DPE: „Private Equity verspricht auch in Krisenzeiten noch sehr gute Renditen“

© William-W.-Potter-stock.adobe.com

Corona stellt den Finanzierungsmarkt aktuell vor besondere Herausforderungen. Im September hat die DPE Deutsche Private Equity in München trotz der angespannten Lage ihren vierten Fonds bei der Rekordsumme von 1 Mrd. EUR geschlossen. Die Investorennachfrage wäre sogar noch höher gewesen. Die Unternehmeredition sprach mit Marc Thiery, geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer von DPE.
INTERVIEW EVA RATHGEBER

Unternehmeredition: Sie haben während Corona das Fundraising für den größten Buy-out-Fonds Ihrer Firmenhistorie innerhalb von nur vier Monaten abschließen können. Was waren die Erfolgsfaktoren?
Marc Thiery: Wir haben bereits drei Fonds sehr erfolgreich investiert. Dadurch entsteht natürlich das Vertrauen, dass dann der vierte und fünfte Fonds auch wieder sehr gute Anlagen sein werden. Außerdem haben wir uns über die letzten vier Jahre sehr viel Mühe gegeben, bestimmte, für uns attraktive Investoren zu identifizieren. Diesen sind wir mit Transparenz begegnet und haben ihnen die Möglichkeit geboten, uns sehr gut kennenzulernen. Als institutionelle Private Equity-(PE-)Firma sind wir auf mittelständische Wachstumsunternehmen fokussiert und haben uns den Ruf erarbeitet, diesen ein sehr verlässlicher Partner zu sein sowie Firmen wirklich bei der Weiterentwicklung zu helfen. Hinzu kommt, dass wir mit unseren 43 Mitarbeitern über eines der größten Teams am deutschsprachigen Private Equity-Markt verfügen. Es gibt aber im Grunde genommen nicht die „Magic Bullet“ – letzten Endes ist es immer eine Kombination unterschiedlicher Faktoren, die darüber entscheidet, warum jemand in einen Fonds investiert.

Unternehmeredition: Wer sind die wesentlichen Investoren in Ihren neuen Fonds und wie viele von ihnen konnten Sie neu gewinnen?
Thiery: 55% des Geldes stammen von existierenden Investoren, 45% von neuen. Wir haben uns das Ziel gesetzt, große und bedeutende Investoren zu gewinnen, was uns auch gelungen ist. In unserem Investorenkreis sind einige Pensionsfonds, beispielsweise PGGM, der zweitgrößte Pensionsfonds in Holland, KLP, der größte Pensionsfonds von Norwegen und das State of Wisconsin Investment Board (SWIB). Ferner sind Versicherungen vertreten, wie zum Beispiel Nationale Nederlanden, die größte Lebensversicherung in Holland, oder Nippon Life aus Japan. Darüber hinaus haben wir Caisse des Dépôts (CDC), den Investmentarm der französischen Regierung, und weitere große Investmentgesellschaften wie Ardian, GCM, Adams Street oder Alpinvest für uns gewinnen können. Da wir als Firma wachsen, brauchen wir Investoren, die auch skalieren können, also nicht bloß eine einmalige Summe investieren, sondern über die Zeit auch größere Summen investieren können.

Unternehmeredition: Ihr Erfolg deutet darauf hin, dass Private Equity als Anlageklasse nun endlich auch hierzulande beliebter und bekannter wird. Würden Sie das unterschreiben und welche Renditen sind hier zu erwarten?
Thiery: Global würde ich das auf jeden Fall unterschreiben. Private Equity ist eine Anlageklasse, die auch in diesen schwierigen Zeiten noch sehr gute Renditen verspricht. Die Renditen aller Anlageklassen sind ja stark nach unten gegangen. Unsere Minimumerwartung als Fondsgesellschaft ist, dass wir unser Geld über die Fondslaufzeit verzweieinhalbfachen. Bei Megafonds wie zum Beispiel CVC Capital Partners, Apax Partners oder Kohlberg Kravis Roberts (KKR) liegt die Renditeerwartung eher beim 1,8- bis Zweifachen. Dafür kann man in solchen Fonds natürlich sehr viel mehr Geld unterbringen. Unter den großen Fonds ist der Wettbewerbsdruck mittlerweile aber so groß, dass eine dreifache Rendite selten erzielt werden kann.

Unternehmeredition: Ab welchem Betrag kann man sich denn in Ihren Fonds engagieren und für wie lange bindet man dann sein Kapital?
Thiery: Für unseren Hauptfonds war das Investmentminimum 5 Mio. EUR. Wir haben aber noch einen Affiliate-Fonds für Privatinvestoren, der maximal 40 Mio. EUR groß wird. Diesen haben wir aufgelegt mit dem Ziel, unsere wichtigsten Businesspartner, Manager und Beiräte enger an uns zu binden. Hier beläuft sich die minimale Investitionssumme auf 200.000 EUR. Unsere Fonds sind auf zehn Jahre ausgelegt; es gibt aber Verlängerungsoptionen für weitere zwei Jahre. Normalerweise ist das Kapital nach sechs bis acht Jahren komplett zurückgeflossen.

