„Im stürmischen Gewässer zeigt sich, wie gut ein Team funktioniert“

Gimv setzt auf innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial.

Gimv setzt auf innovative Unternehmen mit einem Wert von bis zu 250 Mio. EUR und hohem Wachstumspotenzial und beteiligt sich an ihnen mit 5 Mio. bis 50 Mio. EUR.
© Robert Kneschke – stock.adobe.com

Gimv setzt auf innovative Unternehmen mit einem Wert von bis zu 250 Mio. EUR und hohem Wachstumspotenzial und beteiligt sich an ihnen mit 5 Mio. bis 50 Mio. EUR.
INTERVIEW GEORG VON STEIN

Unternehmeredition: Wie hat sich Corona bei Gimv und ihren Beteiligungsunternehmen ausgewirkt?
Dr. Sven Oleownik: Wir wollten gleich zu Beginn der Pandemie erfassen, mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist. Da wir unsere Beteiligungen immer mit einer nachhaltigen Finanzierung ausstatten, hatten wir Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben zügig länderübergreifend klare Kompetenzcenter zu Bereichen wie Kurzarbeit, Anträgen für Staatshilfen, Liquiditätsmanagement et cetera gebildet, um unsere Beteiligungsunternehmen sowie deren Geschäftsführer schnell und gezielt unterstützen zu können und Doppelarbeiten zu vermeiden.

Was waren die wichtigsten Learnings daraus?
Auf einem Segelboot zeigt sich erst in stürmischen Gewässern, wie gut ein Team funktioniert. Unsere Beteiligungsunternehmen konnten in der Coronazeit erfahren, dass sie sich auf uns als Gesellschafter in vielfältigster Weise verlassen können. Unsere gute Vertrauensbasis hat sich noch einmal vertieft. Wir konnten schnell Maßnahmen ableiten, um Druck aus dem Kessel zu nehmen. Ein zweites Learning war: Selbst im Lockdown konnten wir mit digitalen Tools wie Videokonferenzen et cetera die Zusammenarbeit auch über Grenzen hinweg stets sichern und handlungsfähig bleiben.

Gleichzeitig haben wir die Krise genutzt, um zu überlegen, wie man aus ihr gestärkt hervorgehen kann, einige neue Engagements inklusive Add-ons für unsere Beteiligungen geprüft und auch abgeschlossen sowie sogar einen Exit vollzogen. Das Business ging natürlich auf niedrigerer Flamme, aber dennoch normal weiter. Wir sind offen für Gespräche und stellen fest, dass auch die Gesprächsbereitschaft vieler Targets zugenommen hat. Man muss die Auswirkung von Corona für das Geschäft gut verstehen – sowie fair und konstruktiv nach Lösungen suchen. Wie gesagt: In schwierigen Zeiten zeigt sich der wahre Charakter.

Welche Strategie verfolgen Sie bei Ihrem Beteiligungsunternehmen der Köberl Gruppe?
Die Köberl Gruppe ist im Bereich Gebäudetechnik und Gebäudemanagement vor allem für große Immobiliengesellschaften tätig und verfolgt die Strategie, dass diese Kunden flächendeckend den Service aus einer Hand bekommen. Bereits vor der Krise waren entsprechende Add-on-Akqui-sitionen geplant. Zusätzlich muss man nun die prinzipiellen Veränderungen im Markt der Geschäftsimmobilien einbeziehen. Beispielsweise geht die Allianz davon aus, dass 30% der heutigen Bürofläche durch Digitalisierung, Homeoffice, Sharing-Konzepte et cetera überflüssig und ein Großteil der Fläche als „Treffpunkt“ anders genutzt werden wird. Das hat auch ganz andere Vorteile, denn damit wird man Top- Mitarbeiter, die nicht umziehen möchten, gewinnen können – übrigens auch für Unternehmen, die an weniger attraktiven Standorten liegen. Diesen Trend werden wir für das eine oder andere Beteiligungsunternehmen nutzen.

Wie profitieren Beteiligungsunternehmen vom Gimv-Netzwerk zu Partnern mit unternehmerischer Erfahrung?
Wir haben in der Krise unseren Austausch mit unserem internationalen Netzwerk weiter verbessert. Das hilft bei wichtigen Themen: So stellte sich zum Beispiel bei Punch Powertrain die Frage, wie wir ein Unternehmen, das hauptsächlich in Europa agiert, nach China bringen können. In unserem Netzwerk haben wir einen Beirat gefunden, der sogar die Handynummern der relevanten Einkäufer in China besaß. Er hat geholfen, den Markt für Powertrain erfolgreich zu erschließen. Oder bei Spineart haben wir die EGS als Partner mit hereingenommen, mit der das Medizintechnikunternehmen nun das weitere Wachstum beschleunigen kann.

Erfahren Sie mehr über Gimv im Unternehmensportrait.


ZUR PERSON

Dr. Sven Oleownik ist Partner und Head of Germany bei GimvDr. Sven Oleownik ist Partner und Head of Germany bei Gimv. Zuvor war er zwölf Jahre als Managing Partner bei Deloitte für den Bereich Corporate Finance Advisory zuständig und beriet dort neben Corporates und mittelständischen Unternehmen auch Private Equity-Häuser. www.gimv.com

 

Dieses Interview ist erschienen im Spezial “Investoren im Mittelstand” 2020.

Autorenprofil

Georg von Stein ist Gastautor.

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