Frisches Kapital

Blackstone, Permira, KKR, Apax usw. – die großen Beteiligungsgesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren einen Namen in der Presse gemacht und mit spektakulären Firmenübernahmen für Aufsehen gesorgt. Doch im Schatten dieser Megafonds und Milliardentransaktionen arbeiten auch immer mehr kleinere Finanzinvestoren im lokalen Mittelstand, dem sogenannten Small und Mid Market. In ihrem Geschäftsgebaren unterscheiden sie sich deutlich von den Großen der Beteiligungsbranche.

Zunehmend erfahrene Investmentteams

Gegenwärtig treffen etwa 30 lokale Mid Market-Fonds in Deutschland auf einen zunehmenden Dealflow im deutschen Mittelstand. Dazu kommen diverse europäische oder US-amerikanische Fonds, die aber nur schwer den Zugang zum deutschen Mittelstand finden. Ausnahmen bilden sicherlich Fonds aus der DACH-Region wie Capvis (CH) oder Lead Equities (A). Auch ist eine Vielzahl an regionalen Initiativen in diesem Bereich tätig wie z. B. mittelständische Beteiligungsgesellschaften, die eher Minderheitsbeteiligungen eingehen, oder auf Mezzanine spezialisierte Häuser. Eine Auswahl der führenden lokalen (deutschen) unabhängigen Private Equity-Fonds – ohne jegliche Wertung – ist in der nachfolgenden Tabelle zu finden. Insgesamt repräsentieren diese Fonds ein verfügbares Kapital von ca. 7,5 Mrd. Euro: Mit durchschnittlich etwa zehn Jahren Investitionserfahrung bilden die führenden deutschen Finanzinvestoren im Mid Market eine bereits sehr erfahrene Gruppe, die im Moment meist aus ihrer zweiten oder dritten Fondsgeneration investiert. Dabei handelt es sich aktuell meist um “vintage” (Jahr, in dem der Fonds aufgelegt wurde) des Jahres 2006 oder 2007. Die durchschnittliche Fondsgröße liegt aktuell bei um die 250 Mio. Euro. Die nächste Welle des Fundraising wird 2009/10 einen erneuten Höhepunkt erreichen. Dabei werden die Fondsgrößen jedoch relativ stabil bleiben: Daraus lässt sich auch ableiten, dass die Mid Market-Fonds ihrer Strategie treu bleiben und jeglicher “style drift” ausgeschlossen wird – die Fondsgröße determiniert letztendlich die fokussierte und lokale Investitionsstrategie der Mid Market-Fonds

Fokus auf Heimatmarkt und Familienunternehmen

Einer der wesentlichen Differenzierungsfaktoren im Vergleich zu den großen Buyout-Häusern ist die Fokussierung auf den Heimatmarkt. Eine Branchenspezialisierung wird aufgrund eingeschränkter Deal Flow-Opportunitäten in den Heimatmärkten mehrheitlich nicht verfolgt. Der Zugang zu proprietären Transaktionen charakterisiert gute Mid Market-Fonds. Dementsprechend müssen sie frühzeitig enge und vertrauensvolle Beziehungen zu potenziellen Verkäufern aufbauen. Buyouts aus familiengeführten Unternehmen stellen dabei eine wichtige Quelle dar: Viele der inhabergeführten mittelständischen Unternehmen öffnen sich zunehmend der Finanzierungsalternative “Private Equity”, angetrieben auch durch die Nachfolgeproblematik und die gestiegenen Eigenkapitalanforderungen durch Basel II. Mid Market-Fonds arbeiten mit deutlich höherem Eigenkapital-Einsatz (im Durchschnitt um die 40 bis 50% der Gesamtfinanzierung) als die großen, mehr auf “financial leverage” fokussierten Buyout-Fonds (bis zu drei Viertel oder mehr “Fremdkapitaleinsatz”). Daher sind Mid Market-Fonds weniger abhängig von der Verfügbarkeit von Fremdkapital und folglich von der Subprimekrise kaum betroffen. Die Transaktionen in Deutschland finden schwerpunktmäßig im Umfeld der klassischen herstellenden/produzierenden Industrie (Manufacturing) statt, die international eine hohe Wettbewerbsfähigkeit genießt und viele marktführende, mittelständische Unternehmen beheimatet – aufkommende Segmente mit hohen Potenzialen in der Zukunft sind die Telekommunikationsindustrie, das Gesundheitswesen, der Dienstleistungssektor sowie die Freizeitindustrie. Die Fähigkeit, operationalen und strategischen Mehrwert im Portfolio-Unternehmen zu schaffen, wird der Haupttreiber für (Fonds-)Renditen sein.

Fazit:
Das Mid Market-Segment stand bis dato kaum in der Öffentlichkeit: Viele namhafte und kleinere Finanzinvestoren arbeiten erfolgreich auf lokaler Ebene im deutschen Mittelstand. Aktuell sind etwa 30 lokale Private Equity-Fonds in diesem Segment tätig. Die zunehmende Akzeptanz von Private Equity als Mittel der Unternehmensfinanzierung in der Breite des deutschen Mittelstandes bildet ein großes Potenzial für diese Finanzinvestoren und vielfältige Investitionsmöglichkeiten.

Autorenprofil

Uwe Fleischhauer (fleischhauer@fhpe.de) ist Managing Partner bei Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP) Private Equity Consultants. Das Müncher Beratungsunternehmen ist auf die Themen Venture Capital und Private Equity spezialisiert. www.fhpe.de

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