Unternehmeredition: Zum Finanzierungsmarkt: Welche Auswirkungen sehen Sie durch die Coronakrise?
Thiery: Viele Verkäufer sind verunsichert und wissen nicht, ob sie ihre Zahlen erreichen. Voraussetzung für einen guten Verkauf ist ja, dass sich im Zeitraum der Verkaufsabwicklung, die in der Regel vier bis sechs Monate dauert, die Ergebnisse nicht unerwartet verschlechtern, sodass man gezwungen ist, den Verkauf abzubrechen oder eine starke Preisreduktion in Kauf zu nehmen. Diese Verunsicherung hat den deutschen Mittelstand stärker getroffen als den Corporate-Sektor oder Private Equity-Firmen. Familienunternehmen verkauft man in der Regel nur einmal und dann eher nicht unter Druck. Gerade in so unsicheren Zeiten wie diesen denken sich viele Familienunternehmer, dass es besser ist, abzuwarten und kein Risiko einzugehen. Daher ist das Deal-Volumen etwa um ein Viertel niedriger als im Vorjahr. Jetzt stürzen sich alle auf die wenigen Angebote. Hinzu kommt, dass PE-Firmen im ersten Halbjahr 2020 viel mit ihren Portfolios zu tun hatten. Es gab einige Restrukturierungen und Insolvenzen; es blieb wenig Zeit, zu investieren. Jetzt versucht man, das nachzuholen. Deshalb sind die Nachfrage und das Preisniveau aktuell sehr hoch.

Unternehmeredition: Wie gelingt es Ihnen, trotz der hohen Preise Rendite zu erzielen?
Thiery: Wie bereits betont, sind wir sehr wachstumsorientiert. Wir helfen Unternehmen, deutlich schneller zu wachsen und eine größere, professionellere Firma zu bauen. Wir ermutigen das Management, ihre unternehmerischen Visionen umzusetzen, Risiken einzugehen, ihr Team auszubauen und neue Märkte zu erschließen. Von der Finanzierungsstruktur sind wir eher konservativ, das heißt, wir setzen relativ wenig Fremdkapital ein, damit weniger Kapital abfließt und genügend Cashflow für unternehmerisches Handeln übrigbleibt. Im Durchschnitt beschleunigen wir das Wachstum unserer Portfoliounternehmen organisch und mittels Add-ons um rund 20% pro Jahr. Damit das funktioniert, sind wir unter anderem durchschnittlich etwa einen Tag pro Woche beratend bei der Portfoliogesellschaft vor Ort.

Unternehmeredition: Welche Branchen stehen vor allem in Ihrem Fokus?
Thiery: Wir investieren in fünf Sektoren: Gesundheitsmarkt, IT und Software, Business Services, Energie und Umwelt sowie Industrietechnologie. Das sind alles Sektoren, die fundamental stark wachsen. In einem sehr wettbewerbsintensiven Markt gewinnt man das Vertrauen von Unternehmern am besten, wenn man sich spezialisiert und Investoren-Know-how vorweisen kann. Das ist auch wichtig, um die Wertschöpfungspotenziale zu erkennen und umzusetzen. Die Themen sind bei Wachstumsunternehmen ja in der Regel ganz andere als bei langsam wachsenden Unternehmen, bei denen zum Beispiel oft Kostenkontrolle im Vordergrund steht. Bei Wachstumsunternehmen geht es darum, wie man die Organisation vergrößert, wie man Strukturen und Prozesse kontinuierlich verbessert und aufbaut, um dem Wachstum Genüge zu tun. Mit diesen Problemstellungen kennen wir uns bestens aus und können wirklich sinnvoll unterstützen. Deshalb glauben wir, dass wir unserer Wachstumsstrategie und unseren fünf Branchen treu bleiben sollten.

Unternehmeredition: Was möchten Sie unseren Lesern, vor allem Unternehmern und ihren Familien, mit auf den Weg geben, wenn sie künftig an Private Equity als Wachstumskapital oder als Übernehmer ihres Lebenswerks denken?
Thiery: Wenn man sich Private Equity ins Boot holt, sollte man es nicht nur wegen des Geldes tun, sondern um sich einen langfristigen Partner an die Seite zu holen, der einem wirklich einen Mehrwert für die Unternehmensentwicklung bringt. Es gibt mittlerweile sehr viele PE-Firmen und die meisten liefern sehr viel mehr als nur Geld. Mein Rat wäre, sich die Beteiligungsfirma genau anzusehen. Dafür ist es nötig, viel Zeit in Gespräche mit den handelnden Personen zu investieren und eine tiefer gehende Due Diligence zu betreiben – beispielsweise, indem man mit den CEOs der anderen Beteiligungen der Private Equity-Firma redet, sich vielleicht auch mal den Track Record anschaut und sich zeigen lässt, was aus den bisherigen Portfoliofirmen geworden ist. Der Preis ist wirklich nicht alles. Es ist zehnmal wichtiger, den richtigen Partner zu finden.

Unternehmeredition: Herr Thiery, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch.


ZUR PERSON

Marc Thiery ist geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der DPE Deutsche Private Equity. Die DPE ist eine unabhängige deutsche Beteiligungsgesellschaft, die in mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz investiert. Seit der Gründung im Jahr 2007 in München hat DPE erfolgreich vier Fonds aufgelegt. Damit verwaltet sie ein Gesamtvermögen von 2,2 Mrd. EUR.

 

 

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

Vorheriger ArtikelStarcode übernimmt ORYX Technologies
Nächster ArtikelMerkur Privatbank trauert um Seniorchef