? Wie einfach findet er Informationen: von der Website bis zu allen anderen Wegen? An der optimalen digitalen Aufstellung dieser Punkte der Customer Journey scheitert es oft. Bei den internen Prozessen helfen wir auf vielen Ebenen. Zum Beispiel, Papier zu vermeiden, Doppelprozesse zu minimieren, konsistente Datenpools zu halten oder die Vernetzung im Unternehmen zu optimieren. Nach einer eingehenden Bestandsaufnahme ist dann oft das Ziel, ERP- bis hin zu CRM-Systemen richtig aufzusetzen oder die richtigen Systeme einzuführen.

Geben Sie uns gerne ein Beispiel.

Im Gesundheitswesen stehen Allgemeinmediziner in ländlichen Gebieten vor der Herausforderung, dass es dort häufig einen Mitarbeitermangel gibt und es sich meist um kleinere Praxen handelt; klare und praktikable, IT gestützte Arbeitsabläufe helfen dabei, dass sich die Ärzte auf die Patientenbetreuung konzentrieren können. Bei unserem Investment, der Kielstein GmbH, sind deshalb sehr gute IT-Prozesse etabliert, so dass Arbeitsabläufe immer weiter optimiert werden, um eine ideale Patientenbetreuung zu ermöglichen. Es gibt viele weitere Beispiele, bei denen interne Prozesse digitalisiert und die Logistik mit dem Bestandssystem und dem order entry vernetzt wurden. Wir binden die Kunden unserer Portfoliounternehmen oft auch an die IT-Systeme an, schalten sie z.B. virtuell auf die Lagerhaltungssyteme auf. Sie übernehmen also Prozesse für ihre Kunden, so dass diese sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Können Sie die Herangehensweise und den Mehrwert für die Beteiligungsunternehmen anhand eines Beispiels darstellen?

Wir investieren oft bei geplanten Nachfolgesituationen: Ein Unternehmer verkauft an uns und scheidet nach einer gegebenen Zeit aus seinem Unternehmen aus, bleibt aber meist noch Miteigentümer. Typisch ist, dass er als Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer das Unternehmen und dessen Wachstum stark geprägt hat. Irgendwann passiert es dann, dass die Organisationsstrukturen dem Wachstum nicht angepasst sind. In solchen Situationen denken die Unternehmer dann oft über eine Nachfolge nach. Das passiert heute viel früher als noch vor 15-20 Jahren. In diesen Situationen stimmen wir mit den Unternehmern einen gemeinsamen Fahrplan, die nötigen Veränderungen und den Zeitpunkt ihres Ausscheidens ab. Ziel ist der Aufbau einer Organisation, die nicht mehr abhängig vom Unternehmer ist. Dafür haben wir ein Playbook entwickelt, um die Themen strukturiert nacheinander anzugehen. In dem anfänglichen 2-tägigen Strategieworkshop (der dann jährlich oder 2-jährlich wiederholt wird) finden wir dann Antworten für Fragen wie: Wollen wir eine US-Expansion vorantreiben, wollen wir Unternehmen zukaufen, etc.? Aus den Antworten und festgelegten Zielen können wir sehen, was die Unternehmen auf dem Weg benötigen.

Was sind die Investitionskriterien von Triton?

Unser Private-Equity-Mid-Market-Fonds verfügt über ein Kapital von 5 Mrd. EUR. Für ihn investieren wir typischerweise in Unternehmen mit einem Wert von 0,5 Mrd. EUR oder mehr. Im Mittelstandsfonds fokussieren wir uns auf Unternehmen, die ein Eigenkapitalengagement zwischen 40 Mio. und 100 Mio. EUR benötigen. Thematisch geht es hier häufig um Nachfolgelösungen oder um Buy-and-Build-Cases, bei denen wir größere Firmen aus einem kleinen Nukleus aufbauen. Übergreifend profitieren Unternehmen sämtlicher Triton-Fonds von unseren übergeordneten Kompetenzen bei Synergiethemen wie Digitalisierung, Einkauf, ESG, Kommunikation und unserem breiten Expertennetzwerk. Der Kredit-Bereich schließlich ist ein Spezialthema: Der Fonds investiert in erster Linie in nicht kontrollierte Fremdkapitalpositionen in mittelständischen Unternehmen über die gesamte Kapitalstruktur hinweg, wobei sein durchschnittliches Investitionsvolumen typischerweise zwischen 10 und 40 Millionen Euro liegt.

Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!


ZUR PERSON

Andi Klein,

Managing Partner und Head of TSM,

Triton Beratungsgesellschaft GmbH

mittelstandsfonds@tritonpartners.com

Autorenprofil

Georg von Stein ist Gastautor.

Vorheriger ArtikelKlimakrise, Energiekrise …
Nächster ArtikelVR Equitypartner wird Wachstumspartner von Zimmer & Hälbig