Corporate Finance nach Corona – die Serie, Teil 2

Abacus Alpha: „Das Spektrum zu beachtender Risiken hat sich definitiv erweitert“

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den M&A-Sektor?
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Spätestens seit März ist die deutsche Wirtschaft im Würgegriff der Corona-Pandemie. International vernetzte Firmen spürten die Auswirkungen bereits seit den ersten drastischen Maßnahmen in China zum Jahresbeginn. Seit Mai nun bahnt sich eine Lockerung an. Welche Auswirkungen hat die aktuelle Krise auf den M&A-Sektor? Wie haben die Dealmaker die vergangenen Wochen erlebt? Wie blicken sie in die Zukunft? Unternehmeredition befragte einige erfahrene Manager zu ihren Einschätzungen. Im Gespräch mit Frank Hüther

„Der Geschäftsbetrieb in unseren Portfoliounternehmen ist glücklicherweise nicht zum Erliegen gekommen. Einige Unternehmen, vor allem die Ingenieurgesellschaften, haben sich bisher sogar erstaunlich krisenresistent gezeigt, andere haben jedoch zu kämpfen“, schildert Frank Hüther, Geschäftsführer bei der Abacus alpha GmbH, die Lage. Für einige Minderheitsbeteiligungen wurden erfolgreich KfW-Förderkredite beantragt. Die Abstimmungsprozesse mit den Hausbanken hätten allerdings vergleichsweise lang gedauert und seien aufwändig gewesen.

Nun richte man bei Abacus alpha den Blick nach vorne und es werde kontinuierlich weiter am Dealflow gearbeitet. Zukäufe seien möglich, aber das aktive Scouting wurde aufgrund der Reisebeschränkungen zurückgefahren. Zudem agiere man noch etwas risikobewusster als sonst, denn „das Spektrum zu beachtender Risiken hat sich definitiv erweitert“.

Die Investitionsstrategie möchte man bei der Beteiligungsgesellschaft unabhängig von der aktuellen Krisen-Situation beibehalten. „Es würde unserem langfristigen Ansatz widersprechen, jetzt ein coronabedingtes ´Schnäppchen´ zu adressieren. Unser Investitionsfokus steht fest. Lohnend sind für uns immer solche Investments, die ein langfristig profitables Wachstum erwarten lassen“, erklärt Hüther.

Für die Zukunft rechnet er für den Gesamtmarkt mit tendenziell sinkenden Multiples und insgesamt realistischeren Unternehmensbewertungen. „Die Corona-Krise könnte potenziell überbewertete Targets ein Stück weit entzaubern und die Preise für stabilere und erfolgsträchtigere Unternehmen erhöhen“, erwartet Hüther. Es bleibe allerdings abzuwarten, wie sich zum Beispiel das Segment der Start-ups entwickeln wird. Er hofft, dass das befürchtete Start-up-Sterben ausbleibt.

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf geplante Verkäufe von Unternehmen aus. Sowohl die Verkäufer- als auch die Käuferseite bewerten ihre Positionen aufgrund der geänderten Marktbedingungen neu. Ein allgemein-gültiges Patentrezept sieht Hüther derzeit nicht: „Gute Unternehmen können überzeugend darlegen, dass eine temporäre Ertragsschwäche nichts mit dem Geschäftsmodell an sich, sondern den vorübergehend verschlechterten Rahmenbedingungen zu tun hat.“ Grundsätzlich sollten Inhaber nicht zu lange mit dem Verkauf zögern, denn das Risiko, dann irgendwann verkaufen zu müssen, sei mit und ohne Corona immer gegeben.

„Die Corona-Krise – ausgelöst von einem Virus und nicht durch laxe Regeln der internationalen Finanzbranche – hat praktisch alle Lebensbereiche der Menschen weltweit tangiert, das öffentliche und wirtschaftliche Leben zum Teil zum Erliegen gebracht und wird in einigen Branchen tiefe Spuren hinterlassen“, schätzt Hüther die aktuelle Lage ein. Folge man der Einschätzung führender Wirtschaftsinstitute, dann würden die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise allerdings bei weitem massiver und länger anhaltend sein als bei der Finanzkrise 2008/2009. Zugleich hat er aber die Hoffnung, „dass wir die Schäden vergleichsweise schnell verarbeiten können“. Bei Abacus alpha kehren die Teams inzwischen langsam wieder aus den Homeoffices in die Büros zurück. Hüther rechnet damit, dass Videokonferenzen bis auf Weiteres dennoch zum Alltag gehören werden und dass Dienstreisen auf das absolut notwendige Maß reduziert werden.


ZUR PERSON

Frank Hüther ist Geschäftsführer bei der Abacus alpha GmbH. Der Diplom-Kaufmann war zuvor in leitenden Positionen sowohl bei Konzerngesellschaften als auch bei Mittelständlern, einem Verband und mit eigenen unternehmerischen Aktivitäten tätig, zumeist mit Fokus auf technologiebasierte Produkte und Dienstleistungen im B2B-Bereich. www.ab-alpha.de

 

 


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1. Board Xperts: “Es gibt auch Gewinnerbranchen”
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Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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