Private-Equity-Finanzierung

 

Von Matthias Kues, Mitglied des Vorstands, Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V.

Nachdem die Finanz- und Wirtschaftskrise die Realwirtschaft und die Kapitalmärkte zwei Jahre in ihrem Klammergriff hatte, war 2010 ein klarer Schritt aus der Rezession heraus. Gerade Deutschland erwies sich dabei als Konjunkturlokomotive Europas. Die Unternehmen haben mehrheitlich die Krise hinter sich gebracht und schauen optimistisch in die Zukunft. Vom schnellen konjunkturellen Aufschwung profitierte auch der deutsche Beteiligungskapitalmarkt. Nachdem das Investitionsvolumen im Jahr 2009 auf 2,78 Mrd. EUR gefallen war, wurden im vergangenen Jahr 4,44 Mrd. EUR investiert. Dabei erfüllte das Beteiligungskapital eine entscheidende Aufgabe bei der Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Rund 1.300 zumeist kleine und mittlere Unternehmen wurden mit Private Equity finanziert.

Mehrheitsbeteiligungen im Trend

Das Gros der Investitionen 2010 entfiel wie im Vorjahr auf Mehrheitsbeteiligungen (Buy-Outs). Finanzierungsanlässe sind z. B. Nachfolgelösungen im Mittelstand oder die Herauslösung von Unternehmen aus Konzernen. Das hier investierte Kapital belief sich auf 2,52 Mrd. EUR – ein Anstieg um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Die hohe Investitionssumme resultiert aber nicht nur aus kleinen und mittleren Buy-outs, wie sie seit Jahren typisch sind für den deutschen Markt. Maßgeblich zum Investitionsplus beigetragen haben auch wieder größere Transaktionen, die 2009 nur selten stattfanden. Während 2009 die Zurückhaltung der Banken, die unterschiedlichen Bewertungsvorstellungen von Käufern und Verkäufern sowie die unsicheren Zukunftsaussichten der Unternehmen noch viele Transaktionen scheitern ließen, hat sich die Lage 2010 entspannt. Gerade die positiven Perspektiven vieler mittelständischer Unternehmen eröffneten für Beteiligungsgesellschaften vermehrte Investitionschancen. So stiegen auch die mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen (Growth/Wachstumsfinanzierungen, Replacements, Turnaround) von 0,53 Mrd. EUR auf 1,26 Mrd. EUR. Unverändert niedrig blieb dagegen das Venture-Capital-Segment. Hier erreichten die Investitionen 654 Mio. EUR, im Vorjahr lagen diese bei 645 Mio. EUR.

Flexibilität für den Mittelstand

Beteiligungskapital etabliert sich zunehmend als Finanzierungsalternative für Unternehmen unterschiedlichster Größe und ist aufgrund seiner flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten ein vielseitig anwendbares Finanzierungsinstrument. Beteiligungsgesellschaften berichten von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Kapital, und gerade in der Finanz- und Wirtschaftskrise hatten viele Unternehmen Private Equity als Alternative zur klassischen Bankfinanzierung entdeckt. In Deutschland sind derzeit rund 6.000 deutsche Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert. Sie erwirtschafteten zuletzt Jahresumsätze in Höhe von 202 Mrd. EUR und beschäftigten rund 1,2 Mio. Mitarbeiter. Diese Angaben spiegeln die zunehmend steigende Bedeutung von Private Equity für die Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen wider. Dies belegt auch ein Blick auf die Investitionen des Jahres 2010. 83% der im vergangenen Jahr mit Private Equity finanzierten Unternehmen beschäftigen weniger als 100 Mitarbeiter. Von den 17% der Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern beschäftigten nur 6% mehr als 500 Mitarbeiter. Ein ähnliches Bild zeigt die Analyse der Investitionen nach der Umsatzgröße der Zielunternehmen. 62% der 2010 finanzierten Unternehmen setzten weniger als 10 Mio. EUR um, weitere 19% zwischen 10 und 50 Mio. EUR.

Ausblick 2011
Das positive wirtschaftliche Umfeld und die Konjunkturaussichten werden die entscheidenden Impulsgeber für den deutschen Private-Equity-Markt sein. Die Nachfrage nach Beteiligungskapital wird angesichts der Wachstumsaussichten der deutschen Unternehmen sicher nicht zurückgehen. Ausgehend von den jetzigen Prognosen wird das Investitionsniveau nicht hinter dem des Jahres 2010 zurückbleiben. Als attraktivste Branchen für 2011 gelten die traditionellen Sektoren Maschinen-/Anlagebau, Industrieautomation/-produkte und Handel/Konsumgüter.


Zur Person: Matthias Kues
Matthias Kues ist Mitglied des Vorstands beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Außerdem ist er Sprecher der Geschäftsführung bei der Nord Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH. Der BVK ist die Interessenvertretung der Private-Equity-Branche in Deutschland und vertritt über 320 Mitglieder, davon 217 Beteiligungsgesellschaften. Die Nord Holding stellt Mittelständlern aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung Eigenkapital und eigenkapitalähnliche Mittel zur Verfügung, insbesondere für die Nachfolgeregelung (MBO/MBI) und die Expansionsfinanzierung. Mit ihrer über 40-jährigen Geschichte zählt sie zu den ältesten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. www.bvkap.de, www.nordholding.de

Autorenprofil

Matthias Kues ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und seit 2000 Sprecher der Geschäftsführung der Nord Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft. Diese zählt zu den ältesten Private-Equity-Gesellschaften in Deutschland und blickt auf eine über 40-jährige Geschichte zurück. www.bvkap.de

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