„Verwerfen Sie Ihre Vorurteile gegenüber Private Equity-Gesellschaften“

 

Mit der Produktion von Bestecken, Kochgeschirr, Tafelgeräten, Schneidwaren und Kaffeemaschinen hat sich die 1853 gegründete Württembergische Metallwarenfabrik weltweit einen Namen gemacht. Die WMF AG mit Sitz in Geislingen an der Steige versteht sich als Anbieter von Markenprodukten mit hohem Qualitätsanspruch und ist seit 1887 an der Börse. 2006 kam der Schweizer Finanzinvestor Capvis Equity Partners mit an Bord und übernahm 52% der Stammaktien. Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende Thorsten Klapproth über die Erfolgsfaktoren des Unternehmens, seine Zukunftsstrategie und die Zusammenarbeit mit Capvis.

Unternehmeredition: Herr Klapproth, die WMF Group konnte im Jahr 2010 hren Umsatz um 13 % auf mehr als 900 Mio. EUR steigern, den Gewinn sogar um 40% auf rund 58 Mio. EUR. Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren?

Klapproth: Das ist in erster Linie der großartigen Leistung unserer 6.005 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit zu verdanken. Ihnen gebührt ein ausdrückliches Dankeschön für ihr Engagement, sie sind und bleiben das wichtigste Fundament unseres Erfolges. Daneben sind es unsere langjährigen Kunden- und Lieferantenbeziehungen, die nachhaltigen Erfolg möglich machen. Wichtig war und ist aber auch, nicht nur in einem Segment zu wachsen, sondern durch eine gesunde Diversifizierung des Geschäfts im In- und Ausland, im Konsum- und Objektgeschäft auch einmal Schwächen in einzelnen Bereichen ausgleichen zu können, ohne durch Teilrückzüge eine starke Marktposition für die Zukunft zu gefährden. Grundvoraussetzung für diese positive Entwicklung ist die Begeisterung unserer Kunden – und das jeden Tag aufs Neue. Das Stichwort heißt hier also Innovation. Dass die WMF ein innovatives Unternehmen ist, zeigt sich nicht nur am Markterfolg, den Sie ja gerade beschrieben haben. Wir bekommen dies auch regelmäßig von Dritten bestätigt, wie gerade wieder durch die Auszeichnung, zu den Top 100 innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands zu gehören.

Unternehmeredition: 2006 kam der Schweizer Finanzinvestor Capvis Equity Partners mit an Bord und übernahm 52% der Stammaktien. Verkäufer waren die drei langjährigen WMF-Aktionäre Deutsche Bank, Münchener Rück und die Württembergische Lebensversicherung. Welche Gründe hatte das und welche wesentlichen Veränderungen ergaben sich für Ihr Unternehmen durch den Einstieg der Privat Equity-Gesellschaft?

Klapproth: Die genauen Gründe für den Einstieg bei WMF kann Ihnen natürlich nur Capvis nennen, für mich sind sie allerdings – das sage ich ganz selbstbewusst – sehr offensichtlich: Die WMF ist nicht nur ein großartiges Unternehmen, die WMF ist auch ein hervorragendes Investment. Das gilt selbstverständlich nicht nur für unsere Großaktionäre, das gilt gleichermaßen für alle unsere Aktionäre. Dividendenrenditen von über 5% sind bei uns die Regel und zusätzlich ein Kursgewinn von über 40% im Jahr 2010 sprechen für sich.

Unternehmeredition: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Capvis Equity-Partner Daniel Flaig?

Klapproth: Durchweg gewinnbringend und professionell. Herr Flaig ist Mitglied des Aufsichtsrates der WMF und bringt in dieser Position ein überaus umfangreiches und fundiertes Fachwissen mit. Von dieser Expertise und Kompetenz profitiert unser Unternehmen. Ebenso wie es im WMF-Aufsichtsrat Experten für Marken, für den Handel oder für die Technik gibt, ist ein Finanzexperte natürlich nicht nur zwingend notwendig, sondern auch überaus wertvoll.

Unternehmeredition: Auch für die Zukunft verfolgen Sie ehrgeizige Pläne: 2012 peilen Sie die Umsatzmilliarde an. Wie wollen Sie das erreichen? Welche Rolle spielt dabei die Internationalisierung?

Klapproth: Wir haben uns seit einigen Jahren das Ziel des ertragreichen Wachstums auf die Fahnen geschrieben. Dieses Ziel verfolgen wir mit aller Konsequenz und haben es in den vergangenen Jahren stets erreicht. Wir kommen, um die Entwicklung auch mal zu verdeutlichen, von einem Umsatz von knapp 578 Mio. EUR 2005. Jetzt sprechen wir von einer Milliarde! Konkret streben wir ein jährliches Umsatzwachstum von 5% an – und das organisch. Dieses Ziel verfolgen wir weiter. Die Internationalisierung spielt dabei eine wichtige Rolle. Aktuell hat die wmf group einen Auslandsanteil von 45% des Umsatzes. Diese Quote werden wir in den kommenden Jahren deutlich steigern.

Unternehmeredition: Was raten Sie persönlich Unternehmern, die erwägen, mit Private Equity-Gesellschaften zusammenzuarbeiten?

Klapproth: Verwerfen Sie Ihre Vorurteile gegenüber Private Equity-Gesellschaften – sofern diese vorhanden sind. Natürlich muss man sich ganz konkret mit der jeweiligen Gesellschaft auseinandersetzen. Private Equity ist ein höchst persönliches Geschäft: Einerseits ist die Öffnung des Unternehmens gegenüber einem neuen Partner mit starken Emotionen verbunden, und andererseits hängt der künftige Unternehmenserfolg auch bedeutend von der Wahl des richtigen Partners ab. Private Equity ist am Ende des Tages aber nichts anderes als privates Kapital: Wäre Ihnen die Alternative lieber?
Unternehmeredition: Herr Klapproth, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Thorsten Klapproth
Thorsten Klapproth ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender der WMF AG (www.wmf.de). Er begann seinen beruflichen Weg in leitenden Positionen im Vertrieb und Marketing der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH und wechselte anschließend in die interne Unternehmensberatung der Siemens AG. Bevor Klapproth in den Vorstand der WMF AG berufen wurde, war er bei der Gaggenau Hausgeräte GmbH in Gaggenau/Baden als Sprecher der Geschäftsführung weltweit für die Ressorts Vertrieb, Marketing und kaufmännische Aufgaben verantwortlich.

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